Siegen-Wittgenstein. . Statt von der Polizei werden Schwerlasttransporte im Siegerland künftig von privaten Unternehmen eskortiert. Es ist ein Pilotprojekt, das die Polizei entlasten soll. Bisher waren jede Nacht zwei bis drei Streifenwagen unterwegs, die Schwertransporte zur Autobahn geleiteten, bis zu 20 pro Abend.
Mit dem Transport von riesigen Kesselböden der Firma König in Netphen am Montag ins bayrische Abensberg ist das anders: Erstmals eskortierte das Fahrzeug eines privaten Unternehmens die Kolonne zur Autobahn, die Polizei kann sich ihren eigentlichen Aufgaben zuwenden.
Siegen-Wittgenstein ist mit dem Oberbergischen Kreis und dem Kreis Krefeld Teil eines Pilotprojekts, die Regelung zunächst auf drei Monate beschränkt. Man wolle sehen, wie sich das Verfahren bewährt, wo Fehlerquellen liegen, so Jürgen Griesing von der Kreispolizei, wenn alles wunschgemäß funktioniert, soll das Projekt Schule machen. In Land und Bund.
Polizei kann sich auf eigentliche Aufgaben konzentrieren
„Eine Win-win-Situation“, sagt Landrat Paul Breuer, dem das Projekt seit jeher am Herzen lag: Die Polizei wird entlastet, kann sich auf ihre eigentlichen Aufgaben konzentrieren, während die Unternehmen deutlich mehr Planungssicherheit haben. Selbst wenn es einen Transporttermin gab und die Kolonne unterwegs war, konnte es immer passieren, dass der Streifenwagen zu einem Unfall gerufen wurde und die Logistik ins Stocken geriet. „Gerade an Häfen müssen wir Termine einhalten, sind wir nicht da, ist das Schiff weg“, erklärt Unternehmer Jochen König. „Eine pünktliche Abfahrt ist uns garantiert“, freut sich auch Jörg Reichmann, Vorsitzender der STL-Logistik aus Haiger. „Das kostet schnell Tausende Euro.“
27.000 Transporte im Jahr begleitet die NRW-Polizei, wie der Verkehrsreferent im Innenministerium, Michael Frücht, mitteilt. Er wirbt beim Verkehrs- und Innenministerium des Landes, die sich die Zuständigkeit teilen, nach gelungenem Abschluss des auf drei Monate befristeten Projekts dafür, dass das Modell schnell Schule macht. „Momentan gibt es gesetzliche Ausnahmen für Schwertransporte, die Polizeieskorte ist Pflicht. Es liegen zwar Beschlüsse vor, das zu ändern, aber es muss noch in ein Gesetz überführt werden.“
Begleitfahrzeug geben Warnhinweise
Für die Firma Dreisbach&Böcking aus Wilnsdorf wurde von vier am Projekt beteiligten Speditionen das Begleitfahrzeug angeschafft und ausgerüstet: Zwei gelbe Blinklichter und eine Anzeigetafel, die verschiedene Verkehrszeichen darstellen kann, das Achtung-Schild (Dreieck mit Ausrufezeichen) oder Durchfahrt verboten (rund mit rotem Rand).
Bisher war es so, dass das vorausfahrende Polizeifahrzeug Warnhinweise gab oder Abzweige für den passierenden Sattelschlepper sperrte. Läuft das Projekt wie erhofft, erledigt das das Begleitfahrzeug. Die Fahrzeuge hinter dem Lastwagen werden bereits jetzt vom Spediteur gestellt und begleiten die Brummis auch auf der Autobahn.