Dreis-Tiefenbach. Seit 35 Jahren betreibt die Klinik Wittgenstein ihre Tagesklinik in Netphen. Die Nachfrage steigt, immer öfter kommen auch jüngere Patienten.
Seit 35 Jahren ist die Tagesklinik in Netphen Bestandteil in der Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen im Kreis Siegen-Wittgenstein. „Und der Bedarf an diesem Angebot ist weiter steigend. In der gesamten Psychiatrielandschaft Deutschlands zeichnet sich die zunehmende Wichtigkeit von teilstationären und ambulanten Angeboten in der Region ab“, sagt Dr. med. Julia Maria Nonn, Leitende Ärztin der Abteilung Psychiatrie und Psychotherapie, am Tag der offenen Tür zum Jubiläum.
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Patienten immer jünger
Mit nur sieben Patientinnen und Patienten nahm die psychiatrisch-psychotherapeutische Tagesklinik Netphen, eine Abteilung der Klinik Wittgenstein des evangelischen Johanneswerks, am 1. Juli 1988 ihre Arbeit in der Netphener Talstraße auf. Dort, im ehemaligen Martinsheim, arbeitete die Klinik bis zu ihrem Umzug 2021 auf 1400 es Dreis-Tiefenbacher Telekom-Komplexes.„Heute werden rund 40 Patientinnen und Patienten in hellen, modernen und gut ausgestatteten Räumen in der Unteren Industriestraße 20 behandelt. Sie können tagsüber das komplette therapeutische Angebot eines Fachkrankenhauses für sich nutzen und dennoch in ihrer gewohnten Umgebung bleiben“, sagt Sabine Filla, psychologische Psychotherapeutin aus der Leitung der Tagesklinik Netphen. Zum Team gehören Ärzte, Psychologen, Sozialpädagogen, Gesundheits- und Krankenpfleger, Bewegungs- und Ergotherapeuten.
„Es werden immer mehr Menschen, die in ihrem Leben nicht zurechtkommen“, berichtet Sabine Filla. Affektive Angst, Depressionen, Persönlichkeitsstörungen, Essstörungen, Phobien, Psychosen, Persönlichkeitsstörungen, posttraumatische Belastungsstörungen, psychische Krisen und psychische Überbelastung sind Gründe, aus denen Patientinnen und Patienten von den Haus- oder Fachärzten und von Krankenhäusern überwiesen werden. Die Menschen, die kommen, sind immer jünger. „Dennoch nehmen wir nur Menschen ab dem 18. Lebensjahr bei uns zur Behandlung auf“, sagte Sabine Filla.
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Bis zu drei Monate Wartezeit
„Eine psychische oder psychosoziale Erkrankung ist nichts, wofür man sich schämen muss“, sagt Pastor Dr. Ingo Habenicht, Vorsitzender der Geschäftsführung des Johanneswerks. Die Erkrankungen treffen mehr Frauen als Männer und zunehmend junge Menschen, denen es an Perspektiven fehlt. „Normal bleiben unsere Patientinnen und Patienten 40 Tage“, so Dr. Julia Maria Nonn. Die Wartezeit, um aufgenommen zu werden, beträgt im Schnitt eineinhalb bis 3 Monate. Einzel- und Gruppenpsychotherapie, Paar- und Familiengespräche, Soziotherapie, Begleittherapie wie Grundbewegung, Schwimmen, Körperwahrnehmung, therapeutisches Boxen, Werken und themenzentriertes Malen füllen den Tag. Als „Krankenhaus ohne Betten“ wirbt die Tagesklinik selbst für sich. Um 9 Uhr kommen die Patienten jeden Morgen, nach 16 Uhr und an den Wochenenden sind sie zu Hause.
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Mit dem Tag der offenen Tür verbunden war „Tagesklinik gestern/heute und anderswo“. Dr. med. Christoph Jans aus Winterthur präsentierte ein Konzept der Tagesklinik für Traumafolgestörungen der Integrierten Psychiatrie Winterthur. Prof. Dr. med. Wilhelm P Hornung aus Bonn skizzierte die Geschichte der psychiatrischen Tagesklinik. Er begann mit einem Schlaglicht auf die Entwicklung der stationären Psychiatrie in Deutschland. Kurz vorgestellt wurden auch die Vorläufer teilstationärer psychiatrischer Behandlung. Ein weiterer Referent war Dr. med. Christian Holzapfel, Ärztlicher Direktor, Chefarzt Abteilung Psychosomatische Medizin aus der Klinik Wittgenstein Bad Berleburg.
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