Hilchenbach. Winzig kleine Windräder drehen sich oben auf dem Bioreaktor der Kläranlage Ferndorftal. Das eine ist in zehn, das andere in 15 Metern Höhe an einem Metallrohr befestigt. Auf einem Display kann Achim Parbel Windstärke und Windrichtung ablesen. 1,3 Meter pro Sekunde treiben gerade den unteren 1,7 Meter den oberen Propeller an. „Je höher, desto besser.“ Jeder Meter würde den Ertrag an Windenergie potenzieren — zwei Meter mehr ergäben den vierfachen Betrag. Wenn das kleine Rädchen ein echtes Windrad wäre.

Wie sparen die Stadtwerke Stromkosten?

Betriebsleiter Werner Otto arbeitet schon lange an der Stromrechnung der städtischen Kläranlage. Von 1,8 auf 1,1 Millionen Kilowattstunden ist der Verbrauch in den letzten Jahren gedrosselt worden. „Wir sind dabei, das Letzte herauszukitzeln“, sagt Bürgermeister Hans-Peter Hasenstab. Der jüngste Beitrag fällt beim Blick herab vom Turm direkt ins Auge: die neue Wärmerückgewinnungsanlage des Bioreaktors. Die beim Kompostieren des Klärschlamms entstehende Abwärme beheizt nun das Betriebsgebäude. Macht 8000 Euro Ersparnis im Jahr.

Was leisten die Sonnenkollektoren auf der Wiese?

Wenn alle Einsparmöglichkeiten ausgereizt sind, kommt Achim Parbel ins Spiel. Der Geschäftsführer der Netphener Ingenieurgesellschaft Dörnbach Energie hat den Hilchenbachern bereits gezeigt, wie sie mit Solarmodulen einen Teil des benötigten Stroms selbst erzeugen können — bis zu 30 Prozent an sonnigen Sommertagen, um die 19 Prozent im Jahresschnitt. Die Kollektoren können auf einem Teil der Wiese neben dem Klärwerk aufgestellt werden — die Schafe müssten noch nicht einmal Platz machen, meint Werner Otto: Die könnten sich dann sogar im Regen unterstellen.

Was bringt der Wind?

Im Mai ist das Jahr der Messungen vorbei. Dann wird sich herausstellen, wie viel Herbststürme und andere Brisen zur Stromerzeugung auf der Kläranlage beisteuern können. Um einen zweiten Hilchenbacher Windpark, der zudem sozusagen exterritorial auf Kreuztaler Stadtgebiet läge, geht es nicht. Eher um eine Kleinwindanlage, die noch nicht einmal wie ein Windrad aussehen muss. „Es gibt so ein kaminartiges Teil“, weiß Bürgermeister Hasenstab. Bis zu zehn Metern Höhe müssten die Hilchenbacher noch nicht einmal eine Baugenehmigung bei der Stadt Kreuztal beantragen. „Die Geräuschentwicklung ist nicht größer, als wenn Sie da einen Fahnenmast hinstellen“, sagt Achim Parbel.

Solaranlagen für Klärwerke hat Parbel schon viele geplant, eine der nächsten entsteht in Deuz. Windkraftanlagen sind im Siegerland seltener, weil meist Berge im Weg stehen. Im Ferndorftal aber nicht — da weht es meist in Flussrichtung. „Ich kenne das vom Radfahren“, sagt Werner Otto, „in einer Richtung hat man immer Gegenwind.“ 160 000 Euro betrug zuletzt die Stromrechnung, die die Stadtwerke für das Klärwerk zu bezahlen hatten. Wenn die durch den Einsatz der Sonnenkollektoren um ein Fünftel und durch ein kleines Windrad um ein weiteres Fünftel verringert werden kann, wäre am Ende auch der Hilchenbacher Gebührenzahler glücklich. Realistisch ist das, sagt Achim Parbel: „Die Quoten, die wir erreichen, liegen zwischen zehn und 50 Prozent.“

Und warum nicht gleich ein ganzer Wind- und Sonnenkollektorenpark neben den Klärbecken?

Das, so sagt Ingenieur Achim Parbel, wäre „nicht zielführend“. Denn erzeugt werden soll nur der Strom, der auch an Ort und Stelle benötigt wird — am besten dann, wenn er gebraucht wird. Deshalb werden die Solarmodule auch nicht nach Süden ausgerichtet. Sie bekommen dann weniger von der Mittagssonne mit, fangen aber morgens früher und abends länger Sonne ein. „Das passt besser.“ Deshalb ist auch bei dem Windrad auf dem Bioreaktor erst einmal von kleinen Dimensionen die Rede: Eine Zehn-Kilowatt-Anlage erzeugt zwischen 30 000 und 50 000 Kilowattstunden im Jahr. Zum Vergleich: 20 Millionen Kilowattstunden sind der Ertrag des Bürgerwindparks auf der Lümke.

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