Dreis-Tiefenbach.

Im ersten Vierteljahr 2013, so hat es der Rat im September 2012 beschlossen, sollen Vorschläge für eine „entlastende Verkehrsführung“ in Dreis-Tiefenbach auf dem Tisch liegen. Die Verwaltung sollte dazu Ideen entwickeln — „unter Beteiligung der Netphener Bürger“. Grundlage für die große Debatte war der Vorstoß der CDU, kurzfristig einen Einbahn-Ringverkehr über die Siegstraße stadtauswärts und über den Kleinbahndamm und die Bismarckstraße stadteinwärts einzurichten. Ein Ergebnis steht fest: Der Frühling wird kommen, ohne dass eine Lösung auf den Tisch gelegt wird.

Die CDU

„Wir haben nicht mehr viel davon gehört“, sagt CDU-Fraktionsvorsitzende Iris Cremer enttäuscht, „von der Verwaltung erwarte ich mir keine Unterstützung.“ Wenn nichts passiert, bleibt das Warten auf den Straßenbau. 2300 Fahrzeuge würde die Südumgehung Kreuztal aus Dreis-Tiefenbach weglocken. Dann wären es auf der Siegstraße im Jahr 2020 statt 24.100 Fahrzeugen am Tag „nur“ 21.800. „Wenn nur der Schwerverkehr weg wäre“, hofft Iris Cremer.

Der Bürgermeister

Was er von der Ringverkehr-Idee hält, hat Bürgermeister Paul Wagener zuletzt mit seiner Haushaltsrede zu Protokoll gegeben: „Allenfalls sommerlochtauglich.“ Wagener setzt auf kleine Lösungen. Die Verlängerung der Linksabbiegespur für die Abbieger ins Dreisbachtal, verbunden mit Abbiegeverboten auf der Siegstraße, habe sich „schon bewährt“. Als nächstes steht die Ampel-Optimierung an, „Wir sind froh, wenn das klappt.“

Die Bürger

Etwa ein halbes Dutzend Ideen seien zusammengekommen, schätzt Bau-Fachbereichsleiter Erwin Rahrbach. Nach einem Gespräch mit dem Landesbetrieb Straßenbau soll die Auswertung dem Rat im April vorgestellt werden. Zwischendurch rechnet Prof. Dr. Jürgen Steinbrecher, Verkehrswissenschaftler an der Siegener Uni, auch den CDU-Ringverkehr einmal durch. Einige Vorschläge haben auch schon im Vorfeld die Öffentlichkeit erreicht, manche kommen auch aus den Reihen des Rates:
die Stadt- oder Straßenbahn von Siegen über die Kleinbahngleise und weiter über die Industriestraße bis Netphen-Mitte;
die Sperrung aller Zufahrten zur Siegstraße;
die Markierung einer dritten Fahrbahn, die wechselnd in Richtung Siegen (morgens) und Netphen (abends) freigegeben wird;
der Bau einer aufgeständerten, HTS-ähnlichen Hochstraße vom B-62-Abzweig zur Uni bis in die Siegauen;
der Direktbus von Netphen durch Au- und Siegstraße nach Weidenau — ein Antrag der Grünen: Bis 30. Juni will der Rat wissen, was die Verkehrsbetriebe dazu sagen;
die Siegstraße im Tunnel: Ein Tunnelbauer habe sich sogar die Unterlagen angesehen, berichtet Fachbereichsleiter Rahrbach. „Der hat sich aber nie wieder gemeldet.“

Der Landesbetrieb

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Der Landesbetrieb Straßenbau vergibt gerade den Auftrag für eine neue Verkehrszählung. Auf Kosten der Stadt, die dafür 6000 Euro eingeplant hat, kann dann die Koordination der Ampeln neu geplant werden. „Man merkt, dass es zu manchen Spitzenstunden nicht optimal läuft“, sagt Eberhard Zimmerschied, Bereichsleiter Betrieb und Verkehr beim Landesbetrieb, und warnt vor allzu großen Hoffnungen. Immerhin sei die Ampeltechnik erst vor zehn Jahren auf den modernsten Stand gebracht worden. „Es geht darum, noch ein bisschen rauszukitzeln. Man kommt auch danach nicht in einem Rutsch durch Dreis-Tiefenbach.“

Die Anwohner

Ortsbürgermeister Horst Völkel hat sich zuletzt in Dahlbruch geäußert, wo sich eine Unterstützungsinitiative für die Route-57-Kampagne formiert. Der Fehler in Dreis-Tiefenbach sei vor über 40 Jahren begangen worden. Statt mit der B 62 eine breite Schneise durch das Dorf zu schlagen, „hätte man gleich eine Ortsumgehung bauen sollen.“