Siegen. Kein großer CSD mehr in Siegen: Beim andersroom wird Sommerfest gefeiert, in der Innenstadt gibt es währenddessen eine Kundgebung mit Demozug.

Zwei Pride-Veranstaltungen haben Samstag, 29. Juli, in Siegen stattgefunden: Der Verein Queere Initiative Siegen hatte ab 14 Uhr zum Sommerfest auf dem Gelände des andersroom eingeladen, danach stieg ab 22 Uhr eine Party im Meyer. Eine Kundgebung mit Demonstrationszug begann um 13 Uhr auf dem Scheinerplatz in der Innenstadt, wo sich auf Einladung rund 120 Teilnehmende versammelt hatten, schätzte die Polizei. Vor Ort waren hier neben Die Linke unter anderem auch SDAJ (Sozialistische Deutsche Arbeiterjugend) und DKP (Deutsche Kommunistische Partei).

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Die Teilnehmenden waren bunt gemischt: Ältere Menschen mit bunten Fahnen, Regenbogenzwerge im Bollerwagen und schillernd kostümierte Menschen demonstrierten in Siegens Innenstadt für das Recht auf Respekt, Toleranz und Liebe für jeden Menschen, ungeachtet seiner sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität. Angeführt vom bunt geschmückten Hübbelbummler zog die Demo durch die Bahnhofstraße, am Bahnhof und dem Landgericht vorbei auf die Koblenzer Straße Richtung Siegerlandhalle. Dort gab es dann einige Redebeiträge, unter anderem von Roland Wiegel und Philippe Tambasco (die Linke).

Aus CSD Siegen wurde während Corona Pride

Sie erinnerten dabei an den Ursprung des Pride-Tags: Am 28. Juni 1969 fanden in New York die Stonewall-Unruhen statt. Schwule, Lesben und Transgender-Menschen wehrten sich gegen eine Razzia in einer Bar in der Christopher Street, widersetzten sich den polizeilichen Kontrollen. Als konkreten Anlass für die Unruhen sehen manche Berichte den Widerstand der lesbischen Sängerin Stormé DeLarverie gegen das brutale Vorgehen eines Polizisten bei ihrer Verhaftung. DeLarverie wird deswegen auch die „Rosa Parks der Homosexuellenbewegung“ genannt, in Anlehnung an die berühmte afroamerikanische Bürgerrechtsaktivistin. Die Menschen flüchteten aus der Bar nach draußen, wo sie die Polizisten mit Steinen und Flaschen bewarfen. Diese verbarrikadierten sich schließlich im Gebäude, bis eine Spezialeinheit die Situation unter Kontrolle brachte. Zeitungsberichten vom 29. Juni 1969 zufolge wurden in der Nacht vier Polizisten verletzt und 13 Personen verhaftet. In den folgenden Tagensolidarisierten sich andere Homosexuelle sowie die Nachbarschaft von GreenwichVillage mit den Protestierenden des “Stonewall Inn“. Fünf Tage lang kam es wiederholt zu Auseinandersetzungen mit der Polizei.

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Daraus entstand die Bewegung, die heute weltweit nicht nur gegen Kriminalisierung, Stigmatisierung und Ausgrenzung kämpft, sondern auch für Stolz, Toleranz und Selbstbewusstsein der queeren Community steht. Auch in Siegen fand in den Jahren vor der Corona-Pandemie jedes Jahr ein „Christopher-Street-Day“ (CSD) in der Innenstadt statt, später unter dem Namen „Pride“, woran man von der Zahl der Teilnehmenden her in diesem Jahr aber nicht mit einer entsprechenden Großveranstaltung anknüpfen konnte.