Siegen. Viele Siegen-Wittgensteiner Abiturienten ziehen zum Studium nicht weg, sondern wählen die Uni Siegen. Das zeigt eine aktuelle Studie.
Siegen-Wittgensteiner Abiturientinnen und Abiturienten ziehen zum Studium meist nicht weg, sondern wählen die Uni Siegen.Das zeigt eine Analyse des CHE, Centrums für Hochschulentwicklung. Das Centrum hat dafür Daten des Statistischen Bundesamtes für das Wintersemester 2022/2023 ausgewertet. Das Ergebnis: Sehr oft bleiben Studierende in der Nähe ihrer Heimat. Die Uni Siegen bindet die Einheimischen besonders eng an die Heimat. Doch da bildet Siegen-Wittgenstein im bundesweiten Vergleich keine Ausnahme.
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Mehr als 40 Prozent der Abiturienten aus dem Kreis Siegen-Wittgenstein bleiben zum Studium hier. Von den fast 17.000 Studierenden an der Uni Siegen kommt über ein Viertel aus Siegen-Wittgenstein. Rund sieben Prozent kommen aus dem Kreis Olpe, weitere aus dem Lahn-Dill-Kreis, dem Kreis Altenkirchen oder dem Oberbergischen Kreis. Das liegt laut Centrum aber nicht nur an der Heimatverbundenheit. Als Gründe werden auch gestiegene Energie- und Wohnkosten genannt. Wer doch wegzieht, tut das oft, weil das gewählte Fach hier nicht angeboten wird.
Uni Siegen: Wer kann, bleibt eher in der Heimat
Knapp die Hälfte der Studierenden, die in Deutschland ihre Hochschulreife erworben haben, haben sich laut der Studie für eine Uni mit weniger als 50 Kilometern Entfernung entschieden. Auch mehr als 40 Prozent der Abiturienten der kreisfreien Stadt Kassel und des Landkreises Fürth bleiben zum Studium in der Heimat. Bei zwei Dritteln sind es weniger als 100 Kilometer. Nur jeder Fünfte studiert in einer Entfernung vom Heimatort mit mehr als 200 Kilometern. Wenn die Abiturienten aus Siegen-Wittgenstein nicht an der Universität Siegen studieren, haben sie sich laut der Studie für die Philipps-Universität Marburg, Justus-Liebig-Universität Gießen oder FOM Hochschule für Oekonomie & Management in NRW entschieden. Das macht jedoch nur einen kleinen Teil mit knapp vier Prozent der Abiturienten aus.
Zum Vergleich: Nur knapp 10 Prozent der Abiturienten aus Marburg bleiben zum Studium in der Heimat. Ähnlich sieht es in Gießen aus: 13 Prozent der Abiturienten aus Gießen studieren an der heimischen Universität. Auch in Köln bleiben lediglich 20 Prozent der Abiturienten zum Studium in der Heimat. Zulassungsbeschränkungen und Vergabeverfahren in einigen Fächern wie Medizin und Psychologie sorgen dafür, dass die Entfernungen zum Heimatort größer sind.
Die 20-jährige Lamis Ulikowski kommt aus Siegen und studiert Geschichte, Englisch und Sozialwissenschaften auf Lehramt: „Ich habe mich für die Uni Siegen entschieden, da ich viel Positives über die Uni gehört habe und Siegen meine Heimat ist. Das Studentenleben am Campus gefällt mir auch sehr gut.“ Patrick Bogatzki (22) ist auch in Siegen zur Schule gegangen und studiert Medienwissenschaften an der Uni Siegen. „Siegen ist eine sehr grüne Stadt. Die Uni Siegen hat eine coole Location. Von der Mensa aus hat man eine tolle Aussicht über ganz Siegen.“
Uni Siegen: Frauen entscheiden sich öfter als Männer für eine weiter entfernte Hochschule
Frauen entscheiden sich öfter als Männer für eine weiter entfernte Hochschule. So wählt die Hälfte der weiblichen Studierenden einen Studienort mit mehr als 54 Kilometern Entfernung, während die Hälfte der Männer 44 Kilometer in Kauf nehmen. Beim sogenannten Wanderungsverhalten aus dem Ausland ist die TU München am erfolgreichsten: Fünf Prozent der Studierenden, die ihre Zulassung nicht in Deutschland erworben haben, gehen in die bayerische Landeshauptstadt. Keine andere Uni in der Bundesrepublik kann bei diesem Wert mithalten.
Bundesweit belegt die TU Dresden den Spitzenplatz bei der sogenannten Ausschöpfungsquote. Die Quote analysiert, wie viele Studierende einer Gruppe aus einer definierten Entfernung an der Uni studieren. 9 Prozent der Schulabgänger mit Hochschulberechtigung, die ihren Heimatort zwischen 50 und 100 Kilometer entfernt von der sächsischen Landeshauptstadt haben, haben sich für die Technische Universität entschieden. „Insbesondere in den ostdeutschen Landkreisen ist die TU Dresden flächendeckend beliebt“, schreiben die Studienautoren.
Uni Siegen: Abiturienten wohnen gerne bei Eltern, AStA „weil ihnen das Geld fehlt“
Deutlich wird auch, dass das Wohnen bei den Eltern insbesondere an kleineren Hochschulorten beliebt ist, so auch in Siegen-Wittgenstein. Knapp 52 Prozent wohnen während des Studiums bei ihren Eltern, knapp 24 Prozent haben eine eigene Wohnung oder wohnen in einer WG oder haben einen Wohnheim-Platz. Umgekehrt zeigt sich in den klassischen Universitätsstädten häufig eine eher geringe Zahl an Studierenden, die noch bei den Eltern wohnen. In Köln wohnen nur knapp 27 Prozent während des Studiums bei den Eltern. In Marburg sind es nur 12 Prozent.
Die AStA Siegen teilte auf Anfrage dieser Zeitung mit, dass angehende Studierende immer seltener die finanziellen Mittel für den Auszug aus dem Elternhaus aufbringen können. „Die schlechten Möglichkeiten der Studienfinanzierung stehen den steigenden Mieten und Lebenshaltungskosten gegenüber. Auch in Siegen steigen die Mietpreise. Der Anteil des Semesterbeitrages für das Studierendenwerk wurde zudem zum Sommersemester 2023 zum ersten Mal seit elf Jahren um satte 29,50 Euro angehoben. Die Mensapreise steigen seitdem dennoch weiter. Die Angebote für Studierende werden stetig zurückgefahren. Die Lage bei der Jobvermittlung und der Kinderbetreuung sind hier Beispiele“, sagt AStA-Pressesprecher Robert Bingener.
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„Wir sind aber froh, dass die Stadt Siegen das ‚Willkommensgeld‘ auch mit der kürzlich gelungenen Einführung des Studi-Deutschlandtickets anbietet.“ Das Willkommensgeld ist die Erstattung des Mobilitätsbeitrages für Studierende, die für ihr Studium erstmals nach Siegen gezogen sind.