Ferndorf. Die Weinproben möchte Carmen Cotrina-Lopez aus dem Keller in Kreuztal-Ferndorf nach Spanien verlegen. Das schafft Raum für neue, besondere Ideen.

In der Stadt, die für ihr Bier bekannt ist, ein Weingeschäft zu eröffnen, das erfordert schon etwas Mut. Doch den hatte Carmen Cotrina-Lopez. „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt“, sagt die Kreuztalerin. Sie eröffnete den Weinladen „La Bota“ in Ferndorf, auch wenn ihr in der Siegerländer „Bierregion“ Skepsis entgegengebracht worden sei, erzählt sie. Aber der Erfolg gibt ihr Recht: Nächstes Jahr feiert sie das 20-jährige Bestehen von „La Bota“. Nach „wunderschönen Jahren mit tollen Erinnerungen“ sei es nun aber Zeit für Veränderungen.

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Laden in Kreuztal mit Weinen und Delikatessen

„Der Laden bleibt“, betont Carmen Cotrina-Lopez. Dort verkauft sie Weine und Delikatessen aus Spanien. Doch ab 2023 wird es dort keine Weinproben mehr geben. Als sie 2003 mit „La Bota“ anfing, hätten die Weinproben „eingeschlagen wie eine Bombe“. Das Angebot wurde auch die Jahre danach immer gerne gebucht. Bis zu drei bis vier Weinproben veranstaltete Carmen Cotrina-Lopez in der Woche. Die Gäste wurden mit spanischem Schaumwein („Cava“) empfangen, probierten anschließend je drei Weiß-, Rosé- und Rotweine. Dazu gab es Tapas und iberische Delikatessen, zum Abschluss Sherry aus dem andalusischen Jerez de la Frontera. Auch die Kulisse passte: Ein 500 Jahre alter Bruchsteinkeller liegt unter dem Geschäft. Dort wurden die Besucherinnen und Besucher mit Cava empfangen. In einer kleinen Scheune wurde dann die Weinprobe in entspannter Atmosphäre veranstaltet. Doch nun soll mit diesem etablierten Format Schluss sein.

Carmen Cotrina-Lopez betreibt in Kreuztal-Ferndorf das Weingeschäft
Carmen Cotrina-Lopez betreibt in Kreuztal-Ferndorf das Weingeschäft "La Bota".  © WP | Ina Carolin Pfau

Zur Weinprobe übers Wochenende nach Spanien

Sie habe einfach viel zu viele gute Ideen, doch durch die vielen Weinproben habe ihr bisher die Zeit und Energie gefehlt, sie auch umzusetzen, erzählt Carmen Cotrina-Lopez. „Und weniger Weinproben wären nicht gegangen.“ Da ist die eine Idee, die ihr schon lange im Kopf herumschwirrt: Sie könnte Reisen zu den spanischen Winzern und ihren Weingütern veranstalten. „Da könnte man die Weinproben vor Ort durchführen“, erklärt Carmen Cotrina-Lopez. Zusammen mit Kundinnen und Kunden von „La Bota“ würde sie die kleinen, familienbetriebenen Weingüter besichtigen. „Dort können sie den Wein riechen und schmecken.“ Und genau diese Idee will die Weinexpertin ab kommendem Jahr in die Tat umsetzen. „Ich habe jetzt schon eine Liste mit Leuten, die mitfahren wollen.“ Im Frühjahr will Carmen Cotrina-Lopez mit den Winzern sprechen, wie die Zusammenarbeit genau aussehen kann.

Die Weinreisen möchte sie gerne für verlängerte Wochenenden anbieten. Für die An- und Abreise wird vermutlich jeder Gast selbst zuständig sein, zu unterschiedlich seien die Wünsche, so Carmen Cotrina-Lopez. Aber um alles andere drumherum, die Unterkunft und den Ablauf der Reisetage, will sie sich kümmern. Sie selbst stammt aus dem Südwesten Spaniens, gerade dort verfügt sie über viele Kontakte. Das Gebiet sei aufgrund der großen Entfernung aber nicht perfekt für ihre Weinreisen geeignet. Außer dem Ziel gibt es auch sonst noch vieles zu planen und zu beachten: „Ich muss gucken, ob die Reisegruppe zusammenpasst“, sagt sie. Auch wenn noch nicht alles bis zum Ende durchdacht ist, freut sich Carmen Cotrina-Lopez, dass ihre Idee auf Interesse stößt. „Viele Stammkunden verlassen sich auf mich“, sagt sie. Darauf ist sie nach 19 Jahren „La Bota“ besonders stolz.

