Hilchenbach. Mit nur 38.000 Gästen wird ein Tiefststand erreicht. Trotzdem gibt es auch einen positiven Blick zurück: Viele Shows sind bestens angekommen.

Diesmal lässt sich mit der Besucherzahl kein Staat machen. Nach Jahren, in denen Kultur Pur von der Sonne verwöhnt wurde, ist das Festival diesmal nahezu völlig ins Wasser gefallen.

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Ein bisschen versöhnt hat nur der wenigstens trockene Pfingstmontag. 38.000 Menschen sind auf dem Giller gewesen – so wenig waren es in den letzten 20 Jahren noch nie. „Da fehlen locker 20.000“, sagt Festivalleiter Jens von Heyden. „Zum Glück waren die Zeltveranstaltungen gut besucht.“ Nicht nur der „Mega Top Act“ Fanta 4 hat gezogen, auch Juli, Meute und Thundermother haben vor vollem oder sogar ausverkauftem Haus gespielt. „Das Außenprogramm musste sehr leiden“, bedauert Jens von Heyden, „wir sind natürlich enttäuscht.“

Das Wetter

Schon am Eröffnungsabend wurden die Gäste des Philharmonie-Konzerts von einem Wolkenbruch begrüßt. Der Samstag entwickelte sich im Verlauf des Nachmittags zwar noch verträglich – aber nach den Regengüssen über Mittag zu spät, um doch noch größere Besuchermengen auf die Ginsberger Heide zu locken. Der traditionell besucherstärkste Sonntag entwickelte sich dann zum Totalausfall. Hatte am Morgen noch der Hilchenbacher Baubetriebshof Schotter zum Festivalgelände gebracht, um den Randstreifen der Gillerbergstraße für die schweren Gelenkbusse zu stabilisieren, half am Nachmittag gar nichts mehr.

Ausgerechnet als die Anreise des Publikums zu den Fanta 4, dem am stärksten besuchten und lange ausverkauften Top Act begann, mussten die Parkplätze am Skihang dicht gemacht werden. Die Wiesen standen unter Wasser, die Autos wären im Schlamm versunken. Gäste wurden aufgerufen, in Dahlbruch zu parken; der Shuttlebus-Verkehr wurde kurzfristig verstärkt. Die vielen Fahrradparkplätze waren naturgemäß überhaupt nicht gefragt.

Die, die trotzdem da waren, nahmen‘s gelassen. Die Kleinsten, vorsorglich mit wasserfesten Overalls und Gummistiefeln ausgestattet, wälzten sich mit Vergnügen in der Pfützenlandschaft, zu der sich die als Riesen-Sandkasten umfunktionierte Weitsprunggrube im Laufe der Tage entwickelte. Wie überhauptauf der Straße und auf den Aschewegen Pfützen sich nach und nach zu einer Seenlandschaft vereinigten. Das Umsonst-und-Draußen-Programm wurde, wo es geht, ins Trockene verlegt. Für den Frozen Joghurt, der Gastro-Hit der letzten Jahre, musste diesmal niemand Schlange stehen. Etwas überrascht vom Wetter waren die „Thundermothers“: Sie trafen in Sommerkleidung und Badelatschen auf dem Giller ein.

Die Zahlen

Mit zwei mal 2700 Zuschauern restlos ausverkauft waren die beiden Shows der Fantastischen Vier. Ebenfalls ausverkauft mit jeweils 500 Besuchern waren die beiden Kindervorstellungen am Donnerstag- und Freitagvormittag. 1400 kamen zu Meute, der Blasmusik mit Techno, am Freitagabend, zur Late Night danach mit Ätna und Komfortrauschen 750. „Thundermother“, die Late Night am Sonntag nach den Fanta 4, spielten im ebenfalls ausverkauften kleinen Zelt vor 850 Besuchern.

Tobias Beitzels zweiter Comedygipfel am frühen Freitagabend lockte nur 350 Zuschauer, der „Singing Circus“ am Samstagnachmittag im großen Zelt nur 400. Juli, erster Top Act am Samstagabend, hatte im ausverkauften kleinen Zelt 900 Besucher. Dagegen war die anschließende Party mit Culcha Candela der erwartete Hit für rund 1400 späte Gäste. Das Eröffnungskonzert mit der Philharmonie sahen 800 Zuschauer.

Das Überflüssigste

Eine unerfreuliche Fußnote steuerten die eigentlich unverdächtigen „Tresenfreunde Hilchenbach“ bei. Anstelle des Wolfs aus dem Stadtwappen schaute den Passanten auf dem Weg zur Ginsburg das Kopfbild eines Mannes entgegen, den Ortskundige als Ernst Biberstein identifizierten, den aus Hilchenbach gebürtigen, als Kriegsverbrecher verurteilten SS- und Gestapomann. Was die bisher nicht einschlägig aufgetretene Gruppe dazu getrieben hat, ist nicht bekannt. Die Hilchenbacher Ordnungsbehörde untersagte den Tresenfreunden die weitere Nutzung der stadteigenen Köhlerhütte, die Polizei sprach einen Platzverweis aus.

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