Eiserfeld. Crash Kurs soll junge Leute warnen, Risiken im Straßenverkehr einzugehen: An der Gesamtschule Eiserfeld wird das eindringlich vermittelt
„Eure Träume und Wünsche können so schnell zerplatzen wie diese Luftballons, auf die Ihr Eure Träume und Wünsche geschrieben habt“, sagt Niklas Zankowski und sticht dann mit einer Nadel in die Ballons. Der Pressesprecher der Kreispolizeibehörde Siegen-Wittgenstein richtet sich in seiner Einführungsrede an rund 200 Schülerinnen und Schüler in der Aula der Gesamtschule Eiserfeld. Im Rahmen des Präventionsprogramms Crash Kurs NRW hatten die Jugendlichen zuvor die Ballons beschriftet. Eingeladen hatte die Kreispolizeibehörde Siegen--Wittgenstein. Sie zeigte mit emotionalen Berichten von Betroffenen und eindringlichen Bildern auf, dass Verkehrsunfälle ihre Ursachen haben und welche schlimmen Folgen Unfälle haben können.
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Im Vorspann eines Films werden Straßenkreuze gezeigt, die an die Unfallopfer erinnern. Es herrscht gespenstische Ruhe in der Aula. Gebannt hören die Schüler Niklas Zankowski zu, der über Unfallursachen spricht: zu hohe Geschwindigkeit, nicht angeschnallt, Ablenkung am Steuer, Alkohol, Drogen.
Polizeioberkommissarin Sonja Teichmann war 2015 noch nicht lange bei der Polizei, als sie zu einem sehr schweren Verkehrsunfall auf der B 62, kurz hinter der sogenannten Applauskurve, gerufen wurde. Ein junger Motorradfahrer hatte gerade sein Leben verloren. Er war frontal unter einen Lastzug gerast. Der Lkw ging in Flammen auf. „Wie kam es zu diesem schweren Unfall?“, habe sie sich damals immer wieder gefragt.
Dann spricht Stefan Scholz zu den Schülern. Er ist Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Bad Berleburg und wurde vor einigen Jahren am einem Junivormittag zu einem Unfall gerufen, bei dem ein junger Fahranfänger sowie ein junges Mädchen auf dem Beifahrersitz ihr Leben verloren. Das Fahrzeug war mit der Beifahrerseite gegen einen Baum gefahren und einen Abhang hinabgestürzt. Besonders tragisch sei damals gewesen, erinnert sich der Feuerwehrmann, dass der Vater des verunglückten Mädchens zufällig an der Unfallstelle vorbeigekommen sei. Er sei zusammengebrochen, als er die schlimme Nachricht erfahren habe.
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Notfallseelsorger Martin Jung berichtet über seelsorgerische Tätigkeiten für traumatisierte Betroffenen. Auch müsse er Todesnachrichten an Angehörige überbringen. „So etwas geht nicht spurlos an uns vorbei“, sagte er den Schülerinnen und Schülern.
Schließlich ergreift Rouven Gommers das Wort: Er hatte vor einigen Jahren einen schweren Unfall. Er hatte sich mit seinem Fahrzeug mehrfach auf der Autobahn überschlagen, weil er viel zu schnell unterwegs gewesen war. Gommers erzählt den jungen Zuhörern von seinen schweren Verletzungen.
Mit den Berichten sollen die Gefühle der Zuhörer angesprochen werden. Bei manchen lösen sie so starke Emotionen aus, dass manche Schüler die Aula verlassen.
Ohne erhobenen Zeigefinger
Der Crash Kurs NRW ist das Verkehrsunfallpräventionsprogramm der Polizei in Nordrhein-Westfalen in Zusammenarbeit mit Schulen, das sich speziell an Schülerinnen und Schüler ab den 10. und 11. Klassen richtet. Ziel des Programms ist es, die Zahl von Verkehrsunfällen – vor allem solche mit beteiligten jungen Erwachsenen – nachhaltig zu senken.
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In Nordrhein-Westfalen ereignen sich pro Jahr etwa 550.000 Verkehrsunfälle. Rund 500 Menschen werden dabei pro Jahr getötet. Junge Fahrerinnen und Fahrer im Alter von 18 bis 24 Jahren verursachen überproportional viele der schweren Unfälle. Fast 100 von ihnen sterben jedes Jahr in NRW. Das ist alarmierend und besorgniserregend. Die Polizei geht gemeinsam mit ihren Partnern beim Crash Kurs NRW neue Wege. Auf der Suche nach einer wirkungsvollen Möglichkeit, junge Menschen anzusprechen und dauerhafte, positive Verhaltensänderungen zu bewirken.
Durch das Präventionsprogramm Crash Kurs NRW soll vermittelt werden, dass Verkehrsunfälle nicht einfach passieren, sondern verursacht werden, weil von den Verkehrsteilnehmenden Regeln missachtet wurden. In den Veranstaltungen soll den Teilnehmerinnen und Teilnehmern ohne erhobenen Zeigefinger klar gemacht werden, wie lebensgefährlich riskantes Verhalten im Straßenverkehr ist und dass es auf jeden Fahrer und und Mitfahrer entscheidend ankommt.
Direkt im Anschluss an dem Crash-Kurs waren in der Schule ausreichend Zeit für Gespräche eingeplant, um das, was gehört oder auch gesehen wurde, verarbeiten zu können „Drei weitere Schulen im Kreis Siegen Wittgenstein werden noch folgen“, kündigte Polizeioberkommissarin Sonja Teichmann vom Team Crash Kurs NRW an.
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