Netphen. Die Verkehrsbelastung geht stetig zurück: Aber auch die durch Umgebungslärm? Stadt Netphen ruft zur vierten Runde in der Lärmaktionsplanung auf.

Seit 2009 stellt die Stadt Netphen Lärmaktionspläne auf. In diesen Wochen beginnt eine „vierte Runde“: Bürgerinnen und Bürger können sich bis 12. Januar äußern, ob und wie sich ihre Belastung mit Umgebungslärm verändert hat. Daraus entsteht ein neuer Lärmaktionsplan für die Hauptverkehrsachsen, dessen Entwurf ausgelegt wird. Beschließen muss der Rat spätestens bis zur Sommerpause.

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Das kann die Stadt (nicht) tun

Das Fazit nach der letzten Überarbeitung im Jahr 2018 war ernüchternd: „Festzustellen ist, dass der Einfluss der Stadt Netphen nicht weit genug geht, um tatsächlich wesentliche positive Veränderungen für die Lärmbetroffenen herbeizuführen.“ Lärmschutzwände oder -wälle wurden beim Neubau der Ortsumgehung Netphen errichtet, an älteren Straßen seien sie aber wegen der Bebauung „grundsätzlich nicht umzusetzen“.

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Erstattet werden können Kosten für Schallschutzfenster oder Lüfter. Rund 200 Hauseigentümer, für die solcher Schallschutz infrage käme, hatte die Stadt angeschrieben. Drei Anträge kamen von Anliegern der L 728 zwischen Dreis-Tiefenbach und Eckmannshausen, einer wurde bewilligt. An der L 729 zwischen Netphen und Salchendorf wollten 14 Anwohner Zuschüsse für Lärmschutz bekommen, sieben hatten Erfolg. Schließlich die B 62 in Dreis-Tiefenbach: Von 13 Antragstellern hatten sechs Erfolg, weitere vier verzichteten von sich aus.

Für die Zukunft will die Stadt auf Baugebiete an lärmbelasteten Straßenabschnitten verzichten. Bei der Planung des Baugebietes Am Dreisbach - das ehemalige Hauptschulgelände in Dreis-Tiefenbach - wurde die geschlossene Bauweise als aktiver Lärmschutz vorgeschrieben, und es gab Vorgaben zu den Wohnungsgrundrissen mit Schallschutzvorgaben. Im letzten Lärmaktionsplan von 2018 spielte auch noch die Überlegung zu einer „Nordumgehung“ von Dreis-Tiefenbach eine Rolle: Die B 62 sollte über den Dreisbacher Berg und eine Brücke über das Dreisbachtal in die Bittenbach zwischen Dreis-Tiefenbach und Netphen geführt werden. Diese Idee wurde nicht weiter verfolgt.

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Überlegt wurde 2018 auch, ob auf den lärmintensiven Strecken Tempo 30 vorgeschrieben werden kann. „Aufgrund der Verkehrsstärken würde der Verkehrsfluss so beeinträchtigt, dass nicht absehbar ist, ob eine Reduzierung des Pegels überhaupt zu einer Verbesserung der Situation führen würde“. Außerdem müssten dann die Ampeln neu programmiert werden, was ebenfalls Geld kostet.

Das sind die lautesten Strecken

2018 wohnten 65 Personen in Häusern, die im 24-Stunden-Schnitt einer Lärmbelastung von mehr als 70 db/A ausgesetzt waren und in 152 Wohnungen der Wert von 65 db/A überschritten wurde. Nachts waren 110 Personen von Belastungen von mehr als 60 dB/A betroffen. Die Überschreitung von 70 dB/A mussten 47 Anwohner der B 62 und 18 Anwohner der beiden Landesstraßen 728 und 729 ertragen. Gegenüber dem Lärmaktionsplan 2012 wurde es demnach in der Siegstraße leiser, auf den beiden Landesstraßen aber lauter.

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B 62 Siegstraße: Im Lärmaktionsplan noch berücksichtigt wird die B 62 von der Stadtgrenze bis zum Abzweig der K 5 Richtung Giersberg, aber nicht mehr die Fortsetzung bis zum Abzweig der Lahnstraße in Netphen. Dort werden seit dem Bau der Ortsumgehung Grenzwerte nicht mehr überschritten. Am stärksten befahren ist die Siegstraße in Dreis-Tiefenbach. Dass dort die Lärmbelastung zurückgegangen ist, könnte - so eine mögliche Erklärung der Verwaltung, an der neuen Fahrbahndecke llegen, bestimmt aber an der Beseitigung von Rissen in der Fahrbahn und von Schlaglöchern. Außerdem wurde die Ampelschaltung verändert, sodass weniger Lärm durch beim Anfahren aufheulende Motoren entsteht. Über die Jahre ist das Verkehrsaufkommen im am stärksten befahrenen Abschnitt zwischen Im Bruch und dem Abzweig nach Eckmannshausen: von 22.984 Fahrzeugen in 24 Stunden im Jahr 2010 über 21.868 im Jahr 2015 auf nun 18.120 nach der letzten Zählung im Jahr 2021. Die Bundesanstalt für Straßenwesen weist allerdings darauf hin, dass die Corona-Pandemie, Lockdowns und Home-Office den Rückgang des Verkehrsaufkommens mit verursacht haben können.

L 728: Der stärkste Verkehr befindet sich auf dem Abschnitt Dreis-Tiefenbach-Eckmannshausen. Dort verzweigt sich der Verkehr in Richtung Hilchenbach, Kreuztal und Netphen. Auch hier geht die Belastung stetig zurück: von 10.200 (2010) über 9.147 (2015) auf zuletzt 8900 (2021).

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L 729: Am verkehrs- und damit lärmintensivsten sind die Ortsdurchfahrten Deuz und Salchendorf. In Deuz teilt sich der Verkehr auf in Richtung Siegtal, Feuersbach und oberes Johannland, in Salchendorf geht es zum einen weiter Richtung Hainchen und Hessen, zum anderen Richtung Wilnsdorfund Autobahn. Auf diesen Strecken wurde von 2010 bis 2015 zunächst eine Zunahme des Verkehrs beobachtet: zwischen Netphen und Ortsmitte Deuz von 10.946 auf 11.727 und zwischen Deuz und Salchendorf von 9.773 auf 10.946 Fahrzeuge in 24 Stunden. 2021 dagegen wurden nur noch 9.899 Fahrzeuge in Deuz und 7.956 bis Salchendorf gezählt.

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