Hilchenbach. Seit 2004 betreiben die Lenne Therme das Hallenbad in Dahlbruch. Nun denkt die Stadt Hilchenbach über Alternativen nach.

Die Stadt Hilchenbach überlegt, den Betrieb des Hallenbades in Dahlbruch wieder in die eigene Regie zu übernehmen. Alternative zu einem städtischen Eigenbetrieb wäre eine Betreibergesellschaft. Diskutiert hat der Rat darüber in seiner letzten nicht öffentlichen Sitzung. Grundlage war eine Vorlage, die im öffentlichen Teil beschlossen wurde. Darin wurden 26.000 Euro für „Beratungsleistungen zur Bäderführung“ bereitgestellt.

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Die öffentlich gemachte Begründung war eher nebulös: „Mit Blick auf die Auswirkungen der allgemeinen Bäderbetriebsführung auf den Haushalt sowie der eigenen personellen Gegebenheiten und Möglichkeiten ist es uns ein dringendes Anliegen, über künftige Positionierungen und Betriebsführungen nachzudenken.“ Dahinter steht die 2024 anstehende Verlängerung des Vertrages mit der Lenne Therme, die das Hallenbad betreibt. Die Stadt bezahlt dafür jährlich 500.000 Euro – zum Vergleich: Das Freizeitbad Netphen, das Hallen- und Freibad umfasst und deutlich größer ist, ist bis zur Corona- und Energiepreiskrise mit 750.000 Euro ausgekommen; inzwischen ist das Defizit allerdings auf zwei Millionen Euro gestiegen.

Das kosten die Hilchenbacher Bäder

Im Etat 2023 ist der Betrieb des Hallenbades mit einem Zuschussbedarf von 593.100 Euro ausgewiesen. Davon sind 252.000 Euro für Personal und Betrieb vorgesehen, der Rest für die Bewirtschaftung und Instandhaltung des Gebäudes.

Für die beiden Freibäder sind 250.500 Euro Zuschussbedarf eingeplant. Davon sind allein 90.900 Euro für den Personaleinsatz im Freibad Hilchenbach bestimmt.

An Investitionen sind der zweite Bauabschnitt der Steganlage und die Lüftung für den Kiosk in Müsen zu finanzieren, außerdem müssen der Wasserzulauf und die Pumpenanlage für die Fontäne erneuert werden. Für das Freibad Hilchenbach wird ein Sonnensegel und ein neues Netz für das Volleyballfeld beschafft. Insgesamt werden für die beiden Freibäder in diesem Jahr 202.000 Euro investiert.

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Freibäder an Vereine übergeben

Noch in den 1980er Jahren hatte die Stadt außer dem Hallenbad drei Freibäder selbst betrieben. Das Freibad in Allenbach wurde geschlossen, auf dem Grundstück wurde gerade die neue Kita Hannes errichtet. Das Naturfreibad in Müsen wird seit 1986 durch den dortigen TuS betrieben. Die Stadt zahlt einen Zuschuss und die größeren Investitionen, aktuell zum Beispiel den Steg mit Liegeterrassen und Sprungschaukel zwischen Schwimmer- und Nichtschwimmerbereich. Das Freibad in Hilchenbach wurde dem TuS Hilchenbach 1983 übertragen. Auch dort ist die Stadt Finanzier größerer Investitionen, zuletzt des neuen Wasserspielplatzes. Weil dort aber auch Technik zu betreiben ist, muss die Stadt selbst Fachpersonal stellen. Womöglich ist das auch ein Grund, warum nun überlegt wird, Hallen- und Freibad wieder unter ein Dach zu bringen: Dem Personal, das überall händeringend gesucht wird, könnte ein attraktiver Ganzjahres-Arbeitsplatz angeboten werden.

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1982: Schließung des Hallenbades beschlossen

Die Lenne Therme betreiben derzeit die Hallenbäder in Meggen, Drolshagen und Dahlbruch und das Freibad in Bergneustadt, bis 2021 auch das Freibad in Burbach. Das Hallenbad in Dahlbruch wurde 1969 eröffnet, es ist – so steht es auf einer Erinnerungstafel im Gebäude – „das letzte Großbauwerk der selbstständigen Gemeinde Dahlbruch“. Schon in den 1980er Jahren stritt der Rat über den Vorschlag, das Bad zu schließen, um Geld zu sparen. 1982 wurde das dann sogar beschlossen, aber nicht umgesetzt. In den folgenden Jahren wurden Konzepte für ein Erlebnisbad oder ein Gesundheitsbad entwickelt; der gesuchte private Betreiber fand sich dafür allerdings nicht. FKK- und Disco-Baden, der Bau eines „Badeparadieses“ mit Außenbecken, Solargrotte und Felsenrutsche wurde Thema. 1988 ging der umworbene Investor aber in Insolvenz, ein danach erdachtes „Saunarium“ kam 1990 auf die Tagesordnung und verschwand davon sang- und klanglos. Vergeblich blieb das Werben um die Stadt Kreuztal als Partner in einem Hallenbad-Zweckverband – womöglich hätte der heute im Licht der Siegener „Kompaktbad“-Pläne bessere Chancen.

Seit 2004: Lenne Therme

Eine „Bäder-Affäre“ machte 2003 Schlagzeilen, die Stadt entließ ihre zwei allzu einkaufswütigen Schwimmmeister. 2004 wurde der Betrieb schließlich so, wie er ist, an die Lenne Therme übertragen. Im Rahmen der Planung für den Kulturellen Marktplatz stellte das Unternehmen den Plan für eine Erweiterung um Sauna und Fitnessstudio vor, der auf Wunsch der Stadt – um den Bau des Kulturellen Marktplatzes nicht zu stören – zurückgestellt wurde. Danach kam die Corona-Pandemie.

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