Freudenberg. Freudenberger Stadtteil Hohenhain war eigentlich das „Aachen des Mittelalters“. Stadtgeschichtler werden fündig.
Seit mindestens 975 Jahren kommt dem Hileweg eine Bedeutung für den Freudenberger Raum zu. In einer Urkunde von 1048 taucht diese Wegebezeichnung als Teil der Grenzbeschreibung des Kirchspiels Haiger auf. Der Hileweg galt als wichtiges Verbindungsstück im fränkisch-karolingischen Straßensystem. Er verlief als überregionale Handels- und Heerverbindung am westlichen Rand des Gebietes der heutigen Stadt Freudenberg. Insgesamt wird als „Hileweg“ jene Straße bezeichnet, die im Süden in der Wetterau nördlich von Frankfurt/Main begann, weiter durch das Siegerländer Eisenrevier führte und sein Ende in Essen an der Ruhr zum Westfälischen Hellweg fand.
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Das 4Fachwerk-Museum nimmt das Jubiläum dieser frühen Erwähnung zum Anlass, sich intensiver mit historischen Wegen und Straßen „rund um den Flecken“ zu beschäftigen. Drei geschichtsträchtige Verbindungen stehen dabei im Mittelpunkt: Der Hileweg, die Brüderstraße und, als jüngster der betrachteten historischen Wege, die Koblenz-Mindener Chaussee.
Programm
Die Ausstellung wartet zudem mit einem umfangreichen Rahmenprogramm. Gleich vier historische Wanderungen zu den alten Orten des Geschehens werden angeboten. Die erste, am Samstag, 9. September, führt vom Flecken hinauf zum Dicken Schlag bei Hohenhain. Dieter Siebel und Richard Flender werden dabei für eine unterhaltsame Zeitreise sorgen. Treffpunkt ist um 14 Uhr beim Museum Am Sonntag, 10. September, übernehmen die beiden Ortsheimatpfleger Heinz Fischbach und Manfred Flender die Führung von „Schlag zu Schlag“. Es geht dabei um eine Rundwanderung vom Hohenhainer Schlag zum Ohrndorfer Schlag bei Büschergrund. Treffpunkt ist um 14 Uhr beim Wanderparkplatz „Alte Schanze“ in Hohenhain. Zu beiden Exkursionen ist eine Anmeldung unter anmeldung@4fachwerk.de erforderlich. Zwei weitere Wanderungen finden „Rund um den Dreiherrenstein bei Oberstöcken“ (7.Oktober) und auf „Hileweg und Eisenstraße“ (8.Oktober) statt
Lesungen, die sich mit dem historischen Reisebericht über Johann Christian Stahlschmidts „Pilgerreise zu Wasser und zu Lande“ befassen, finden am Donnerstag, 21. September und am 12. Oktober, mit Thomas Ijewski und Dieter Siebel jeweils ab 19.30 Uhr im Museum statt.
Über Wegweiser und Wegkreuze
Wege verbinden Orte und Menschen, sorgten früh für den Austausch von Wirtschaftsgütern, wurden als Pilgerwege genutzt, an ihnen entstanden Häuser und Siedlungen. Straßen und Wege führten in die Fremde, waren also auch Orte, an denen verängstigte Menschen Orientierung und Zuspruch bedurften, sei es ganz praktisch von Richtungshinweisen (Ortsschilder, Wegweiser, „Handwieser“) bis hin zu religiösen Bildstöcken oder Wegkreuzen. In einer großen Vielfalt zeigt sich also die geschichtliche und kulturelle Bedeutung von Straßen und Wegen für eine Region.
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„Unser Ziel ist es auch, ein wenig Klarheit in die Vielfalt von Straßennamen und Wegeführungen zu schaffen,“ heißt es vom 4Fachwerk-Arbeitskreis Stadtgeschichte. Menschen benannten Wege nach ihrem Gutdünken: Führen solche in Richtung Köln, dann hießen sie Kölner Straße, wurden auf ihnen Salz, Kohle oder Eisen transportiert, so nannte man sie „Salzstraße“, „Kohlenstraße“ oder „Eisenstraße“. Auch der Hileweg wird als Teil der so genannten Eisenstraße diskutiert. Nicht zu vergessen: Der Einfluss der Landesherren verursachte „Verschiebungen“, wenn zum Beispiel Straßen nicht um, sondern durch den Flecken Freudenberg oder die Wildenburg geführt wurden.
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Wo sich Brüderstraße und Hileweg kreuzen
Die Ausstellung „zeigt eine Vielzahl historischer Karten, widmet sich den „Landmessern“ mit ihren frühen Gerätschaften und vermittelt mit animierter digitaler Straßenkarte, welche Routen in verschiedenen Zeitepochen die Wege rund um Freudenberg nahmen. Erkenntnisse aus der Wegeforschung bietet zudem eine vom Museum aufgelegte umfangreiche Broschüre. Darin wird auch an Prof. Berthold Stötzel erinnert, der sich für die Deutsche Stiftung Denkmalschutz vor Jahren ebenfalls dieser Forschung widmete. Er nannte die in den Landschaften erhaltenen alten Hohlwege „Kulturnarben des Siegerlandes“. Stötzel bezeichnete seinerzeit Hohenhain als „Aachen des Mittelalters“, da sich hier Brüderstraße und Hileweg kreuzten und viele Fuhrleute nicht nur des Weges kamen, sondern an diesem Verkehrsknotenpunkt auch in zuletzt drei Gasthöfen ihre Rast einlegten.
Eröffnung Freitag, 8. September, 19 Uhr. Bis 29. Oktober. Info: www.4fachwerk.de
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