Siegen. . Rund 28 000 Euro hatte das angeklagte Trio aus dem Rheinland mit seiner Diebstahlsserie „verdient“, die von März bis September 2009 dauerte und jetzt Gegenstand einer Hauptverhandlung im Siegener Landgericht ist. Die Täter begingen ihre Gaunereien gezielt im Sauer- und Siegerland.

Das Ehepaar samt Cousine hatte rund um den Wohnort Aachen Geldbörsen gestohlen und mit den darin gefundenen EC- oder Kreditkarten Geld abgehoben sowie reihenweise Einkäufe getätigt. Auch in Olpe, Attendorn und Siegen waren die drei aktiv geworden. „Weil wir dachten, die Leute sind dort naiver“, sagte die jüngere Angeklagte (24).

Die mitangeklagte Cousine (41) habe schon früher Erfahrung mit solchen Gaunereien gehabt und das Südsauerland als „günstig“ bezeichnet. Die Menschen ließen eher schon mal die PIN mit in der Geldbörse, die Geschäfte seien weniger gut gesichert. „Haben die Leute in Olpe und Siegen ein schlechteres Gedächtnis?“, schüttelte der Vorsitzende Richter Wolfgang Münker den Kopf: „Man macht sich ja so seine Gedanken.“ Die Anwälte würden diese Unvorsichtigkeit sicher als Strafmilderungsgrund anbringen.

Erlös für Pilgerfahrt nach Lourdes

Sie sei damals von ihren Eltern vor die Tür gesetzt worden; sie und ihr heutiger Mann hätten kein Geld und viel Zeit gehabt, begründete die Angeklagte, „wie wir auf dumme Gedanken kamen“. Der 31-Jährige hatte zudem eine kranke Mutter, „der ich noch etwas bieten wollte“. Ein Teil der gekauften Dinge, Parfüm oder Kleidung, gingen an die krebskranke Mutter. Zudem finanzierte er von rund 9 000 in Olpe abgehobenen Euro eine Pilgerfahrt nach Lourdes: „Meine Mutter war eine strenggläubige Frau.“. Dann hätte sie wohl kaum begeistert sein können, wenn sie von den Taten ihres Sohnes gewusst hätte“, warf Richter Münker dem Mann vor.

Die Täter suchten sich in den meisten Fällen Möbelhäuser und vor allem Küchenstudios aus. „Dort ist es immer etwas hektisch“, erklärte der Angeklagte. Einer oder eine lenkte die Verkäufer ab, die anderen beiden suchten nach verwaisten Handtaschen. In einem Siegener Möbelhaus stahlen sie die Kreditkarten des Juniorchefs und kauften später in Düsseldorf in diversen Kaufhof-Filialen für rund 3000 Euro ein. Auch in einem kleineren Einrichtungshaus in der Hindenburgstraße schlugen die drei zu. Einen Teil der jeweils mit den gestohlenen Karten gekauften Kleidung, Lebensmittel oder Wertgegenstände behielten sie, der Rest wurde an „einen Türken in Köln-Chorweiler verkauft, der dort immer auf einer Bank saß“.

Täter zogen entlang der Landstraßen

Die Diebestouren „entlang der Landstraßen“ und die Verwertung nahe der Heimat wurden den Tätern zum Verhängnis. „Ungeschickt, das war ganz ungeschickt“, rief der Richter Richtung Anklagebank. „Wir machen es ja nicht mehr“, gab der Angeklagte kleinlaut zurück. Es „hat am Ende nichts gebracht“. Seine Mutter sei auch inzwischen gestorben. Der Prozess wird am Donnerstag fortgesetzt.