Siegen. Auch wenn alles teurer wird: Die Siegerländer machen weiter Urlaub. Doch die Inflation macht manchen Wünschen einen Strich durch die Rechnung.
Die Deutschen reisen wieder mehr im eigenen Land – diese Entwicklung beobachtet zumindest Valentin Höfer, Inhaber des Tui-Reisecenters in Siegen. Trotz steigender Preise fahren die meisten Menschen in den Urlaub, wenn auch mit kleineren oder größeren Veränderungen gegenüber den Vorjahren. Besonders Familien haben mit der Inflation zu kämpfen.
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Deutschland wird als Reiseland wiederentdeckt
„Deutschland wird so langsam wieder als Reiseland entdeckt“, berichtet Valentin Höfer. Beliebte Reiseziele seien dabei die Nord- und Ostsee, aber auch die Berge im Süden Deutschlands und Österreichs. Die Menschen würden sich wieder mehr für Urlaube in der Heimat, wie zum Beispiel an der Seenplatte in Mecklenburg-Vorpommern, interessieren.
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In Siegen-Wittgenstein sei unter anderem Hilchenbach ein beliebtes Zwischenziel der Rothaarsteig-Wanderung: „Viele Leute kommen in unsere Region zum Wandern oder Radfahren. Meist dann so für ein paar Tage, zum Beispiel an einem verlängerten Wochenende“, sagt Kerstin Broh, tätig im Stadtmarketing, Tourismus und der Wirtschaftsförderung in Hilchenbach. Neben den langen Wanderwegen seien auch Kurzstrecken wie an der Breitenbachtalsperre oder ein Besuch der historischen Ginsburg – bekannt für ihren Ausblick über das Siegerland – angesagt: „Vor allem die Menschen hier aus der Nähe kommen gerne für einen Tagesausflug her.“
Jetzt werden Ersparnisse ausgegeben
Doch wie in den meisten anderen Lebensbereichen sind auch die Preise für Unterkünfte gestiegen: „Viele Betriebe hatten natürlich mit der Pandemie zu kämpfen und müssen dementsprechend ihre Preise angleichen.“ Diesen Wandel spüren nicht nur Familien, beobachtet Valentin Höfer. Auch Alleinreisende und Paare seien betroffen, „das geht durch die ganze Bandbreite.“
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Ralf Kaiser, Büroleiter des Lufthansa City Center Siegerland Reisebüros, verzeichnet ebenfalls weniger Familienurlaube, berichtet aber gleichzeitig von hochwertigeren Hotel- und Unterkunftsbuchungen – besonders für Paare: „Ich weiß auch nicht genau, woran das liegt. Vielleicht haben die Leute über die Corona-Zeit Geld angespart.“ Dass die Menschen trotz steigender Preise in den Urlaub fahren, wundert Valentin Höfer nicht: „Immerhin konnten die Leute zwei Jahre lang nicht verreisen.“
Last Minute bringt’s nicht mehr unbedingt
Um den Qualitätsstandard zu behalten, müsse dann aber teilweise an anderen Stellen geschraubt werden, erklärt Valentina Dederer, Inhaberin des Reisebüros Garant in Siegen: „Die Leute fahren dann vielleicht mal einen Tag weniger oder generell nur noch einmal im Jahr statt zweimal. Dafür haben sie aber noch die gleiche Qualität wie vor Corona.“ Die Menschen seien eben flexibler geworden, so Valentin Höfer. „Die Leute fahren nicht mehr drei, sieben oder 14 Tage, sondern auch mal elf oder zwölf Tage weg.“
Wie teuer der Urlaub letztendlich wird, hänge sehr davon ab, wann gebucht wird, so Ralf Kaiser. „Bei uns hat sich die Reisedauer nicht unbedingt geändert. Viele Menschen haben aber auch früh gebucht und sind damit natürlich günstiger weggekommen.“ Last-Minute-Buchungen seien eben aufgrund von sehr teuren Preisen stark zurückgegangen – „die Nachfrage ist derzeit eben auch größer als das Angebot.“ Das gelte für Unterkünfte, genauso aber auch für Flüge, sagt Valentin Höfer. Ein beliebtes Fortbewegungsmittel sei somit immer noch das Auto – auch Wohnmobilreisen haben einen starken Zuwachs. „Viele junge Leute fahren auch mit dem Zug.“
Reisebüros wieder gefragt
Über ein kleines Comeback, wie Valentin Höfer es nennt, dürfen sich dieses Jahr die Reisebüros freuen: „Die Leute möchten einen festen Ansprechpartner. Viele denken auch, das Internet sei billiger, dem ist aber nicht so.“ Besonders während der Pandemie, als viele Urlaube storniert werden mussten, seien die Menschen mit Online-Buchungen auf Probleme gestoßen. Valentin Höfer erzählt: „Die Leute landen dann mit ihren Fragen in Callcentern – oft auch noch im Ausland. Wir können unseren Kunden direkt helfen und über Angebote informieren.“
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