Burbach. Im Buchhellertal bei Burbach, ein wunderbarer Fleck Natur rund um die „Trödelsteine“, pulsierten einst Industrie und Bergbau. Das sieht man noch.

„What a Feeling …“ – fast tanzt das Paar aus der kleinen Kapelle. Hat gerade vor Gott und der Welt ein großes „Ja“ gesagt und küsst sich vor Freude unter freiem Himmel. Glücksgefühle, die anstecken. Irene Caras „Flashdance“-Titelmelodie geht ab sofort eine Weile mit auf unserer Wanderung durchs Buchhellertal. Für einen Moment lassen die 1980er-Jahre grüßen und holen uns damit langsam wieder ins Hier und Jetzt. Denn gedanklich waren wir gerade noch viel weiter im Vergangenen: Das heute so idyllische Tal bei Burbach ist einst Ort pulsierenden industriellen Geschehens gewesen.

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Überall stößt man auf Zeugnisse der Bergbaugeschichte: Abraumhalden, Mundlöcher, Mineralien. Über gleich mehrere Gruben wurden wertvolle Erze abgebaut: Spateisenstein, Zink- und Kupfererze und Blei. Es grassierte das „Erzfieber“. Bergleute, die in einer wirtschaftlichen Flaute ihr Heil in Mittelamerika gesucht hatten, kehrten Mitte der 1840er-Jahre zurück – nach „Neumexiko“. Eine Schmalspurbahn transportierte das Erz ins Hellertal zur Verladestation am Burbacher Bahnhof.

Unheimliches Bergbau-Relikt: Die Betonruine der Steinbrecheranlage der Peterszeche

Die größte Grube war ab 1892 die 1850 gegründete Peterszeche. 1907 erschöpfte sich das Erzvorkommen, der Betrieb – damals mit rund 300 Beschäftigten – wurde eingestellt; zehn Jahre später war endgültig Schluss mit dem Bergbau im Buchhellertal. Gewerblich ging es dort noch eine Weile weiter: Zeitzeugin des Basaltabbaus (1922 – 1926) ist die Betonruine der Steinbrecheranlage am Rande des Peterszechen-Geländes. Ein bisschen zugewachsen, ein bisschen unheimlich.

Teil 2 unserer Wanderserie
Teil 2 unserer Wanderserie "Gipfeltouren" führt zu den Burbacher Trödelsteinen. © Claudia Irle-Utsch

Das vulkanische Gestein Basalt ist wunderbar sichtbar dort, wo wir hinwollen: zu den Trödelsteinen, einer imposanten Felsformation aus Basaltklippen und Basaltbrocken, einem Naturdenkmal auf 613 Metern Höhe. Wir starten unsere Gipfeltour mitten in Lippe und wandern, dem Wanderweg D5 folgend, über die Buchhellerstraße zunächst gemütlich talwärts. Dabei passieren wir die Alte Mühle. Noch ist das künftige Begegnungszentrum nicht eröffnet, aber zu ahnen ist, dass das barrierefreie Haus am Ort der einstigen Wassermühle enormes Potenzial hat, zu einem echten Treffpunkt zu werden. Eröffnet werden soll das Haus mit einem Wochenendcafé für Ansässige, Wanderer und Radfahrer noch in diesem Jahr. Das größte Projekt in der „LEADER-Region 3-Länder-Eck“ kommt auf die Zielgerade.

Der Buchhellerbach plätschert fröhlich vor sich hin – hier führt der Weg entlang

Wir gehen eine Weile auf Asphalt, später auf Schotter, freuen uns im dichten Wald über den einen oder anderen lichteren Blick und das Plätschern des Buchhellerbachs. Nach rund 2,5 Kilometern biegen wir links ab, überqueren das Flüsschen und spazieren auf der anderen Talseite nun über das beeindruckende Mondlandschafts-Gelände der Peterszeche.

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Beim Verlassen der Abraumhalden leuchtet uns aus ganz viel Grün eine kleine Kapelle entgegen. Der Afrikamissionar Hermann Ellmann hat das Gotteshaus 1959 gleich neben einem christlichen Erholungsheim errichtet. Er nannte diese Stätte „Eben-Ezer“. Der Name verweist auf die biblische Geschichte von Samuel und unterstreicht dessen dankbares „Bis hierher hat uns Gott geholfen“. Sonntags ab 10 Uhr finden in der Kapelle Gottesdienste statt, dann ist auch Gelegenheit, das Innere des Kirchleins anzuschauen.

