Düsseldorf/Olpe/Siegen. . Der jüngst vorgestellte Entwurf eines neuen Jagdgesetztes in NRW bringt die Jägerschaft in Wallung. NRW-Umweltminister Remmel will unter anderem verbieten, dass streunende Katzen geschossen werden. Der Landesjagdverband kündigt eine Aussprache in fünf Regionalkonferenzen an.

Es brodelt in der Jägerschaft. Anruf bei Heinz-Hartmut Müller, Vorsitzender der Kreisjägerschaft Siegen-Wittgenstein. Stichwort: Entwurf eines neuen Landesjagdgesetzes. „Es hat keine Änderung benötigt“, sagt der 69-Jährige. „Die so genannten Neuerungen haben nichts mit Ökologie zu tun, sondern mit Parteiideologie.“ Müller nimmt Umweltminister Johannes Remmel ins Visier. „Wenn ich keine Tiere mehr auf meinem Grundstück schießen darf, die auf der roten Liste stehen, ist das eine klammheimliche Enteignung durch die Hintertür.“ Und schiebt hinterher: „Aber was wissen Grüne schon von Eigentum?“

Von der Jagdpraxis entfernt

Müller regt die Ferne des Entwurfs zur Jagdpraxis auf. Das geplante Verbot, wildernde Katzen zu erschießen, kann er nicht nachvollziehen. „Jede Katze tötet jährlich 300 bis 400 Kleinvögel oder Kleinsäugetiere. Und jetzt? Was wird jetzt aus dem Biotop?“

Ähnliche Sorgen treiben Karl Josef Fischer, Vorsitzender der Kreisjägerschaft „Kurköln“ Olpe, um: „Wir wären froh, wenn wir als Jäger nicht mehr Katzen töten müssten. Es gibt nur Konflikte. Die Katzen machen große Probleme. Die Tierheime quellen über.“ Er sieht die Katzenhalter in der Verantwortung. „Bei den Hunden funktioniert das doch auch.“ Dass keine Tiere mehr geschossen werden dürfen, die auf der roten Liste stehen, lässt den 55-Jährigen ratlos zurück: „Der Feldhase stand auch schon auf dieser Liste.“

Bedenkliche Positionen

Gemäßigter als die beiden Jäger aus der Region formuliert Ralph Müller-Schallenberg aus Leverkusen, Präsident des Landesjagdverbandes, seine Bedenken gegen den Entwurf. Das Papier enthalte akzeptable, bedenkliche und nicht hinnehmbare Positionen. Klar sei allerdings bereits jetzt, dass die Positionen extremer Jagdgegner keine durchschlagende Resonanz finden würden. Müller-Schallenberg: „In NRW wird die Jagd nicht abgeschafft. Dafür gibt es weder eine politische noch eine rechtliche Grundlage.“ Dies habe der Landesjagdverband in den vergangenen zwei Jahren in Gesprächen mit der Landesregierung offensichtlich klar stellen können.

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Aus dem Mund von Minister Remmel hört sich das Vorhaben vor dem Hintergrund der Kritik der Jägerschaft anders an: „Das neue Gesetz“, so der Grüne, „hat zum Ziel, die gesellschaftliche Akzeptanz der Jagd zu stärken und die Jägerinnen und Jäger in ihrer Verantwortung und ihrem Engagement für Natur und Umwelt zu unterstützen.“ Es gehe darum, die Jagd als Praxis mit Tradition und breiter gesellschaftlicher Verankerung zu bewahren: „Dies wird auf Dauer nur gelingen, wenn sich die jagdlichen Regelungen und damit auch die Praxis an die heutigen Anforderungen der Gesellschaft im Hinblick auf Tier- und Naturschutz anpassen.“

Basis soll mitdiskutieren

In der Vergangenheit hatte es nach Einschätzung des Umweltministeriums heftige Kritik an althergebrachten Jagdmethoden gegeben. Hierzu zählten unter anderem die Fallenjagd, der Abschuss von Katzen und Hunden und die Ausbildung von Jagdhunden an flugunfähig gemachten Enten.

Der Landesjagdverband will mit aller Entschlossenheit die Basis in die Meinungsbildung zum Gesetzentwurf einbeziehen. Der Verband, ihm gehören 52 Kreisjägerschaften an, will in fünf Regionalkonferenzen den Entwurf diskutieren. Grundlage liefert ein 12-Punkte-Forderungskatalog: Das fängt bei der Fütterung des Wildes in Notzeiten an und hört beim Schutz der Tiere vor wildernden Katzen lange nicht auf.

Auf der Internetseite des Umweltministeriums gibt es Antworten auf die wichtigsten Fragen zum Entwurf des neuen Ökologischen Jagdgesetzes.