Freudenberg. Nach dem Fall der getöteten 12-Jährigen mahnen Psychologen zur Besonnenheit: Mit solchen Forderungen solle eigene Hilflosigkeit überwunden werden
Psychologen warnen nach der Tötung des 12-jährigen Mädchens aus Freudenberg vor einer vorschnellen Senkung des Strafbarkeitsalters. Das Kind war von zwei etwa gleichaltrigen Mädchen erstochen worden, die Tat sorgte für großes Entsetzen. Umgehend entbrannte vor allem online eine Debatte um die Bestrafung der minderjährigen Täterinnen, die jünger als 14 Jahre und damit nicht strafmündig sind.
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Eine gesetzliche Entscheidung etwa auf politischen Druck durch Petitionen oder aus der Allgemeinbevölkerung könnte „fatale Folgen für Kinder und Jugendliche und somit auch für unsere Gesellschaft als Gemeinschaft mit sich ziehen“, erklärte der Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen laut dpa am Freitag, 17. März, und rief zur Besonnenheit auf. Bei einer solchen Debatte müssten alle Aspekte und maßgeblichen Experten berücksichtigt werden.
Präsident Psychotherapeutenkammer NRW: Tat von Freudenberg „absoluter Einzelfall“
Der Präsident der Psychotherapeutenkammer NRW, Gerd Höhner, wies Forderungen nach einer Senkung des Alters der Strafmündigkeit zurück. Er sei absolut dagegen: „Das ist ein Appell, der mehr mit den Fordernden zu tun hat, als mit der Forderung selbst. Man will damit die eigene Hilflosigkeit überwinden und fordert etwas, ohne es länger zu bedenken“, sagte Höhner laut Medienbericht. „Ich glaube auch nicht, dass es etwas nutzen würde. Fangen wir dann an, Kinderstrafanstalten zu errichten?“
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Die Tat von Freudenberg sei in ihrer Ausprägung ein absoluter Einzelfall, sagte auch Höhner. Die Rechtsnorm der Strafmündigkeit ab 14 Jahren habe einen guten Grund: „Das deutsche Strafrecht setzt Schuld für Strafe voraus.“ Strafmündigkeit beinhalte eine moralisch-ethische Reife. „Das Kind muss nicht nur wissen, dass es etwas nicht tun darf, sondern auch intellektuell in der Lage sein, eine äußere Norm für sich selbst zu übernehmen.“
Experte für kriminelle Kinder: „Zumindest eine Idee hinter der Tat“
Höhner, der jahrelange Erfahrung mit kriminellen Kindern hat, widersprach der Behauptung der Ermittler, dass Erwachsene die Motive der Kinder nicht nachvollziehen könnten. Die grundlegenden Emotionen wie Wut und Eifersucht könnten Erwachsene sehr wohl verstehen. „Es stellt sich eher die Frage, wie man mit Kindern in eine Kommunikation kommt.“Im Fall Freudenberg würde ihn aber viel mehr beschäftigen, was in der Kommunikation der beiden mutmaßlichen Täterinnen passiert sei. „Denn es scheint keine reine Affekttat gewesen zu sein.“ Zwölfjährige trügen in der Regel keine Messer bei sich. Auch der Fund- und Tatort spreche gegen eine reine Affekttat. „Es scheint zumindest eine Idee hinter der Tat gestanden zu haben“, sagte Höhner. (dpa)