Kreuztal. Der Altbau der Grundschule in Eichen ist ein Sanierungsfall. Ärger gibt es in der Kreuztaler Politik: In Littfeld sei doch auch Platz.
Im vorigen Sommer war von schadhaften Geschossdecken im Altbau der Adolf-Wurmbach-Grundschule die Rede, die erneuert werden müssen. Aber eigentlich, sagt Stadtbaurätin Christina Eckstein, wird bei der „grundständigen Sanierung“, als die die Baufachleute das fällige Vorhaben bezeichnen, „bis auf die Grundmauern nichts mehr stehen bleiben“. Oder noch nicht einmal die: Der Infrastrukturausschuss ließ auch Sympathien für Abriss und Neubau erkennen, wobei das Kellergeschoss noch stehen bleiben könnte. Denn die Kellerwände sind zwar „leicht durchfeuchtet“, wie die Verwaltung feststellt, aber sanierbar.
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Mindestens zwei Jahre Bauzeit
Im vorletzten Sommer ist die Adolf-Wurmbach-Grundschule um- und eingezogen. Ihr ursprüngliches Gebäude in der Schulstraße wäre längst abgerissen, wenn es nicht noch als Unterkunft für Ukraine-Flüchtlinge gebraucht worden wäre. Noch teilt sich die Grundschule die Räume mit den letzten Klassen der Hauptschule, die in diesem Sommer ihren letzten Jahrgang entlässt und dann geschlossen wird. Der Altbau, der zum Sanierungsfall erklärt wird, wurde 1927/28 errichtet; die Erweiterungsbauten stammen aud den 1960er und 2000er Jahren.
Erweiterungsbedarf für Ganztag
Nicht beziffert sind bisher die Kosten für die Erweiterung des offenen Ganztags (OGS), um den künftigen Rechtsanspruch auf Betreuung erfüllen zu können. Fest steht, dass der Bund 70 Prozent zu den Kosten zuschießt. Offen ist, ob der „Eigenanteil“ von 30 Prozent vom Land oder den Kommunen getragen wird. „Wir warten auf die Richtlinie“, sagte Stadtrat Patrick Zöller.
Philipp Krause (CDU) regte an, „nicht auf Kante zu planen“. Einen „immensen Finanzbedarf“ erwartet Jochen Schreiber (SPD). Bei der Planung werde darauf geachtet, dass die entstehenden Räume „möglichst multifunktional“, also für mehrere Zwecke am ganzen Tag, genutzt werden können, kündigte Stadtbaurätin Christina Eckstein an.
Für die Grundsanierung wird ein Kostenaufwand von 3,7 Millionen Euro (mit neuer Heizung und Photovoltaikanlage: 4,2 Millionen Euro) geschätzt, die Bauzeit wird auf zwei Jahre geschätzt, Ein Neubau auf dem alten Keller wurde 5,75 Millionen Euro kosten – und dreieinhalb Jahre dauern. Ausschussvorsitzender Andreas Müller (SPD) setzte ein Fragezeichen hinter den Raumbedarf der Grundschule: „Die Kinder, die da in sechs Jahren reingehen sollen“, sind noch nicht geboren. Ausgelegt wird die Schule auf einen dreizügigen Betrieb einschließlich der Betreuungsräume für den offenen Ganztag, auf die ab 2026 nach und nach alle Grundschulkinder einen Rechtsanspruch haben.
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Erinnerung an aufgegebene Schule in Krombach
Frank Weber (FDP) sprach von einem „wirtschaftlichen Totalschaden“ des Altbaus und plädierte für einen Neubau in Modulbauweise. „Wir brauchen eine moderne Schule im Kreuztaler Norden“, sagte Weber – und erinnerte daran, dass es die schon einmal gab: „Die haben wir leider geschlossen.“ Die Grundschule in Krombach – die ursprüngliche Adolf-Wurmbach-Schule – wurde aufgegeben und zur Kita umgebaut. Die Kinder wurden damals auf die Grundschulen in Eichen und Littfeld verteilt, die zu einem neuen Schulverbund zusammengeschlossen wurden.
UWG schlägt Bürgerbefragung vor
Vergessen ist das nicht. Warum eigentlich der Standort Eichen dreizügig betrieben werde und in Littfeld nur eine Klasse je Jahrgang gebildet werde, wollte der Littfelder SPD-Stadtverordnete Heinz Werner Denker wissen. Littfeld habe den Platz für einen zweizügigen Betrieb. „Es ist mir unbegreiflich, dass wir das Geld rausschmeißen.“ Philipp Krause (CDU) berichtete, dass auch schon der Schulausschuss „durchaus kritisch angemerkt hat, wie die Schülerströme gelenkt werden“. Es stelle sich die Frage, ob ein zweizügiger Betrieb in Littfeld „nicht so oder so nötig wird“ – weil es in Eichen während der Bauzeit eng wird. „Wir haben noch Möglichkeiten, in Littfeld umzubauen“, sagte Claudia Groos (UWG): Die Hausmeisterwohnung könne von der Schule übernommen, der Jugendtreff Glonk umquartiert werden. „Vielleicht sollte man mal eine Bürgerbefragung machen.“ Zur Kenntnis nehmen musste der Ausschuss allerdings auch, dass in Verbundschulen die Schulleitung entscheidet, an welchem Standort Schülerinnen und Schüler aufgenommen werden.
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Beide Varianten werden untersucht
Michael Kolodzig (SPD) bezeichnete den ursprünglichen Vorschlag der Verwaltung für eine Sanierung des Altbaus als „sehr sinnvoll.“ Diese könne „zügig und zu einem noch vertretbaren finanziellen Rahmen“ erfolgen. Philipp Krause (CDU) riet indes, auf die Neubau-Variante (auf altem Keller) „auch mal einen Blick zu werfen“. Dass der Neubau wirklich anderthalb Jahre länger dauere und zwei Millionen Euro teurer sei, „ist nicht belegt“, sagte Frank Weber (FDP). Bei zwei Stimmenthaltungen beschloss der Ausschuss einstimmig, beide Varianten zu prüfen. Vor vornherein aus dem Rennen war eine Altbausanierung ohne energetische Ertüchtigung (3,4 Millionen Euro, zwei Jahre Bauzeit) und der vollständige Neubau (einschließlich Keller, 6,1 Millionen Euro, vier Jahre Bauzeit).
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