Siegen-Wittgenstein/Olpe. Arbeitsagentur und Jobcenter: im Januar deutlich mehr Arbeitslose - eine saisonale Frage oder liegt das an der allgemeinen Wirtschaftslage?

„Es hat sich zugezogen auf dem regionalen Arbeitsmarkt“: Die Arbeitslosigkeit steigt laut Agentur für Arbeit Siegen im Januar merklich an, mit ihr die Arbeitslosenquote auf nun 5,9 Prozent, vor einem Jahr waren es 5,6 Prozent. Zum einen ist das saisonüblich, zum anderen schlägt die allgemeine wirtschaftliche Lage durch.

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Starker Zuwachs an neuen Stellen

Auch bei Jugendlichen sei demnach ein Anstieg zu verzeichnen, die dreieinhalb Jahre dauernden Ausbildungen endeten 2023, für kurze Zeit entstehe daher die sogenannte „friktionelle“ oder „Such-Arbeitslosigkeit“. Da Fachkräfte aber weiterhin gesucht seien, erwartet die Agentur-Geschäftsführung, dass gut ausgebildete junge Menschen schnell Stellen finden.

Auffällig sei auch der „scheinbare“ Widerspruch von steigender Arbeitslosigkeit und vermehrt neuen Stellen. Allein im Januar seien 858 Stellen hinzugekommen, 250 mehr (41,1 Prozent) als im Dezember. Laut Stephanie Krömer, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit, stehe man in stetigem Dialog mit der Arbeitgeberseite - und die suchten weiter händeringend nach qualifiziertem Personal. Wie berichtet stehe hier die Beratung und Qualifizierung von Menschen, die auf „Helferniveau“ angelernte Tätigkeiten verrichten, im Fokus von Arbeitsagentur und Jobcentern. „Das eigene Profil so schärfen, dass selbst in herausfordernden Zeiten die eigene Arbeitskraft unverzichtbar scheint“ - das ist laut Krömer die Chance für Beschäftigte.

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Unternehmen halten an Mitarbeitern fest

Die Entwicklung der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung als „Gradmesser für die wirtschaftliche Lage“ stimme überdies positiv. Denn neben der Zahl der Arbeitslosen zeige diese, wie es um Stimmung und Aufnahmefähigkeit bestellt ist. Auch lasse sich ablesen, wie empfindlich heimische Unternehmen auf anhaltend herausfordernde Rahmenbedingungen reagieren. Trotz weiter schwieriger Konjunkturlage, gestiegenen Kosten und nüchternen Erwartungen an betriebliche Entwicklungen gebe es hier leichten Zuwachs - mit einem Plus von 48 Beschäftigten zwar sehr gering, „doch bleibt die Entwicklung grundsätzlich positiv.“ Das zeige, wie robust der heimische Arbeitsmarkt auch unter anhaltend widrigen Bedingungen verhält „und dass die hiesigen Unternehmen alles daran setzen, mit Zuversicht in die Zukunft zu blicken. Sie halten an ihren Mitarbeitern fest.“

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Die Begleitung von Schutzsuchenden auf ihrem Weg in Arbeit ist uns eine Herzensangelegenheit.
Christoph Sczudlik - Jobcenter Siegen-Wittgenstein

Besonders erfreulich: Mehr Geflüchtete aus der Ukraine und den acht stärksten Asylherkunftsländern (Afghanistan, Eritrea, Iran, Irak, Nigeria, Pakistan, Somalia, Syrien) hätten Arbeit gefunden, deutlich mehr im Vergleich zur Gesamtentwicklung. 2023 stieg die Beschäftigung demnach um 8 Prozent bei den Asylherkunftsländern und um 80 Prozent bei den Ukrainerinnen und Ukrainern. Mit dem „Job-Turbo“ hat sich die Bundesregierung zum Ziel gesetzt, geflüchtete Menschen noch besser in Arbeit zu begleiten. Christoph Sczudlik, Geschäftsführer des Jobcenters Kreis Siegen-Wittgenstein, begrüßt das: „Die Begleitung von Schutzsuchenden auf ihrem Weg in Arbeit ist uns eine Herzensangelegenheit.“ Hier gebe es zahlreiche Positiv-Beispiele. Eine Arbeit aufzunehmen sichere nicht nur finanziell ab, sondern ermögliche auch gesellschaftliche Teilhabe und Zugehörigkeit.

Wir suchen Fachkräfte und finden sie in den Menschen, die sich für unsere Region entschieden haben.
Stefanie Krömer - Agentur für Arbeit Siegen

Zugewanderte werden integriert

Auch Hans-Georg Völmicke, Geschäftsführer des Jobcenters Kreis Olpe, weiß um die Besonderheiten in der Integration von Menschen mit Einwanderungsgeschichte: Man erlebe hier andere Herausforderungen auf dem Weg in Arbeit. Neben Spracherwerb vor allem die Orientierung für zukünftige Berufstätigkeit und Anerkennung beruflicher Qualifikationen aus den Heimatländern. „Das können wir im Jobcenter nicht alleine.“ Die Zusammenarbeit mit externen Partnern für Sprachkurse, Weiterbildung und sozialen Wohlfahrtsverbänden werde weiter intensiviert. Ziel sei es, nach dem Ankommen eine berufliche Perspektive zu bieten, so Stephanie Krömer - dabei unterstütze die heimische Wirtschaft auch. „Neben einer offenen Haltung ist ein großes Engagement spürbar, diesen Menschen die Hand zu reichen und betrieblicherseits mögliche Hürden gemeinsam zu meistern.“ Auch wenn es an Sprache oder Kenntnissen noch mangele, würden Motivation und Leistungsbereitschaft geschätzt. „Die Firmen in unserer Region reagieren vorbildlich. Wir suchen Fachkräfte und finden sie in den Menschen, die sich für unsere Region entschieden haben.“

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