Siegen. Von der ehemaligen Siegener Gaststätte „Rübezahl“ ist nicht mehr viel übrig. Die Tochter des Kultwirts möchte ihr Elternhaus retten.
Die ehemaligen Betreiber der Gaststätte Rübezahl, Ernesto und Rosi Hohenecker, stehen buchstäblich vor den Trümmern ihrer Existenz: Zuerst ist die Kultgaststätte auf der Eisernhardt 2007 von Sturm Kyrill zerstört worden, Fichten stürzten auf das Haus und demolierten Dach und Balkon. Dann folgte 14 Jahre später der nächste „Gau“: Zur Vorbereitung des Gewerbegebiets „Martinshardt II“ wurden Tiefbauarbeiten vorgenommen, welche die Wasser- und Stromleitungen zur Gaststätte beschädigten. Jetzt, drei Jahre später, hat das Paar immer noch kein Wasser und keinen Strom für die Pumpstation.
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Der Sturm Zoltan im vergangenen Jahr machte die Lage noch schlimmer: Das Dach wurde so stark beschädigt, dass die obere Etage seitdem nicht mehr bewohnbar ist. Der Schaden beläuft sich auf eine Summe von 40.000 Euro, erzählt Ernesto Hohenecker. Wegen der Schäden und des Alters des Hauses hatten Ernesto Hohenecker und seine Frau Probleme, das Gebäude zu versichern. Klageverfahren laufen noch, so Hohenecker.
Siegen: Nach Sturm Zoltan noch mehr Elend
Am Abend des 21. Dezember 2023 waren der Kultwirt und seine Frau zum Glück nicht zu Hause, schildert Rosi Hohenecker. Als sie sich dann ihrem Wohnhaus näherten, waren sie sprachlos. Die Einfahrt war übersät mit Backsteinen des Schornsteins und Teilen der Dachpappe, eine einzige Verwüstung. Die komplette obere Etage war zudem durchnässt. Zwei Monate lang haben die ehemaligen Gaststättenbesitzer die oberen Räume zu trocknen versucht, damit sich kein Schimmel bildet, so Ernesto Hohenecker.
Hilfe bekam das Paar noch am selben Abend. Ein ehemaliger Stammgast kam vorbei und reparierte das Dach. Der damalige Dachdecker habe das Blechdach nicht richtig angebracht, so Hohenecker. „Die Rigipsplatten hängen immer noch von den Decken.“ Die Reste der Dachplatte und des zertrümmerten Schornsteins liegen auch noch vor dem Haus.
Siegen: Kultgaststätte öffnet in den 80er Jahren
1983 hat alles begonnen: Die Siegener haben das 2800 Quadratmeter große Grundstück erworben, davon sind 900 Quadratmeter umbaut. Wirt Ernesto kommt eigentlich aus Tirol. Als ausgebildeter Masseur eröffnete der heute 78-Jährige im Hotel am Kaisergarten die erste gemischte Sauna im Siegerland. Als sich dann die Möglichkeit auftat, das Haus und Grund auf der Eisernhardt zu erwerben, nahm er diese Chance wahr. Das ehemalige Fliegerheim wurde schon früher gastronomisch betrieben.
Über viele Jahre genoss die Gaststätte in der Krönchenstadt echten Kultstatus. Das ehemalige Lokal ist gut gelegen. Mitten im Wald konnten Besucher und Besucherinnen einen schönen Blick über das Siegerland werfen. Früher haben in der Gaststätte viele Konzerte stattgefunden. Die Frankfurt City Blues, Barbara Dennerlein oder Middle of the Road waren zu Gast, sagt Ernesto Hohenecker.
Siegen: 2013 ist es vorbei mit „Rübezahl“
Seit 2013 ist es ruhig geworden um die Gaststätte am höchsten Punkt Siegens. Nachdem Ernesto Hohenecker aufgrund eines Autounfalls bei Blitzeis nicht mehr in der Gaststätte arbeiten konnte, entschied sich das Paar die Gaststätte zu schließen.
Doch die Hoheneckers blicken gerne auf die Jahre als Gastwirte zurück. 40 Mitarbeitende haben sie zu Höchstzeiten beschäftigt. „Für den täglichen Betrieb brauchten wir schon 15 Leute“, sagt Rosi Hohenecker. „Die Autos parkten hunderte Meter weit weg, so viel Andrang hatten wir“, erzählt sie weiter. Bis zu 22 Hektoliter Bier haben sie am Wochenende gezapft. In der Kneipe und im Biergarten konnten 1.000 Gäste sitzen. Jetzt ist von einem Biergarten nichts mehr zu sehen.
Siegen: Wie der Kultwirt aus der Misere kommt
Die Hoheneckers wohnen immer noch an Siegens höchstem Punkt und das gerne, sagt der Kultwirt. Seit 40 Jahren liebt er es, mit seiner Frau so nah in der Natur zu sein. Die Theke des Rübezahls war für die Wirte lange ihr täglicher Arbeitsplatz. Jetzt sind beide im Ruhestand. Rosi Hohenecker hat noch einen Minijob als Betreuerin für demenzkranke Menschen beim Freundeskreis der Diakonie. Ernesto treibt sich derweil in Facebook-Gruppen herum und sitzt an seinem ersten Buch „Rübi — ein Wirt erzählt“.
Sina Hohenecker, Rosis und Ernestos Tochter, hat Anfang des Jahres einen Spendenaufruf gestartet. „Die Idee habe ich von einem Freund bekommen“, erzählt die Tochter. Bisher sind 600 Euro zusammengekommen. Eine Pokémon-Go-Gruppe habe auch 200 Euro gespendet. Sina Hohenecker, die mittlerweile in Düsseldorf lebt, hat auch den YouTuber „Mein Reisetagebuch“ mit über 65.500 Follower gewonnen, der in seinen Live-Streams auf die Spendenaktion aufmerksam gemacht hat.
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Den beiden Rentner liegt viel an ihrer ehemaligen Gaststätte „Rübezahl“. Verkaufen möchte der ehemalige Wirt nur, wenn der Preis stimmt.