So habe er sich zum Beispiel vor diesen Fotos nicht erkundigt, wie das Wetter am Aufnahmetag werden würde, erzählt er. Gerade bei Naturaufnahmen ist das aber etwas ganz Wesentliches. „Es war sehr bewölkt in Tromsö“, erinnert er sich. Hinzu kam, dass die Stadt in der Nähe eines Flughafens liegt. Und natürlich wollte Joris Machholz nicht die Polarlichter zusammen mit einem Flugzeug fotografieren. Aber egal, ob perfekt oder nicht: Er hatte sich seinen Traum erfüllt und das Fotografie-Fieber hatte ihn gepackt.

Die Philosophie

Joris Machholz’ Anfänge liegen nun schon Jahre zurück, mittlerweile hat er sich auf die Landschaftsfotografie spezialisiert: „Das ist mein Ding, ich bin gerne draußen unterwegs.“ Er möchte aber nicht nur das perfekte Ergebnis zeigen, sondern auch den Weg dahin.„Es geht nicht nur um die richtige Zeit und den richtigen Ort. Man muss sich ein Foto oft erkämpfen.“ Gerade bei der Fotografie sei Geduld gefragt – auch er zählt sich bewusst nicht zu den geduldigsten Menschen. „Aber wenn es heißt: ‘Jetzt muss ich noch zwei Stunden warten bis zum Sonnenuntergang’ – dann warte ich die Zeit super gerne.“

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Passend zur Jahreszeit zeigt er auf Instagram derzeit viele Winterfotos. Natürlich war es dann auch kalt und eisig und nicht unbedingt heimelig hinter der Kamera. In einem guten Bild stecken viel Zeit und Arbeit – ein Faktor, den viele Menschen in Zeiten von Social Media oft unterschätzen. Gerade die Fotografie-Ausstattung müsse aber nicht unbedingt kostenintensiv sein. Auch mit Einsteiger-Kameras könne man gute Ergebnisse erzielen. „Es ist nur ein teures Hobby, wenn man will“, betont Joris Machholz.

Das Hobby

„Ich habe das Reisen genauso wie die Fotografie vor viereinhalb Jahren für mich entdeckt“, erzählt der 30-Jährige. Er liebt es, in ein Land richtig einzutauchen, nah dran an den Einheimischen und dem Leben dort zu sein. Auch er habe nur dreißig Tage Urlaub – hauptberuflich arbeitet er beim Stadtentwässerungsbetrieb Lüdenscheid Herscheid, hat eine Ausbildung zur Fachkraft für Rohrkanalservice abgeschlossen. Auf Instagram wirkt es so, als wäre er ständig unterwegs. All das sei eine Sache der Planung – viele Bilder hat er schon vor einer ganzen Weile gemacht.

Die Kamera zwinge ihn sozusagen, rauszugehen und aktiv zu sein. „Ich brenne da sehr für und stecke viel Energie und Herzblut da rein“, sagt der gebürtige Sauerländer über die Fotografie. Es sei ein Hobby, dass er neben Studium und Arbeit mit viel Leidenschaft betreibe. Auch das Filmemachen, die Filmgestaltung und die technische Nachbearbeitung der Bilder hat er längst für sich entdeckt. Natürlich ist da technisch vieles möglich. Gerade bei der Bildgestaltung und -bearbeitung sei weniger aber mehr, betont er.

Der Instagram-Volltreffer

Joris Machholz postet auf seinem Instagram-Kanal vorrangig Bilder und Beiträge rund um die Fotografie. Die Social-Media-Plattform scheint in den vergangenen Monaten aber auch „Reels“ (kurze Videos) zu belohnen. Sie werden besser auf der Plattform platziert, dadurch sehen viel mehr Nutzerinnen und Nutzer diese Clips als zum Beispiel Foto-Beiträge ohne Bewegtbild. Mit solch einem Reel hatte auch Joris Machholz Erfolg: Vor Oktober vergangenen Jahres habe er immer zwischen 2500 und 3000 Follower auf Instagram gehabt. „60.000 sind dann durch ein Reel dazugekommen“, sagt er – alle von Oktober bis Mitte Dezember 2022. Das Video ging viral: „Es haben mehr als 22 Millionen Menschen gesehen.“

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Dabei habe dieses Reel gar nicht viel mit seiner Fotografie zu tun, berichtet Joris Machholz. Es zeigt ihn auf einem Campingplatz in Kanada, wie er an einem Tisch sitzt, Kaffee trinkt und in sein Reisetagebuch schreibt. „Das Reel war schon zwei bis drei Wochen online, dann ging der Ansturm erst los“, berichtet der Siegener Hobby-Fotograf. Natürlich freue er sich über die vielen Zuschauer, aber das Video habe mit seiner Fotografie eigentlich nichts zu tun. „Mir wäre es lieber, wenn die Follower wegen der Fotografie da wären“, sagt er und lacht.

