Kreuztal/Grevenstein/Warstein. . Die Sommerhitze der vergangenen Wochen hat auch beim Bier die Nachfrage kräftig nach oben getrieben. Trotzdem: Das lang andauernde Sommerwetter hilft den südwestfälischen Brauereien nur beim Aufholen der Verluste. Denn das Frühjahr war zu kalt und verregnet.

Das schöne Sommerwetter der vergangenen Wochen hat zu einem Absatz-Rekord geführt: Mit einem Ausstoß von über 625.000 Hektoliter Bier im Juli meldet die Krombacher Brauerei das beste Monatsergebnis in der Geschichte des deutschen Marken-Marktführers. Bisheriger Rekordhalter war der Juni 2010. Besonders dazu beigetragen habe die gesamte Weizen-Palette, Radler sowie Fassbrause, berichtet Unternehmenssprecher Dr. Franz-Josef Weihrauch.

Dass die Freude darüber nicht überschäumt, hat zwei Gründe: „Das kalte und verregnete erste Halbjahr war für keine Brauerei besonders gut“, ergänzt der Sprecher. „Der Juli hat das wieder geradegerückt.“ Das heißt, das Minus musste aufgeholt werden. Und dann drohen schon am Horizont Herbst und Winter. Für Brauer sei das vierte Quartal meist schwierig, so Weihrauch.

Druck an der Pils-Front

Aber zurück zum ersten Halbjahr, das Krombacher mit einem „moderaten Ausstoß-Minus“ von 1,2 Prozent abschloss - im Gegensatz zur Brauerei Veltins aus Meschede, die es mit über sechs Prozent deutlich härter traf. Weihrauch sprach von „Druck an der Pils-Front“ trotz inzwischen 10 Prozent Marktanteil - das heißt, jedes zehnte konsumierte Pils in Deutschland stammt aus Kreuztal-Krombach.

Dennoch: „Durch einen schönen Sommer sind die strukturellen Probleme des Marktes nicht zu beheben. Aber dadurch sind wir wieder im Plus. Alles, was jetzt hereinkommt, ist ein Polster für das vierte Quartal“, so der Krombacher-Sprecher, der für das Gesamtjahr mit einem „kleinen Minus“ rechnet.

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Bester Fassbrause-Monat

Auch für Veltins in Grevenstein war der Juli „einer der besten Monate der Unternehmensgeschichte“, wie Sprecherin Kerstin Raschke berichtet. Für Fassbrause sei er der „beste Monat überhaupt“ gewesen. Auch bei Veltins bleibe abzuwarten, inwieweit das schöne Sommerwetter das kalte erste Halbjahr ausgleichen könne.

Nach Brauerei-Angaben ergibt sich die wohl interessanteste Verschiebung durch die Renaissance des Radlers - bei einem Rückgang des Biermix-Marktes im ersten Halbjahr um 13,6 Prozent. Schon vielfach als Senioren-Bier verspottet, fand Radler den Anhaben zufolge „zu alter Stärke zurück“ und erreichte im vergangenen Jahr nach deutlichen Rückgängen seit 2006 wieder einen Anteil von 48,6 Prozent am gesamten Biermixsegment.

Grund: Die Einführung alkoholfreier Radlersorten und der Wechsel mancher Verbraucher vom Lemon-Biermix. Kurios: In Bayern, dem Ursprungsland des Radlers, ist die Haushaltsdurchdringung nach Veltins-Angaben mit 26 Prozent besonders niedrig. Grund: Gastronomen und Verbraucher mischen hier oft noch selbst.

Warsteiner mit Plus

„Ganz zufrieden“ mit dem ersten Halbjahr zeigte sich die Warsteiner Brauerei. „Wir freuen uns, dass wir mit dem Beginn der Grillsaison zweistellige Zuwächse haben“, sagte Sprecherin Christiane Willeke. Wie sich das auf das Gesamtergebnis auswirke, müsse man sehen.

Warsteiner sieht sich auf „klarem Wachstumskurs“. Der Absatz der Dachmarke Warsteiner stieg den Angaben zufolge im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 1,6 Prozent. Das Pilsgeschäft wuchs durch die Einführung von Warsteiner Herb um 1,7 Prozent, Alkoholfrei erzielte ein Plus von 2,2 Prozent. In den Exportmärkten stieg der Absatz sogar um 4,8 Prozent.