Siegen. . Er ist groß und rot, und wenn es sein muss, ist er auch unglaublich laut. Die Verkehrsbetriebe Westfalen-Süd verfügen ab sofort über einen Rettungsbus. Das Besondere: Im Alltag ist das Gefährt im Linienverkehr unterwegs. Im Katastrophenfall jedoch kann der Gelenkbus in einen Krankentransportwagen umgebaut werden. Zum Einsatz kommt dieser Bus in Siegen.

Geschäftsführer Klaus-Dieter Wern sprach anlässlich der Indienststellung von einem „Pilotprojekt, das deutschlandweit seinesgleichen sucht“. Zwar gebe es insbesondere in kreisfreien Großstädten Rettungsbusse. Die jedoch würden nicht im Linienverkehr eingesetzt.

Einsatz in Spitzenzeiten

Der Bus soll zu den Spitzenzeiten, am frühen Morgen und in den Mittagsstunden, durch das Stadtgebiet pendeln, erläuterte Gerhard Bettermann, technischer Betriebsleiter.

Fordern ihn Feuerwehr oder Rettungsdienste über die zentrale Leitstelle an, ist die Fahrt für die zahlende Kundschaft an der nächsten Haltestelle vorüber. Die Fahrgäste steigen in ein Ersatzfahrzeug um. Der Rettungsbus steuert die Unglücksstelle an.

Acht Fahrer sind für das Vehikel mit Blaulicht und Martinshorn vorgesehen. „Sie müssen eine Schulung absolvieren, um den Einsatzwagen lenken zu dürfen“, sagte Gerhard Bettermann. Der Betriebsleiter ist einer von ihnen. „Wenn ich zum Beispiel nachts niemanden erreiche, muss ich selbst hinters Lenkrad.“ Der Bus steht 24 Stunden zur Verfügung.

Einsatzszenarium kann ein so genannter Massenanfall von Verletzten sein. „In der vergangenen Woche wäre das Fahrzeug hilfreich gewesen“, betonte Landrat Paul Breuer und spielte auf das Zugunglück in Saßmannshausen bei Bad Laasphe an. Ein Regionalzug rammte an einem unbeschrankten Bahnübergang einen Sattelschlepper. 32 Menschen wurden verletzt, fünf davon schwer.

Geeignet für Evakuierungen oder Unglücke auf der A45

Damit wies er zugleich auf ein grundsätzliches Problem von Rettungsinfrastruktur hin: „Viele Verletzte müssen schnell an einen sicheren Ort transportiert werden.“ Der Bus könne helfen, eine „Überlastung der Transportkapazität“ zu vermeiden. Denkbar seien zudem Evakuierungen von Krankenhäusern oder Pflegeheimen. Oder aber ein potenzielles Busunglück auf der A45, erläuterte Kreisbrandmeister Bernd Schneider. „Das neue Fahrzeug lässt uns ruhiger schlafen“, sagte er. „Trotzdem hoffe ich, dass wir es niemals einsetzen müssen.“