Gipfeltour zu den Trödelsteinen

Berg-Porträt: Die Trödelsteine sind ein Naturdenkmal auf 613 Meter Höhe. Die Felsformation liegt südwestlich von Burbach auf der Grenze zwischen Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz. Sie ist vulkanischen Ursprungs. Vom Buchhellertal aus führt die Rothaarsteig-Spur „Trödelsteinpfad“, rund 10 Kilometer lang, zum Gipfel und wieder zurück. Der kürzeste Zustieg, rund 1,5 km lang, erfolgt von Emmerzhausen im Daadener Land.

Start/Ziel: Burbach-Lippe, Parkmöglichkeit im Umfeld von Alter Schule/DRK-Kindergarten. Viermal täglich pendelt der Bürgerbus zwischen Burbach und Lippe. Info: www.buergerbus-burbach.de; außerdem: Bus L222 (regelmäßiger während der Schulzeit bzw. als Taxi-Bus, Haltestelle „Lippe Ort“).

Distanz/Gehzeit: 8 km, ca. 2,5 Stunden, bergauf-bergab: je rund 230 m.

Markierung: durchgängig D5 (Wanderweg des Westerwald-Vereins Daaden).

Charakter: Entdeckertour mit famosem Anstieg aus einem geschichtsträchtigen Tal.

Einkehr: Picknick unterwegs. Nach der Tour empfiehlt sich für Wanderer mit PKW auf jeden Fall noch ein Kaffee-Kuchen-Stopp bei der Bäckerei Rothe an der Kalteiche.

Autorinnen-Tipp: Ein Abstecher zum Siegerlandflughafen ist mit dem Auto gut, aber auch zu Fuß (circa 30 Minuten entlang der Straße) möglich. Vielleicht mit einem Besuch des Restaurants „Toskana-Stübchen“.

Das Erholungsheim (mit fließend kaltem und warmem Wasser auf jedem der Zimmer!) wurde später zur Waldgaststätte. Das Haus, heute privat und schmuck saniert, ist schon lange geschlossen – die Erinnerungen aber tragen noch, und das Kreativhäuschen gleich gegenüber ist weiterhin belebt.

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Trittsicherheit erforderlich auf den Basaltblöcken zum Gipfelkreuz der Trödelsteine

Wenige Schritte sind es, dann bringt uns ein Waldweg-„Bypass“ auf den Trödelstein-Pfad, der so abwechslungsreich geführt ist, dass der Aufstieg zum Trödelstein-Gipfel eine Freude ist. Auf der Höhe stößt dieser Pfad auf die breite Trasse des Siegerland-Höhenrings, dann geht es noch ein bisschen bergan, aber Vorsicht: Das Gehen über die Basaltblöcke bis zum Gipfelkreuz erfordert Trittsicherheit. Großartig ist die Aussicht in fast alle Himmelsrichtungen; schön ist, dass es am Gipfelkreuz auch ein Gipfelbuch gibt. Hier braucht es Zeit, vielleicht auch, um ausgiebig zu picknicken, jedenfalls um einfach zu bleiben.

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Zurück nach Lippe wandern wir mit dem Siegerland-Höhenring, der hier auch Teil des Europäischen Fernwanderwegs E1 ist. Dieser „Weg der Kontraste“ beginnt am Nordkap und führt bis nach Sizilien. Wir folgen ihm über die grünen Flächen des Naturschutzgebiets Mückewies zum Lipper Friedhof, wo uns noch einmal eine toller Blick Richtung Siegerland entzückt. In Lippe winken wir dem E1 dann hinterher, weil für heute: am Ziele.

Unterwegs im Buchhellertal.
Unterwegs im Buchhellertal. © Claudia Irle-Utsch
Herrlicher Ausblick am Gipfelkreuz.
Herrlicher Ausblick am Gipfelkreuz. © Claudia Irle-Utsch
Bergbau-Relikte allenthalben.
Bergbau-Relikte allenthalben. © Claudia Irle-Utsch
Die Wanderrizte führt zeitweise durch „Mondlandschaft“.
Die Wanderrizte führt zeitweise durch „Mondlandschaft“. © Claudia Irle-Utsch
Unterwegs rund um die Trödelsteine.
Unterwegs rund um die Trödelsteine. © Claudia Irle-Utsch
Unterwegs rund um die Trödelsteine.
Unterwegs rund um die Trödelsteine. © Claudia Irle-Utsch
„Eben-Ezer“
„Eben-Ezer“ © Claudia Irle-Utsch
Die Trödelsteine.
Die Trödelsteine. © Claudia Irle-Utsch