Burbach. . Auf der Lipper Höhe liegt die Jahresmitteltemperatur bei 5,9 Grad. Das Plateau auf knapp 600 Metern Höhe gehört damit zu den kältesten Flecken im Siegerland. Seltene Pflanzen wachsen auf den dortigen Bergwiesen, die der Region auch den Namen Allgäu des Siegerlandes eingebracht haben.
Die Wiesen auf der Lipper Höhe sind besonders schützenswert, deshalb wird die NRW-Stiftung in den Naturschutzgebieten Oberes Buchhellertal, Mückewies und Haßeln und im Naturschutzgebiet Gilsbachtal ihren Grundbesitz vergrößern. Das beschloss der Stiftungsvorstand unter dem Vorsitz von Staatsminister a.D. Harry Kurt Voigtsberger. Den Antrag hierfür stellte der NABU-Kreisverband Siegen-Wittgenstein.
Bislang gehören der NRW-Stiftung in Siegen-Wittgenstein bereits 110 Hektar Land. NRW-weit sind es mehr als 5000 Hektar, verteilt auf mehr als 80 Naturschutzgebiete. Auf der Lipper Höhe kaufte die Stiftung mit Unterstützung des ehemaligen Amts für Agrarordnung Siegen – heute Bezirksregierung Arnsberg – seit 1991 bereits mehr als 60 Hektar Land, um die ursprünglichen Flächen zu erhalten. „Auch hier sollen noch weitere Flächen hinzukommen“, kündigt Stiftungssprecher Winfried Raffel an.
Seltene Pflanzen gedeihen auf Plateau seit 1000 Jahren
Auf 550 bis 620 Metern Höhe gedeihen auf dem Plateau Pflanzen, wie es sie dort bereits vor 1000 Jahren gegeben hat, als Hirten ihre Tiere über das Land trieben. Zu diesen seltenen Pflanzen gehören Trollblume, Arnika, Moorklee, Fieberklee und Geflecktes und Breitblättriges Knabenkraut.
„Solche historischen Viehweiden bieten einen einzigartigen Lebensraum“, erklärt Biologe Peter Fasel, Leiter der Biologischen Station. Solch vorindustrielles, halbnatürliches Grünland gibt es sonst nur noch in den Hochlagen der Eifel, Rhön oder eben im Allgäu.
Damit die Bergwiesen in ihrer ursprünglichen Art erhalten bleiben, müssen sie entsprechend bewirtschaftet und gepflegt werden. Denn würden die Wiesen nicht gemäht, entstünde so innerhalb von 50 Jahren wieder Wald, so Fasel.
Biostation und NABU beraten Landwirte
Die Landwirte werden von der Biostation und NABU beraten. Auf den Bergwiesen der Lipper Höhe grasen entweder Rinder, oder sie werden erst im Juli gemäht – so können zum Beispiel viele Vögel ungestört in den Wiesen brüten. Das führte dazu, dass im Siegerland so viele Braunkehlchen leben wie nirgendwo sonst im Land. Aber auch Wiesenpieper, Raubwürger, Neuntöter, Bekassine, Wachtelkönig und Schwarzkehlchen nisten in den Wiesen.
Wer sich nach blumenbunter Farbe sehnt, muss sich jedoch ein wenig gedulden. Denn die Wiesen schlummern noch unter einer Schneedecke. Die ersten Blüten werden in der zweiten oder dritten Aprilwoche erwartet, so Fasel. Lärchensporn und gelbe Buschwindröschen werden wie ein Teppich die Wälder bei Oberdresselndorf auskleiden. „Ein wahrer Farbzauber.“ Im Juni sorgen dann Trollblume und Waldstorchschnabel für blumenbunte Wiesen. Die Blüten der Herbstzeitlose färben die Bergwiesen im September pastelllila.