Siegen. Die Menschen in Siegen-Wittgenstein können sich mehr leisten als die Durchschnitts-Verdiener in Deutschland. Aber im Kreis gibt es Unterschiede.
Der Einzelhandelsstandort Siegen besitzt eine Strahlkraft, die weit über die kommunale und regionale Grenze hinausreicht. Das stellt die Industrie- und Handelskammer Siegen (IHK) fest, die die Kaufkraftanalyse 2023 vorstellt. „Landesweit bleibt das Oberzentrum Siegen das Nonplusultra. Bundesweit weisen nur fünf Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern eine höhere Kaufkraftbindungsquote auf.“ Der Siegener Einzelhandel verteidige damit seine Spitzenplatzierung und liege erneut deutlich vor den Shoppingmetropolen an Rhein und Ruhr. „Das ist besonders bemerkenswert und erfreulich“, kommentiert IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener die zentralen Ergebnisse der aktuellen IHK-Kaufkraftanalyse.
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Schlusslichter: Netphen und Hilchenbach
Die Kaufkraftbindungsquote des Siegener Einzelhandels liegt bei 126 Prozent. Mehr als 200 Millionen Euro werden von Einwohnern anderer Kommunen in Siegen umgesetzt. Auch bei der Zentralitätskennziffer, als Verhältnis von Umsatz zu Kaufkraft weiterer wichtiger Indikator für die Attraktivität des Einzelhandelsstandortes, sticht das Oberzentrum Siegen mit einem außerordentlich hohen Wert von 149 hervor. Am anderen Ende der Rangfolge sind Netphen und Hilchenbach die Schlusslichter, schwächer im IHK-Bezirk schneidet nur noch Kirchhundem ab.
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Überdurchschnittlich hohe Einkommen in der Region
Die Einkommen in der IHK-Region steigen und liegen über dem Bundes- und Landesdurchschnitt. Auch der Einzelhandelsumsatz, die Zentralität und die Kaufkraftbindungsquote sind überdurchschnittlich. Für das Jahr 2023 wird in Siegen-Wittgenstein und Olpe ein allgemeines Kaufkraftvolumen von etwa 11,2 Milliarden Euro prognostiziert. Das sind etwa 387,9 Millionen Euro oder 3,6 Prozent mehr als 2022. Je Einwohner ergibt sich ein überdurchschnittlich hohes verfügbares Einkommen von 27.092 Euro, das 222 Euro über dem Bundes- und 718 Euro über dem Landesdurchschnitt liegt. Klaus Gräbener: „Die Zahlen verdeutlichen einmal mehr, dass wir im IHK-Bezirk noch über eine geringe Arbeitslosigkeit und eine gute Beschäftigungslage verfügen. Allerdings bereiten uns die trüben Aussichten große Sorgen. Ob wir das überdurchschnittlich gute Niveau halten können, ist daher fraglich.“
Zwischen den Kreisen und den Kommunen existieren zum Teil aber erhebliche Unterschiede. Während die Kaufkraft in Siegen-Wittgenstein in etwa auf dem Landesniveau liegt, verfügen die Einwohner aus dem Kreis Olpe über deutlich überdurchschnittliche Einkommen. Ihre Einkünfte liegen 2.351 Euro über dem Landes- und 1.855 Euro über dem Bundesdurchschnitt. Den unangefochtenen Spitzenplatz im IHK-Bezirk belegen erneut die Einwohner Attendorns. Ihnen stehen jährlich 34.583 € allgemeine Kaufkraft zur Verfügung, gefolgt von den Bewohnern der Stadt Olpe (30.710 €) und der Gemeinde Wilnsdorf (29.636 €). Stephan Häger, Leiter des IHK-Referats Konjunktur, Arbeitsmarkt und Statistik: „Attendorn liegt damit bundesweit in den Top 20 und verbessert sich noch einmal im Vergleich zum Vorjahr. In ganz Deutschland ist das durchschnittliche Einkommen lediglich in 17 Kommunen mit mehr als 20.000 Einwohnern höher als in Attendorn. Landesweit haben in dieser Kategorie nur die Einwohner der Stadt Meerbusch mehr Geld zur Verfügung.“
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Kaufkräftigste Siegerländer in Wilnsdorf
Etwa 28 Prozent der allgemeinen Kaufkraft stehen dem Einzelhandel inklusive Versand- und Internethandel zur Verfügung. Die einzelhandelsrelevante Kaufkraft liegt für den IHK-Bezirk ebenfalls über dem Bundes- und Landesdurchschnitt. 7.492 Euro stehen jedem Einwohner für Ausgaben im Einzelhandel zur Verfügung. Damit können sie dort 101 € mehr ausgeben als der durchschnittliche Einwohner Nordrhein-Westfalens. Den Spitzenplatz in den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe belegen auch hier die Einwohner Attendorns. Mit 8.668 € je Einwohner stehen ihnen 1.205 € mehr als dem Bundesdurchschnitt sowie 1.277 € mehr als dem Landesdurchschnitt für Einzelhandelsausgaben zur Verfügung. Im Siegerland liegt Wilnsdorf mit 7982 Euro an der Spitze.
Kreuztal hat drittstärksten Umsatz im IHK-Bezirk
Für den stationären Einzelhandel in der IHK-Region wird für 2023 ein Umsatz in Höhe von 2,70 Milliarden Euro prognostiziert. Das entspricht einem überdurchschnittlichen Einzelhandelsumsatz von 6.567 Euro je Einwohner (Bundesdurchschnitt: 6.291 Euro je Einwohner). Die Hälfte des Einzelhandelsumsatzes der IHK-Region wird in den Städten Siegen, Olpe und Kreuztal erzielt, wobei Siegen die mit deutlichem Abstand größte Einkaufsmetropole bleibt. Allein auf das Oberzentrum entfallen etwa 34 Prozent (905,3 Millionen Euro) des gesamten Einzelhandelsumsatzes. Mit 239,4 Millionen Euro belegt der Einzelhandel der Kreisstadt Olpe Platz 2, gefolgt vom Handelsstandort Kreuztal (213,8 Millionen Euro). Stephan Häger: „Die ordentlichen und überdurchschnittlichen Werte dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Situation im Einzelhandel in Teilen angespannt ist. Aufgrund der hohen Lebenshaltungskosten ist die Konsumstimmung zurückhaltend und der reale Einzelhandelsumsatz rückläufig. Dennoch gelingt es dem lokalen Einzelhandel Marktanteile, die er in der Corona-Pandemie an den Online-Handel verloren hat, ein Stück weit wieder zurückzugewinnen.“
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12 Prozent des Geldes wandern in Online- und Versandhandel
Etwa 12 Prozent (2022: 15 Prozent) der einzelhandelsrelevanten Kaufkraft verbleiben nicht im regionalen stationären Einzelhandel. Somit fließen etwa 381 Millionen Euro in den Online- und Versandhandel ab oder werden außerhalb der Region ausgegeben.
In der IHK-Kaufkraftanalyse werden alle relevanten Kaufkraftzahlen wie die allgemeine Kaufkraft, die einzelhandelsrelevante Kaufkraft, der Einzelhandelsumsatz, die Zentralität und die Kaufkraftbindungsquote dargestellt. Insbesondere bei Standort- und Ansiedlungsfragen von Einzelhandels- und Dienstleistungsunternehmen interessieren sich die Investoren und Gründer für solche Zahlen. Bei den Kaufkraftzahlen handelt es sich um Prognosedaten.
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