Ein Erklärungsansatz

So richtig kann er sich den Erfolg seines Reels selbst nicht erklären: „Ich glaube,Instagram findet einen Post gut, wenn der Beitrag einen möglichst lange auf dem Bildschirm hält“, vermutet er. Er ließ in sein Video auch ein englisches Zitat miteinfließen (siehe Box). Durch das lange Zitat in geschriebener und auditiver Form im Video seien viele Nutzerinnen und Nutzer vermutlich länger „hängen geblieben“. Das Zitat, dass so viele Menschen ansprach, fand er nur durch Zufall: „Ich dachte, es passt zu mir und dem Video.“

Ein Zitat, das Menschen bewegt

Das Zitat, das Joris Machholz für sein kurzes Video („Reel“) auswählte und das über 22 Millionen Menschen auf Instagram anscheinend bewegte, lautet wie folgt: „My personality confuses people. I enjoy being alone a lot, but I’m also outgoing and social. Sometimes I’m quiet, sometimes I’m loud, sometimes I have nothing to say. And sometimes I’m outspoken. I read the energy and adjust. Can you relate?“ Übersetzt heißt es: „Meine Persönlichkeit verwirrt die Menschen. Ich bin sehr gerne allein, aber ich bin auch kontaktfreudig und gesellig. Manchmal bin ich leise, manchmal bin ich laut, manchmal habe ich nichts zu sagen. Und manchmal bin ich sehr offen. Ich lese die Energie und passe mich an. Können Sie das nachvollziehen?“ Im Internet wird das Zitat in mehreren Quellen und in zum Teil abgewandelten Formen dem Autor Sylvester McNutt III zugeschrieben.

Zugute kommt ihm auf der Social-Media-Plattform generell, dass er all seine Beiträge auf Englisch verfasst. Das führt dazu, dass er auch internationales Publikum besser erreicht. Unter Druck gesetzt fühlt sich Joris Machholz durch die zusätzlichen 60.000 Follower nicht – ein paar davon hat er in der Zwischenzeit auch schon wieder verloren. Er macht einfach weiter wie bisher. Es gelte, eins nicht zu vergessen bzw. zu verwechseln: „Mache ich das Ganze nur für die Likes – oder welchen Nutzen habe ich von dem Ausflug, der Foto-Tour, der ganzen Arbeit?“ Social Media könne mitunter schnell demotivieren: „Ich poste ein Bild und nahezu niemand weiß diese ganze Mühe zu schätzen, die ich da reingesteckt habe. Wieder mal ein Flop! Deshalb sollte man sein Können oder sein Hobby aber nicht in Frage stellen“, unterstreicht er.

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Sein Tipp für andere Fotografie-Begeisterte ist daher: „Steh zu deiner Arbeit und bleib dir und deinem Stil treu.“ Auch wenn die sozialen Medien viele Vorteile hätten, wie zum Beispiel, dass man immer wieder auf Gleichgesinnte treffe und gegebenenfalls Freundschaften schließen kann, sollte man sich selbst nicht verlieren. Nicht alle Fotografen sehen Instagram so entspannt wie Joris Machholz. Wer größere Ambitionen hat und schnell auf Social Media wachsen wolle, der müsse dem Trend folgen, sagt er. Joris Machholz freut sich hingegen einfach über jeden einzelnen, der seine Bilder gut findet.

Die Tipps

Er ist für sein Hobby natürlich nicht nur in Norwegen, Island, Kanada und vielen anderen Ländern unterwegs, sondern begibt sich auch regelmäßig auf Ausflüge in Siegen-Wittgenstein und ins Sauerland, hat das Wandern für sich entdeckt. Wenn Joris Machholz, der in Lüdenscheid geboren ist, sich in seine alte Heimat begibt, guckt er auf seiner Fahrt auf der Autobahn zudem aufmerksam nach links und rechts. „Da gibt es immer mal wieder Orte, wo ich denke, da müsste ich mal hin. Die speichere ich mir dann bei Google Maps ein.“ Auch Instagram sei eine super Inspiration für Fotografie-Begeisterte: „Das nutze ich auch gerne, wenn ich mich auf Reisen vorbereite.“

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Fotografie-Anfängern gibt er einen Tipp: „Üben, üben, üben.“ Gerade am Anfang mache man unbeabsichtigt Fehler. „Ich habe auf YouTube viele Stunden verbracht und mir Tutorials angesehen. Das ist super, um die Technik zu lernen.“ Weiterhin sei es sinnvoll, sich mit anderen Fotografen zu treffen und mit ihnen auf Tour zu gehen. „Fotografie soll vor allem Spaß machen.“ Wenn es dann doch einmal an der Motivation mangele, helfe es, sich kleine Herausforderungen („Challenges“) zu setzen, erläutert Joris Machholz: „Zum Beispiel gehe ich raus und benutze nur eine bestimmte Brennweite, eine, mit der ich vielleicht sogar wenig Erfahrung habe. Dadurch ist man in seinem Blickwinkel natürlich sehr eingeschränkt, aber genau das ist das Ziel. So fördere ich meine eigene Kreativität und bekomme ganz neue Blickwinkel.“

Mehr Infos über Joris Machholz und seine Arbeit gibt’s auf Instagram unter „jorismachholz“ oder auf seiner Homepage www.jorismachholz.com. Mehr seiner Bilder finden Interessierte auch auf wp.de/siegen.

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