Siegen. . Fröhlich und bunt präsentierten sich die Teilnehmer des Christopher Street Day in Siegen. Zum 13. Mal feierten Homosexuelle und Transgender auf dem Scheinerplatz und lockten unter dem Motto „Trau dich, zeig dich“ viele Besucher an.
Die beherrschenden Themen an diesem Tag: die aktuelle Debatte um die Ausweitung des Ehegattensplittings auf gleichgeschlechtliche Partnerschaften und Homosexualität im Alter.
„Eigentlich denkt man, dass alles in Ordnung ist, seit Westerwelle und Wowereit in ihren Ämtern sind“, sagte Marlis Bredehorst, Staatssekretärin im Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter. Doch die Debatte um das Ehegattensplitting zeige, dass im Land längst noch nicht alles in Ordnung sei. Die Argumentation, dass gleichgeschlechtliche Paare keine Kinder hätten und deswegen bei der Einkommenssteuer nicht gemeinsam veranschlagt werden sollen, gehe an der Wirklichkeit vorbei. Bredehorst selbst lebt in einer Partnerschaft mit einer evangelischen Pfarrerin und hat einen Sohn. Sie forderte, Schwulen und Lesben das volle Adoptionsrecht zu geben.
Gegen die Einsamkeit im Alter
„Wer will schon in der Uniformität der Masse untergehen“, sagte auch Bürgermeister Steffen Mues. Er war trotz kritischer Stimmen, die das Rathaus vorab erreicht hatten, zum CSD gekommen. Die Kritik sei ein Zeichen dafür, dass es eben noch an Verständnis fehle – sexuelle Orientierung dürfte im alltäglichen Leben nicht zum Hindernis werden. Der Scheinerplatz als Veranstaltungsort würde ihm übrigens besser gefallen als die Siegplatte.
Doch hier hatte es im Vorfeld einige Diskussionen mit Einzelhändlern gegeben. „Die Veranstaltung ist hier besser aufgehoben“, so Organisator Ansgar Cziba. Aber im Vorfeld habe es Schwierigkeiten gegeben, weil die Stände so nahe an die Geschäftseingänge rücken mussten. Dennoch, der Scheinerplatz habe eine für den CSD sehr passende Größe – auch in Zukunft wird die Party dort stattfinden.
CSD in Siegen
Beim traditionellen Polittalk auf der Bühne nahmen sich die Gesprächspartner des Themas „Homosexualität im Alter“ an. Klarer Grundtenor der Beiträge: Homosexuelle werden anders alt. Denn sie haben oft keine Familie mit Kindern und Enkeln, die sie im Alter auffangen können. Deshalb sei es wichtig, dass Schwule und Lesben schon früh anfangen, ein tragfähiges Netzwerk von Freundschaften zu knüpfen. Gerade im ländlichen Raum ist die Gefahr groß, im Alter einsam zu sein. „Wir reden jetzt darüber, weil wir erst jetzt sichtbar werden“, so Gabriele Bischoff, Geschäftsführerin der Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) Lesben. Lange Zeit hätten sich Senioren nicht getraut, sich zu ihrer Homosexualität zu bekennen.
Spezielle Angebote für homosexuelle Senioren
„Zum ersten Mal tragen wir den Zusatz ,Alter’ in einem Ministeriumstitel“, so Marlis Bredehorst. Ein besonderes Interesse gelte da Schwulen und Lesben. Ein Projekt befasst sich mit einem entsprechenden Fortbildungsmodul an Fachhochschulen für Pflegekräfte. Für die Stadt Siegen stand die Seniorenbeauftragte Astrid Schneider auf der Bühne. Seit Mai darf sie offiziell spezielle Angebote für homosexuelle Senioren entwickeln.