Siegen. Wie organisiert man eine Party für 100.000 Menschen? Das Team vom Stadtfest Siegen macht es vor: Mit guter Planung, wenig Schlaf und Galgenhumor.
Gerade erst hat Martin Horne von den vielen unvorhergesehenen Dingen erzählt, die es auf den letzten Metern vor dem Siegener Stadtfest zu regeln gibt: Dass eine Band kurzfristig abgesagt hat, dass ein Stagemanager wegen einer Verletzung ausfällt und dass er, als Organisationsleiter, auf die Schnelle jeweils für Ersatz sorgen muss. Da kommt zufällig ein junger Mann vorbei, spricht ihn an: „Hi Martin, ich kann übrigens am Wochenende nicht.“ Er ist einer der vielen eingeteilten Helfer. Der Organisationsleiter seufzt. Die nächste Lücke ist zu stopfen.
Stadtfest Siegen: Wenn das Wetter mitspielt, werden locker 100.000 Menschen erwartet
Martin Horne und Veranstaltungsleiterin Astrid Schneider, Chefin der städtischen Kulturabteilung, sind am Donnerstagmittag ans Kölner Tor gekommen, um einen Einblick in ihre Arbeit kurz vor Beginn des Stadtfestes zu geben. Am Freitag, 25. August, geht es los. Um 18 Uhr ist auf der Bühne am Scheinerplatz das Opening mit einem Akrobatikspektakel der Berliner Truppe „Common Ground“. Am Sonntag, 27. August, um 20 Uhr ist offiziell Schluss. Rund 100.000 Menschen haben 2022 beim Stadtfest gefeiert, wenn das Wetter mitspielt, dürften es diesmal ähnlich viele werden.
Tipps
Martin Hornes Tipps für das Stadtfest sind die Bands „The Monotypes“, „Kontrollverlust“, „Unart“. Außerdem „freue ich mich, dass nach langer Zeit wieder einmal ,Bogga’ in Siegen auftritt.“
Astrid Schneider hat eine Schwäche für das Akrobatikprogramm beim Opening auf dem Scheinerplatz und am Samstag und Sonntag auf der Bühne am Markt. „Mir ist auch das Familienprogramm am Sonntag auf dem Schlossplatz wichtig“ – dieses soll eine schöne Rückzugsmöglichkeit vom Trubel bieten. Und natürlich: Das Siegen-Lied und der passende Tanz, die bei einem Flashmob am Freitag ab 19.45 Uhr auf der Siegbrücke auf dem Programm stehen.
Fünf Bühnen, rund 50 Bands, 100 Stunden Livemusik und DJ-Sets, Akrobaten, Kleinkunst, Aktionen, Stände… und das Team muss all das koordinieren, organisieren und permanent im Blick haben. „Man fragt sich schon mindestens einmal am Tag: Warum hat man nichts Vernünftiges gelernt? Warum nicht irgendwo einen Bürojob?“, scherzt Martin Horne. Doch jedes Mal wisse er nach spätestens ein paar Minuten wieder, wieso er das alles auf sich nehme. Auch, wenn er derzeit nicht ganz so viel Schlaf bekomme. „Es macht ja Spaß, mit so vielen Leuten zusammen etwas auf die Beine zu stellen“, sagt Astrid Schneider. „Vor allem, wenn es den Besucherinnen und Besuchern hinterher gefallen hat und sie mit einem Lächeln nach Hause gehen.“
Siegen: Damit das Stadtfest stattfinden kann, packen Hunderte mit an
Ausgehend von den Erfahrungen der vergangenen Jahre stehen die Chancen dafür auch diesmal überaus gut. Aber es ist eine Mammutaufgabe. 80 bis 100 Menschen gehören im engeren Sinne zum Stadtfest-Team. Die wenigsten davon sind städtische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Für die Großveranstaltung werden Fachkräfte aus der Eventbranche ins Boot geholt, etwa die Stagemanager, die für reibungslose Abläufe auf den Bühnen zuständig sind. Es braucht aber auch Leute für Absperrungen, für Reinigung und Betreuung der Toilettenanlagen, fürs Catering; und natürlich Springerinnen und Springer, die überall dort anpacken können, wo kurzfristig Unterstützung benötigt wird.
+++ Das chronologische Bühnenprogramm des Stadtfests gibt es hier +++
Doch damit ist die Zahl derjenigen, die den Rahmen für das Gelingen des Stadtfestes schaffen, noch nicht erschöpft. Zusätzlich hat die Stadt eine Security-Firma engagiert, die mit bis zu 30 Leuten auf dem Gelände unterwegs ist. Und wie viele Kolleginnen und Kollegen aus der städtischen Belegschaft auf die eine oder andere Art insgesamt involviert sind – aus dem administrativen Bereich, dem Ordnungsamt, der Straßenreinigung, der Grünflächenabteilung und und und: Kaum zu schätzen.
Stadtfest Siegen: Sicherheitskonzept muss hohen Anforderungen genügen
Der Aufwand, den die Organisation eines Events dieser Größenordnung mit sich bringt, habe deutlich zugenommen. „Es gibt 100.000 Kleinigkeiten zu bedenken“, sagt Astrid Schneider. „Seit Duisburg hat sich die Veranstaltungslandschaft verändern müssen.“ Sie verweist damit auf die Loveparade im Jahr 2010, bei der in einem Engpass Panik ausbrach. 21 Menschen starben, viele wurden verletzt. Die Anforderungen an Sicherheitskonzepte von Großveranstaltungen sind in der Folge gestiegen, das schlage sich „auch in höherer Planungsintensität nieder“, so die Veranstaltungsleiterin. Auflagen seien höher, außerdem müsse für etliche Szenarien – etwa Unwetter oder größere Unfälle – vorgesorgt werden. „Man muss auf jede denkbare Unwägbarkeit eine Antwort haben.“ Das gilt selbstverständlich nicht nur in Siegen, sondern überall.
+++ Lesen Sie hier: Stadtfest Siegen: Kräftig feiern, „aber bitte klimaneutral“ +++
Martin Horne wird das Geschehen während des Stadtfests vom Büro aus verfolgen, wird vor allem die Bühnen über seinen Monitor im Blick haben und für alle Beteiligten bei allen Fragen und Problemen Ansprechperson sein. „Ich kann mich frei bewegen“, merkt Astrid Schneider an, doch auch sie werde nicht aus dem Arbeitsmodus herauskönnen. „Ich gehe mit offenen Ohren und Antennen herum. Ist alles in Ordnung? Und was reden die Leute so?“
Stadtfest Siegen: Kurz vor Start kommt der Orga-Leiter kaum zur Ruhe
Martin Horne muss weiter. Er schultert ein großes zusammengerolltes Banner. „Man hetzt von Punkt zu Punkt“, beschreibt er seine Arbeit in dieser heißen Phase. „Man hat leider keine Zeit, sich zu freuen.“ Aber diese Zeit wird kommen. Spätestens, wenn am Sonntagabend ein gelungenes Stadtfest zu Ende geht.
Infos zum Programm des Stadtfests finden Sie auf wp.de/siegen