Siegen. „Wie ein kleines Erdbeben“ schildert ein Feuerwehrmann den Hangrutsch in Siegen. Das Haus an der Abbruchkante darf nicht betreten werden.

Zuerst war ein Rollen und Poltern zu hören, dann rutschten Erde, Bäume und Steine weg: Zu einem Hangabsturz wurden Feuerwehr und Polizei in den frühen Stunden des Samstagmorgens, 18. Februar, gerufen. An einem Steilhang unterhalb der Straße „Unter dem Klingelschacht“ in Siegen ist auf einer Fläche von rund 30 mal 25 Metern der Hang abgestürzt. Felsbrocken und Steine waren auf einen Parkplatz an der Leimbachstraße gefallen. Aus einem gefährdeten Mehrfamilienhaus wurden gleich 22 Bewohner in Sicherheit gebracht. Verletzt wurde bei dem Erdrutsch im Leimbachtal nach Angaben von Polizei und Feuerwehr niemand. Das Ganze wurde durch eine sogenannte „Erosionsrinne“, einem Felsabgang, ausgelöst, teilt die Stadtverwaltung Siegen mit. Bis alle Bewohner des betroffenen Gebäudes zurückkehren können, werden Experten die Sicherheit des Mehrfamilienhauses untersuchen, hieß es am Montag.

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Am Samstagnachmittag gab es eine Info-Veranstaltung für die Bewohnerinnen und Bewohner des Mehrfamilienhauses Nr. 30 und 32 im Foyer der Siegerlandhalle. Bürgermeister Steffen Mues sowie Vertreter des städtischen Ordnungsamtes, des THW und der Feuerwehr informierten die Bürgerinnen und Bürger über den aktuellen Sachstand der Ereignisse: Die Bewohnerinnen und Bewohner des Hauses Nr. 32 konnten bereits wieder in ihre Wohnungen zurückkehren. Bewohnerinnen und Bewohner von Haus Nr. 30 hatten im Anschluss die Möglichkeit, unter Begleitung einer Einsatzkraft kurzfristig ihre Wohnung zu begehen, um dort notwendige Gegenstände herauszuholen bzw. werden derzeit Unterbringungsmöglichkeiten geklärt, teilte die Stadtverwaltung Siegen am Samstagabend mit.

Ein Tachymeter misst nach einem Erdrutsch die Entfernung zu Messpunkten an einem Haus und an dem Abgerutschten Hang, um vor weiteren Bewegungen zu warnen.
Ein Tachymeter misst nach einem Erdrutsch die Entfernung zu Messpunkten an einem Haus und an dem Abgerutschten Hang, um vor weiteren Bewegungen zu warnen. © dpa | Henning Kaiser

Laut Informationen der DPA von Sonntag mussten etwa ein Dutzend Bewohner des vorderen Teils des langgezogenen Mehrfamilienhauses zunächst in Hotels untergebracht werden. Ihr Gebäudeteil stand nur etwa eineinhalb Meter von der Abbruchkante entfernt, wie der Einsatzleiter der Feuerwehr, Thomas Adamek, der Deutschen Presse-Agentur sagte: „Das ist kritisch.“ Einsatzkräfte und Geologen setzten Messpunkte an dem steilen Hang und dem Gebäude an. Ein mit einem Computer verbundenes Gerät messe per Laserstrahl jede Bewegung, sagte Joachim Buschhaus vom Technischen Hilfswerk (THW). Das System könne sogar kleinste Bewegungen unter einem Millimeter wahrnehmen. Es schlage „schon Alarm, bevor das bloße Auge überhaupt erkennen kann, dass da etwas in Bewegung gerät“.

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Siegen: Bürgermeister dankt Einsatzkräften für ihre Hilfe

Bürgermeister Steffen Mues dankte am Samstag den Einsatzkräften der Polizei, der Malteser, des Technischen Hilfsdiensts einschließlich des Baufachberaters, dem Vertreter des Bergamts der Bezirksregierung, dem Bodengeologen (aus Hilchenbach) sowie den Feuerwehr-Einheiten (Leitung: Thomas Adamek, Thomas Jung) Bürbach, Hain, Hammerhütte, Kaan-Marienborn und dem Bürgerdienst Wache sowie den beteiligten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Ordnungsamt, städtischer Bauhof Straßenunterhaltung und Abteilung Straße und Verkehr.

