Siegen. Für den Staatsanwalt ist die Sache klar. Das Trio aus dem Rheinland, das im Sommer 2009 ein halbes Jahr auf Beutezug ging, dabei unter anderem auch in Siegen und Olpe Geldbörsen gestohlen hat und mit Hilfe der EC-Karten die Konten der Opfer leerte, soll wegen vielfachen Bandendiebstahls ins Gefängnis.
Für die ältere Angeklagte (41), die bereits mehrfach wegen Diebstählen vorbestraft ist, beantragte er zwei Jahre und neun Monate. Die beiden Jüngeren, nicht vorbestraft und inzwischen verheiratet und mit Kind, sollen jeweils zweieinhalb Jahre hinter Gitter.
Dabei hatte Manfred Lischeck bereits die ausführlichen Geständnisse berücksichtigt, die „Gruppendynamik“ und auch die Tatsache, dass die Täter aus eigenen Stücken aufgehört hatten. Das Trio habe im Frühjahr 2009 gemeinsam vor dem Problem gestanden „klamm zu sein“.
In Küchenstudios und Möbelhäuser aktiv
Die drei seien gezielt in Küchenstudios und Möbelhäusern aktiv geworden und hätten rücksichtslos gegen die Eigentümer der Bankkarten gehandelt. In einem Fall waren 9245 Euro abgehoben worden. Die Geschädigte, eine Architektin aus Olpe, schilderte am Morgen als Zeugin, dass sie neben den Geldkarten auch alle anderen Papiere mit der Geldbörse verloren hatte und neu anfertigen lassen musste.
Zu Gunsten der Angeklagten wertete Lischeck, dass nicht festgestellt werden konnte, wer die Idee zu den Taten hatte. Der männliche Angeklagte hatte die Initiative auf die vorbestrafte Mittäterin, eine Cousine seiner Frau, geschoben, sie wiederum ihn belastet. Sie sei auch von den anderen in einigen Fällen benachteiligt worden.
Halbwegs durchs Leben geschlagen
Verteidiger Gottfried Reims beantragte zwei Jahre auf Bewährung für seinen Mandanten. Dieser sei in einer Landfahrerfamilie aufgewachsen, habe es nie leicht gehabt und sich trotzdem halbwegs erfolgreich durchs Leben geschlagen. Jetzt habe er eine kleine Familie mit 2011 geborenem Kind und das Gericht solle ihm doch eine Chance geben.
Es gehe um einen Schaden von etwa 25 000 Euro, dafür gehe nirgendwo jemand ins Gefängnis. „Welches Signal senden wir denn hier aus, wenn wir eine kleine Familie auseinanderreißen und die junge Frau ins Gefängnis schicken“, schloss sich sein Kollege Dr. Graf für die Ehefrau an. Die Taten seien aus finanzieller Not und auch wegen der krebskranken Mutter des Angeklagten begangen worden. Auch die dritte Angeklagte soll nach Ansicht ihres Verteidigers eine Bewährungsstrafe erhalten. Das Urteil soll am 11. Juni fallen.