Kreuztal. Wähler, die unerlaubt Fotos machen oder sich weigern, ihren Stimmzettel in den Kabinen auszufüllen – Herausforderungen eines Wahlvorstehers.

Sonntag, 9. Juni, kurz nach 13 Uhr. Mike Brombach sitzt als Wahlvorsteher in der Grundschule in Fellinghausen für den Wahlbezirk Dornseifen, eines der 29 Wahlvorstände in Kreuztal. Als Wahlvorsteher ist Mike Brombach mit dafür verantwortlich, dass die Wähler im Wahllokal frei und geheim ihre Stimme abgeben können – und, dass es am Ende ein gültiges Wahlergebnis gibt.

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Bereits seit acht Uhr sind die Wahllokale in Kreuztal geöffnet. Mike Brombach ist für die Spätschicht eingeteilt. Als Mike Brombach um halb eins im Wahllokal ankommt, sitzt die Hälfte seiner sechs Kollegen bereits seit fünf Stunden an der Wahlurne. Im Wahlbüro in Fellinghausen sitzen neben Mike Brombach ein Schriftführer und ein Beisitzer im Wahlvorstand.

In Kreuztal sind 22.473 wahlberechtigt

„Was mich dazu bewogen hat, mich als Wahlhelfer zu melden, ist einfach zu sagen: Ich habe mich schon seit Kindesbeinen für Politik interessiert und wollte hinter die Kulissen unserer Demokratie blicken und vor allem mitwirken. Nicht nur auf dem Papier, sondern auch in der Praxis.“ Seit 2017 ist der Gesamtschullehrer für Deutsch und Philosophie als Wahlhelfer engagiert. Damals noch bei der Bundestagswahl im Wahlbüro in Kreuztal-Buschhütten, seit einigen Jahren wurde er als Wahlvorsteher ernannt. „Zur Vorbereitung habe ich eine Heft bekommen, dass das gesamte Wahlverfahren erklärt, Rechtsvorschriften zum Beispiel“, sagt er.

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Allerdings ist nicht jeder der 180 benötigten Wahlhelfer in Kreuztal freiwillig an seinem Platz. Melden sich im Vorfeld einer Wahl nicht genügend freiwillige Wahlhelfer, können die Wahlämter theoretisch jeden Wahlberechtigten dazu verpflichten. „Meistens sind es Angestellte der öffentlichen Verwaltung, die dann die Aufgabe des Schriftführers übernehmen.“ In Kreuztal sind 22.473 Wahlberechtigte in den Wählerverzeichnissen eingetragen, davon sind 558 16- und 17-jährige Wahlberechtigte, 15 wahlberechtigte EU-Bürger.

Mike Brombachs Aufgaben als Wahlvorsteher

Mike Brombach sitzt mit seinen Kolleginnen und Kollegen an einem langen Tisch und gleicht Wahlberechtigungen, Personalausweise und Pässe mit dem Wählerverzeichnis ab und verteilt die Stimmzettel. Die drei Wahlhelfer passen auf, dass jeder die Stimmzettel richtig faltet und in die Urne steckt. Gleichzeitig kümmert Mike Brombach sich auch noch um kleinere Problemfälle: Wähler, die unerlaubt Fotos machen; Briefwähler, die plötzlich im Wahllokal erscheinen; Wähler, die sich weigern, ihren Stimmzettel in den Kabinen auszufüllen. „Die meisten Probleme lassen sich mit einem kurzen Gespräch aus der Welt schaffen“, sagt Mike Brombach. „Bei Unklarheiten rufe ich im Rathaus einmal an.“

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Bis 18 Uhr dürfen Bürgerinnen und Bürger ihre Stimmen abgeben. Dann werden die Türen geschlossen, damit klar ist, dass die Wahl vorbei ist. „Kurze Zeit später werden sie aber wieder geöffnet, denn die Auszählung ist öffentlich, jeder Bürger kann sich des korrekten Ablaufs persönlich versichern“, sagt der Kreuztaler. Vorkommen tut es so gut wie nie. Mit den drei zurückgekehrten Kollegen der Frühschicht, öffnet Mike Brombach die Urne und leert sie aus: ein Meer aus grauen Stimmzetteln auf dem Tisch.

Herausforderungen bei der Auszählung: „Stimme vergessen“

Jetzt wird sortiert: Einen Stapel für ungültige Stimmen, einer für zweifelhafte Stimmen und ein Stapel für gültige Stimmen. Zweifelhafte Stimmen bekommen einen eigenen Stapel. „Über sie muss gesondert abgestimmt werden“, sagt Mike Brombach. „Das sind aber nie viele für diesen Wahlbezirk.“ Es könne jedoch theoretisch vorkommen, dass Kreuze über mehrere Felder gesetzt werden oder Fragezeichen anstelle von Kreuzen gesetzt werden, erzählt er. Sind alle Stimmzettel nach Parteien sortiert, wird jeder Stapel doppelt ausgezählt; zwei Leute sind für einen Stapel zuständig.

Ergibt sich eine Differenz, wird das ganze wiederholt. „Das hat schon einmal in einem Fall über eine Stunde gedauert. Wir hatten eine Stimme zunächst übersehen“, sagt der Wahlvorsteher. Wenn die Zahl aller abgegebenen Stimmen mit den verzeichneten Wählern übereinstimmt, wird das Ergebnis auf der Wahlniederschrift eingetragen und eine Schnellmeldung der Ergebnisse an das Wahlamt durchgegeben. „Bei der Kommunalwahl, wo nicht nur eine Stimme abgegeben wird, ist die Auszählung viel komplexer.“ Im Rathaus in Kreuztal sitzen zwei Experten an diesem Sonntag, sagt Mike Brombach.

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Um 20 Uhr ist für die meisten Wahlhelfer der Wahltag vorbei. Nachdem alle Wahlhelfer ihre Unterschrift unter die Auszählergebnisse gesetzt hat, verteilt Mike Brombach als Wahlvorsteher das sogenannte Erfrischungsgeld, für Kreuztal sind das: 40 Euro. Dann ist aber für Mike Brombach noch nicht alles getan: Der Wahlvorsteher presst die versiegelten Umschläge mit den Stimmzetteln in die Wahlurne. Der Umschlag mit den wichtigsten Unterlagen muss noch zum Wahlamt. „Das ist eine große Verantwortung“, sagt Mike Brombach. „Aber macht echt viel Spaß.“

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