Wie lange das Haus Nr. 30 nicht mehr betreten werden darf, entscheiden ab kommender Woche weitere geologische Gutachten und statische Ergebnisse, teilt die Stadtverwaltung Siegen weiter mit. Nach dem letztmaligen Betreten der Bewohnerinnen und Bewohner werde das Haus vorläufig versiegelt.

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Die Stadtverwaltung weist darauf hin, dass das städtische Ordnungsamt unter (0271) 404-2222 für Rückfragen der Betroffenen zur Verfügung steht. Die Durchwahl war am Samstag, 18. Februar, bis 22.00 Uhr besetzt, am Sonntag, 19. Februar, von 12.00 bis 20.00 Uhr. Außerhalb dieser Zeiten können die Betroffenen Kontakt zu Polizei und Feuerwehr aufnehmen.

Hangrutsch in Siegen: Bewohner kommen bei Bekannten unter

Gegen halb fünf hatte es nach Aussage der Feuerwehr am Samstagmorgen wohl einen lauten Knall gegeben, danach sei der Notruf eingegangen. „Wie so ein kleines Erdbeben“, sagte Einsatzleiter der Feuerwehr, Thomas Adamek. Der Hang sei trichterförmig auf einer Höhe von etwa 10 Metern und 30 Meter Breite abgerutscht. Die schnell eintreffende Polizei hatte aus Sicherheitsgründen die Bewohner aus mehreren Mehrfamilienhäusern evakuiert. Feuerwehr-Einsatzleiter Rene Wagner zufolge waren es rund 30 Betroffene, die aus ihren Wohnungen mussten, da die Gebäude sehr nah an dem abgerutschten Hang standen.

Zusätzlich sperrte die Polizei die Straße „Unter dem Klingelschacht“ ab, da weitere Erdrutsche zu diesem Zeitpunkt nicht ausgeschlossen werden konnten. Auch ein Fußweg von der Leimbachstraße zu den Häusern wurde dicht gemacht. An einem Auto entstand durch den Hangrutsch ein leichter Sachschaden.

Mindestens 30 Menschen mussten am frühen Samstagmorgen in Siegen ihre Wohnungen verlassen. In der Straße „Unter dem Klingelschacht“ war es zu einem Hangrutsch gekommen.
Mindestens 30 Menschen mussten am frühen Samstagmorgen in Siegen ihre Wohnungen verlassen. In der Straße „Unter dem Klingelschacht“ war es zu einem Hangrutsch gekommen. © K-MediaNews | Kai Osthoff

Viele der Bewohner konnten kurz nach der Evakuierung erst einmal bei Freunden oder Verwandten unterkommen. 17 wurden kurzzeitig betreut und am Ende wurden zehn Bewohner in einem gegen 6 Uhr eintreffenden Rettungsbus vom Malteser Hilfsdienstes betreut. Da diese ihren Standort nur unweit der Einsatzstelle haben, wurden die zu betreuenden Personen kurzerhand ins Malteser-Domizil an der Leimbachstraße gebracht.

Währenddessen waren Experten des Technischen Hilfswerks (THW) aus Siegen eingetroffen. DAS THW unterstützt die Einsatzkräfte seit den frühen Morgenstunden. Derzeit sind unter anderem aus dem Ortsverband Siegen der Baufachberater, der Trupp „Unbemannte Luftfahrtsysteme“ (UL) und der Zugtrupp vor Ort. Ebenfalls alarmiert ist das „Einsatzstellensicherungssystem“ (ESS) des THW Ortsverbands Remscheid.

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Nun müssten alle beteiligten Helfer zusammen mit den Siegener Ordnungsamt und dem THW die weiteren Schritte besprechen. Einsatzleiter Rene Wagner konnte noch keine Auskunft geben, wann die Bewohner möglicherweise wieder ihre Wohnungen betreten können. Verletzt wurde glücklicherweise niemand.