Hilchenbach/Düsseldorf. Bei der Bilanzvorlagedes Anlagenbauers Schloemann Siemag sprach man von vollen Auftragsbüchern bis 2010. Die Order-Flaute nach den fetten Boom-Jahren blieb bislang ohne Folgen.

Walzwerk mit SMS-Technik in China: 43 Prozent seiner Aufträge sammelte der Anlagenbauer im Rekordjahr 2008 in Asien ein. Foto: SMS-Group
Walzwerk mit SMS-Technik in China: 43 Prozent seiner Aufträge sammelte der Anlagenbauer im Rekordjahr 2008 in Asien ein. Foto: SMS-Group © Unbekannt

Krise, welche Krise? Wäre da nicht die seit Herbst anhaltende Auftragsflaute, könnte man meinen, die tiefste Rezession seit Bestand der Bundesrepublik ist spurlos an der SMS-Gruppe vorbeigegangen. Denn die fetten Jahre des Booms haben dem weltgrößten Stahl-Anlagenbauer ein derart dickes Polster in den Orderbüchern beschert, dass die Vollauslastung bis ins Jahr 2010 hinein gesichert ist.

Gelassenheit

SMS-Chef Heinrich Weiss räumte Mittwoch zwar ein, dass auch der familiengeführte Traditionskonzern von der Krise „kalt erwischt” worden sei: „Im September gab es einen Abbruch, wie ich ihn zuvor noch nie erlebt habe.” Weil die beiden Töchter SMS Siemag und SMS Meer trotz allem aber 2008 mit Umsatz- und Auftragsrekorden glänzten, gab sich der Unternehmer im Angesicht des Nachfrageeinbruchs betont gelassen. „Der zurückliegende Boom war sehr lang, so dass eine tiefe und lange Rezession auch ohne Finanzkrise zu erwarten war”, analysierte Weiss mit Blick auf die Konjunkturzyklen im Maschinenbau.

Das Volumen neuer Aufträge für SMS wird sich im laufenden Jahr nach seiner Einschätzung auf „zwei bis drei Milliarden Euro” zwar in etwa halbieren - auf den Stand von 2004 und 2005. „Aber das war ja auch nicht so schlecht”, sagte Weiss. Und: „Wir glauben, dass wir damit einige Zeit leben können.” Zumal SMS von Stornierungen durch die krisengeschüttelte Kundschaft bisher („Gott sei dank”) weitgehend verschont geblieben ist. „Wir sind auch 2010 noch gut ausgelastet”, berichtete Weiss mit Blick auf den angehäuften Auftragsberg.

Ausbau in Hilchenbach

Obwohl die Orderflut im Herbst abrupt abebbte, sammelte SMS im Vorjahr neue Bestellungen im Volumen von 5,29 Milliarden Euro ein - nochmals 3 Prozent mehr als im bisherigen Rekordjahr 2007. Der Umsatz schnellte um mehr als ein Fünftel von 2,94 auf 3,6 Mrd. Euro empor. Und das Vorsteuer-Ergebnis verbesserte sich dabei um 29 Millionen auf 205 Mio. Euro. Im Erfolg baute SMS auch das Personal kräftig aus. Nicht nur durch die Übernahme der kleineren Anlagenbauer Schumag und PWS stieg die Zahl der Beschäftigten seit Ende 2007 von 7699 auf 8927, darunter 402 Auszubildende.

Mit weiteren Neueinstellungen werde SMS nun vorerst „sehr zurückhaltend sein”, kündigte Weiss an. In einigen Bereichen sei auch Kurzarbeit zu erwarten. Dennoch zeigte sich der Unternehmer optimistisch, dass SMS die absehbare Durststrecke ohne Entlassungen übersteht und seine Stammbelegschaft halten kann. Die Ausbildungsquote werde auch in der Krise nicht reduziert, betonte Weiss.

Senkung von Sachkosten geplant

Bei SMS steht nach dem Boom jetzt zwar ein „Hausputz” an, wie Weiss ein unbeziffertes Sparprogramm nannte. Dabei gehe es aber in erster Linie nicht um Personalabbau, sondern um die Senkung von Sachkosten, betonte er. Nicht gespart wird aber an den Investitionen. Die will SMS im laufenden Jahr sogar antizyklisch in etwa verdoppeln (2008: 47 Mio. Euro), um von den niedrigeren Preisen in der Flaute zu profitieren. Ein Teil davon fließt in den Stammsitz Hilchenbach, so Weiss, wo innerhalb von fünf Jahren für fast 100 Mio. Euro „die modernste Schwermaschinenbau-Werkstatt Europas” entstehe.