Netphen/Texas. Das Familienunternehmen König + Co. produziert in Netphen und Haiger Böden, die Teil eines Weltraumbahnhofs in Texas werden. Was dahinter steckt.

Die Maschinerie setzt sich in Bewegung und ein großes Tor öffnet sich - dahinter befindet sich eine etwa tausend Grad heiße Anfertigung der Firma König + Co. aus Netphen. Bei dem glühenden Eisen handelt es sich um einen von 40 Böden, den das Familienunternehmen aus dem Siegerland auf Bestellung an eine US-amerikanische Firma liefert. In Texas wird zurzeit an einem neuen Weltraumbahnhof gearbeitet, für den die Teile aus dem Siegerland wichtig sind. Sie werden in die Tankanlagen für Raumschiffe eingesetzt.

Siegen: Boden für einen Weltraumbahnhof

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    Geschäfte mit den USA

    „Mein Sohn und ich waren in den USA, um diesen wichtigen Deal auszuhandeln. Zuerst sollten es zwölf Böden werden, jetzt sind es vierzig und wenn alles nach Plan läuft liefern wir zeitig noch einige mehr“, betont Geschäftsführer Jochen König. Die Siegerländer, die neben dem Standort in Netphen auch ein Werk in Haiger betreiben, haben den Auftrag im Wert von über 2,6 Millionen Euro im vergangenen Oktober zugesagt bekommen. „In diesem Fertigungsprozess sind wir aktuell weltweit alleine. Hier wird einteilig gebaut, andere Unternehmen bauen mehrteilig“, so Jochen König weiter. Er hofft, durch eine gute Performance bei dem Geschäft weitere Deals in der Größenordnung einfahren zu können.

    Der tausend Grad heiße Boden wird zunächst mit kaltem Wasser für gut zehn Minuten lang abgespritzt.
    Der tausend Grad heiße Boden wird zunächst mit kaltem Wasser für gut zehn Minuten lang abgespritzt. © WP | Jan Weber

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    „Wir haben bereits viele Kunden, die wir in der Europäischen Union und England beliefert haben. Durch unsere Verkäufe in die Länder sind dann die Kontakte in die USA zustande gekommen“, berichtet Philip König. Der Bau des Weltraumbahnhofs soll bereits im April beginnen, die ersten Anfertigungen aus dem Hause König liegen schon in Gelsenkirchen, wo sie gelagert sind und auf den Transport nach Antwerpen vorbereitet werden. Von dort aus geht es per Schiff weiter in die Vereinigten Staaten. Der Transport der Teile aus dem Siegerland in die Vereinigten Staaten kostet mehr als eine halb Millionen Euro und dauert in etwa zehn Wochen. Doch bevor die vierzig Böden das Siegerland verlassen, durchlaufen sie einige Stationen in den Produktionshallen in Netphen.

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    Auf wenige Millimeter genau verarbeiten

    Es wird gekümpelt (Metallteile werden umgeformt, dabei ändert sich aber die Dicke des Materials nicht) und gebördelt (der Rand von Belchen wird per Maschine umgebogen, um eine bestimmte Kante zu formen), mit einem Hochleistungsofen auf bis zu 1200 Grad erhitzt und eine Wärmebehandlung durchgeführt. Im Anschluss werden wichtige Oberflächenarbeiten vorgenommen. Beim Beizen wird die Oberfläche behandelt, um sie abweisend gegenüber fremden Substanzen zu machen. Im nächsten Schritt werden Innen- und Außenschliffe an den Böden vorgenommen. „Wir müssen bei den Teilen darauf achten, dass wir auf wenige Millimeter genau arbeiten, damit sie von den Kunden weiterverarbeitet werden können“, mahnt Jochen König. Etwa 20 Mitarbeiter arbeiten an einem von den Teilen, die später ein Teil der Raumschiff-Tankanlage werden.

    Im Werk in Netphen durchlaufen verschieden große Bodenbehälter mehrere Fertigungsprozesse.
    Im Werk in Netphen durchlaufen verschieden große Bodenbehälter mehrere Fertigungsprozesse. © WP | Jan Weber

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    Familienunternehmen in dritter Generation

    Das Familienunternehmen wurde 1930 vom Vater und Großvater des heutigen Geschäftsführers Jochen König ins Leben gerufen und konzentrierte sich damals auf die Herstellung von einfachen Behältern und Kesselböden. Heutzutage hat sich die Expertise der Siegerländer, um Sonderpressteile sowie Umform- und Wertstofftechnik ausgeweitet. „Wir haben uns über die Jahre ein breites Know-how angeeignet und sind in einer guten Position. Der asiatische Markt holt aber immer weiter auf, da dort Unmengen an Geld investiert worden sind“, sagt der Geschäftsführer. König + Co. produziert ebenfalls Bodenbehälter für die Pharmaindustrie sowie die Nahrungsmittelindustrie. Teile von Atomkraftwerken, die Rolls Royce in Großbritannien bauen will, werden demnächst ebenfalls in Netphen und Haiger angefertigt.

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