Siegen-Wittgenstein. .
Die Folgen des Brandes in der Telekom-Vermittlungsstelle werden noch Tage zu spüren sein, da die Reparaturen viel Zeit in Anspruch nehmen. Zu welchem Zeitpunkt das Unternehmen einen störungsfreien Betrieb von Internet, Mobilfunk und Festnetz garantieren kann, sei derzeit unklar, so Landrat Paul Breuer gestern. Das Unternehmen selbst rechnet damit, am Donnerstag einen reibungslosen Ablauf der Telekommunikation in der Region sicherstellen zu können.
Bis zum späten Abend waren Festnetz-Telefonate in Teilen des Siegerlandes und den angrenzenden Kreisen nicht oder nur eingeschränkt möglich. Viele Internetanschlüsse sind weiterhin gestört, das Mobilfunknetz der Telekom funktioniert stellenweise ebenfalls nicht.
Wie hoch der wirtschaftliche Schaden ist, ist noch nicht zu beziffern. „Das wird sich erst in den kommenden Wochen zeigen“, so Breuer.
Situation in Siegen aufschlussreich für ganz NRW
Der stundenlange großflächige Ausfall fast sämtlicher Telekommunikation ist in einer solchen Dimension bislang nirgendwo vorgekommen. „Das ist eine einmalige Lage“, sagte gestern Breuer nach der dritten Sitzung des Krisenstabs innerhalb weniger Stunden. „Wir müssen derzeit über Hilfslösungen agieren.“ Das NRW-Innenministerium schaue „hoch interessiert darauf, was hier passiert.“ Die Lage in Siegen-Wittgenstein sei eine Modell-Lage, eine Blaupause für den Umgang in künftigen ähnlich gelagerten Notsituationen. „Hier gibt es viel zu lernen“, so Breuer. Eine Lehre sei nach wenigen Stunden gezogen worden: „Die Abhängigkeit von einem Netz muss für die Zukunft ausgeschlossen werden“, sagte der Chef der Kreisordnungsamtes, Henning Setzer.
Polizei und Feuerwehr sind noch immer mit deutlich erhöhtem Personalaufwand unterwegs. Die Polizei fährt verstärkt Streife. Sämtliche Dienststellen sind rund um die Uhr besetzt. Eine Hundertschaft wurde zur Unterstützung angefordert. Auch in allen 122 Feuerwehrgerätehäusern in Siegen-Wittgenstein wird 24 Stunden lang Personal vor Ort sein, damit Menschen, die keinen Notruf absetzen können, dort Hilfe erhalten. Das soll so lange der Fall sein, bis die Telekommunikation wieder verlässlich und flächendeckend funktioniert. Zu Spitzenzeiten waren gestern fast 400 Feuerwehrleute – ein Großteil davon Freiwillige – im Einsatz. Auch andere Hilfsorganisationen schoben Sonderschichten.
Polizeipräsenz soll Einbrecher abschrecken
Die Notrufnummer 110 ist auch weiterhin nicht überall erreichbar. Die Notfallnummer 112 dagegen ist über alle Handynetze zu erreichen – auch wenn das Handy anzeigt, es habe keinen Empfang. „Dass das so bleibt, ist sicher“, so Breuer. Über das Festnetz war gestern Nacht die 112 nicht überall – schwerpunktmäßig in Freudenberg, Hilchenbach und Teilen von Siegen – erreichbar. Dort, wo dieser Notruf bis gestern Nacht nicht über das Festnetz-Telefon anzurufen war, waren besonders viele Polizisten unterwegs. „Unser Konzept heißt: Präsenz zeigen“, so Polizeidirektor Franz-Josef Hamann. Damit will die Polizei Einbrecher abschrecken, die die Notsituation ausnutzen möchten. „Wenn landesweit gemeldet wird, was hier in der Region los ist, könnte das von den falschen Leuten als Einladung verstanden werden, so Hamann.
Breuer appellierte gestern an den Zusammenhalt der Menschen untereinander. „Manche haben jetzt keinen Kontakt nach Außen.“ Gerade ältere Menschen, die kein Mobiltelefon haben und deren Festnetzanschluss möglicherweise derzeit nicht funktioniert, sind abgeschlossen von der Außenwelt. „Gehen Sie zu Ihren Nachbarn und schauen Sie nach Ihren Verwandten.“