Kreuztal. An der früheren Hauptkreuzung haben zwei Freunde das Lokal übernommen. Sonst hat weit und breit niemand türkisch-italienische Küche.
Zwei ziemlich beste Freunde eröffnen zusammen ein Lokal: Seit November führen Yasin Gül und Savas Yücel das neue Restaurant Anatolia mit türkischer und auch italienischer Küche in Kreuztal in der Marburger Straße 1.
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Das ist ein Zufall“, erzählt Gül. „Ich kenne den Vorbesitzer vom Restaurant Calabria.“ Als der sein neues Lokal im Kreuztaler Bahnhof aufgemacht hat, greift Gül, der bis dahin im Marienkrankenhaus in Siegen angestellt war, zu. „Ich habe früher schon in der Gastronomie gearbeitet und wollte wieder zurück“, erläutert der 47-Jährige seine Entscheidung. Als er seinem Freund Savas Yücel davon erzählt, ist auch er Feuer und Flamme für diese Idee und so gehen beide eine berufliche Partnerschaft ein. „Wir haben ein Vertrauensverhältnis und kennen uns so schon so lange, da haben wir beschlossen, wir machen etwas zusammen“, sagt Yücel. Beide erarbeiten ein Konzept: „Türkisch-italienisch können wir machen.“ Für Kreuztal habe ihr neues Restaurant ein Alleinstellungsmerkmal. „Es ist das einzige mit türkisch-italienischer Küche in der Stadt.“
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Beide Chefs kommen aus Anatolien
Da beide Männer aus der Region Anatolien stammen, war der Name schnell gefunden. Und da beide in der Küche zu Hause sind, bereiten sie nun zusammen Spezialitäten ihres Heimatlandes und auch Pizza für die Gäste zu. Es herrscht Arbeitsteilung: Gül steht am Herd, Yücel am Grill. „Yasin ist ein leidenschaftlicher Koch und möchte nun seine Kochkünste den Kreuztalern und den Siegerländern zeigen“, sagt Yücel, während er türkischen Tee zubereitet und serviert. Der 41-Jährige hat ebenfalls bereits in der Gastronomie gearbeitet, auch im Ausland, in Großbritannien. Er ist ein leidenschaftlicher Grillmeister, denn es gibt viele türkische Spezialitäten vom Grill, wie beispielsweise Lamm, Hähnchenbrust oder Steaks. Die Gerichte werden auch zum Mitnehmen außer Haus verkauft.
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Eine Attraktion: Typisches türkisches Frühstück
Türkischer Tee darf im Restaurant ebenso nicht fehlen wie ein typisches türkisches Frühstück. „In der Türkei und somit auch bei uns servieren wir Suppe zum Frühstück“, erklärt Yücel und zählt auf: „Linsen-, Pansen- und Hühnersuppe.“ Zudem gibt es auch Knoblauchwurst nach türkischer Art, aber auch das klassische Spiegelei. Natürlich können die Besucher auch Schnitzel im Anatolia bestellen: „Allerdings nur Putenschnitzel.“ Schweinefleisch ist tabu. „Das Besondere an den Gerichten sind die Marinaden und die Gewürze“, sagt der Grillmeister, „wir machen die Soßen selber, da ist nichts aus der Verpackung. Wir bekommen jeden Tag frische Ware auf den Tisch.“ Das Fleisch kaufen sie beim türkischen Schlachthof in Siegen, Obst und Gemüse beim türkischen Händler: „Da ist nichts Tiefgefrorenes.“
Im Mai haben die beiden Geschäftspartner die Räume übernommen und erst einmal sechs Monate von Grund auf renoviert. „Wir haben alles entkernt und umgestellt und sehr viel Geld investiert.“ Mit dem Ergebnis sind die beiden Freunde sehr zufrieden. „Es war sehr viel Arbeit und sehr viel Stress, aber es hat sich gelohnt“, sagt Yücel mit einem Blick durchs modern und geschmackvoll, in dunkler Farbgebung, eingerichtete Ambiente. „Es kommen auch viele Gäste, die die Räume von früher her kennen und sagten, dass es ganz anders geworden ist“, berichtet er.
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Als Kinder nach Deutschland gekommen
Durch Mund-zu-Mund-Propaganda hat sich die Neueröffnung herumgesprochen. Die beiden Chefs sind mit dem ersten Monat schon sehr zufrieden, sagen sie. Auch für Weihnachten und Silvester seien sie gut gebucht. Der Gastraum ist im Advent mit Kerzen und Weihnachtssternen dekoriert und draußen vor der Tür wird auch ein Tannenbaum geschmückt. Weihnachten feiern – „das ist die deutsche Seite an uns“, sagen beide Wahl-Siegerländer und lachen. An die Heimat ihrer Kindheit erinnert ein großes Poster an der Wand, das die Ansicht der Metropole Istanbul am Bosporus zeigt.
Die beiden Freunde haben die Vita typischer Gastarbeiterkinder. Gül ist als 15-Jähriger mit einem Onkel nach Deutschland, ins Siegerland, gekommen. „Mein Onkel hat eine Pizzeria in Ferndorf, dort habe ich sofort in der Küche mitgeholfen“, erzählt Gül, verheiratet und Vater einer Tochter (18) und eines Sohnes (14). Der Weg habe ihn vom „Tellerwäscher“ zum Koch geführt, unkt sein Freund. Er kam mit seinen Eltern als „Fünf- oder Sechsjähriger“ ins Siegerland. Nach einer Ausbildung zum Konstruktionsmechaniker wanderte Yücel nach England aus, landete auf der Insel in der Gastronomie als Kellner und in der Küche – „dort, wo man gebraucht wird.“ Heimweh nach der Familie führte den heute 41-Jährigen schließlich zurück ins Siegerland. Nun lautet seine Devise: „Was ich dort gemacht habe, kann ich auch hier machen.“
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Familien helfen mit
Dabei ist Familie ein gutes Stichwort: Denn das Anatolia ist ein Familienbetrieb. „Frau, Schwägerin, Bruder, Schwester“ – sie alle helfen mit. „Das ist sehr wichtig“, betonen beide, „ohne sie wären wir - verloren würden wir nicht sagen, aber es eine große Unterstützung.“ Denn, wenn nötig, reicht ein Anruf und einer kommt sofort. Dass die Familie mithelfe, sei inzwischen typisch für die Gastronomie, sagt Yücel. Denn Personal sei schwer zu finden – Anzeigen hätten noch keinen Erfolg gebracht. Die Familie sei dagegen zuverlässig zur Stelle. „Sie kommen alle aus der Gastronomie und wissen somit, was sie machen“, schmunzelt Yücel. In Kreuztal fühlen sich die beiden Gastronomen zu Hause. „Man kennt uns. Wir haben viele Freunde hier“, sagt Gül. „Auf jeden Fall“, fügt sein Partner hinzu. Auch sei die Lage des Restaurants in der Marburger Straße „top“, hoffen beide auf eine Erfolgsgeschichte von zwei Gastronomen und ziemlich besten Freunden.
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