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Die Weinreisen sind auch nicht ihre einzige Idee. Die Kreuztalerin könnte sich auch vorstellen, Paella zu kochen und ganz kurzfristig ein Verköstigungsevent im Ferndorfer Geschäft daraus zu machen. „Weinproben im Herbst auf den Kreuztaler Feldern mit Picknick-Körben und Tapas!“, ruft Carmen Cotrina-Lopez – auch das wäre denkbar. „La Bota wird nicht weniger, sondern anders.“

Kontakt

Im Laden „La Bota“, Feldhof 1, in Ferndorf gibt’s außer lieblichen, halbtrockenen und trockenen Weinen (ab 5,50 Euro bis 30 Euro) auch spanischen Gin und Liköre sowie Schokolade, Pasta und mehr. Das Geschäft ist mittwochs von 14 bis 18 Uhr, freitags von 10 bis 12 und 14 bis 18 Uhr sowie samstags von 9 bis 14 Uhr geöffnet.

„Telefonisch bin ich immer zu erreichen“, betont Carmen Cotrina-Lopez, und zwar unter Tel. 0171/ 4550890. Mehr Infos gibt’s auch per E-Mail an info@la-bota.de oder im auf der Homepage des Geschäfts unter www.la-bota.de.

Spanien als Weinregion „noch so unentdeckt“

Mit rund 30 spanischen Weingütern arbeitet Carmen Cotrina-Lopez mittlerweile zusammen, viele der Winzer kennt sie persönlich. Ihre Muttersprache macht es ihr leichter, mit kleinen spanischen Familienunternehmern zu sprechen, die nicht immer Englisch beherrschen. Und auch bei den Weinproben konnte sie die Faszination für die spanischen Weine ganz anders rüberbringen. „Die Menschen hören mir zu und fühlen sich ein bisschen wie im Urlaub“, freut sie sich. Viel Werbung für ihr Weingeschäft habe sie nie gemacht. Sie setzte lieber auf Service, gute Qualität und Mund-zu-Mund-Propaganda. Auch dass ihre Weinproben einen Eventcharakter bekamen, der besonders in der heutigen Zeit gesucht wird, habe sich einfach so ergeben. „Die Leute wollen auch in Zukunft was erleben“, sagt Carmen Cotrina-Lopez, die viele nur „Frau La Bota“ oder „die Spanierin“ nennen. Sie weiß, dass sie all ihre Ideen umgesetzt bekommt, wenn sie die Zeit dafür hat. „Deswegen musste ich einen Cut machen“, so die 53-Jährige.

Carmen Cotrina-Lopez betreibt in Kreuztal-Ferndorf das Weingeschäft
Carmen Cotrina-Lopez betreibt in Kreuztal-Ferndorf das Weingeschäft "La Bota".  © WP | Ina Carolin Pfau

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Gerade Spanien als Weinregion sei „noch so unentdeckt“. „Viele wissen zum Beispiel nicht, dass wir die spanische Antwort auf den französischen Champagner haben: Cava.“ Einige ihrer Kundinnen und Kunden seien große Spanienliebhaber, erzählt Carmen Cotrina-Lopez. Wenn sie zum Beispiel spanisches Weihnachtsgebäck im Laden anbiete, sei das ganz schnell ausverkauft. Im Siegerland gäbe es auch sonst keine spanischen Geschäfte. Sie bediene mit ihrem Angebot somit eine „Nische“, erzählt Carmen Cotrina-Lopez, die in Deutschland und Spanien aufwuchs und erst als 9-Jährige mit ihrer Familie dauerhaft in Deutschland blieb. „Ich liebe Deutschland, bin aber auch Spanierin. Ich habe ein Stück Spanien mit hierher genommen“, sagt sie. Mit „La Bota“ hat sie dabei auf einen Namen zurückgegriffen, den in ihrer Heimat jeder kennt: Es sei ein Trinkbeutel für Wein aus Leder. „Den hat auch mein Opa schon gehabt“, erzählt Carmen Cotrina-Lopez. Nun hängt der Trinkbeutel in ihrem Laden.

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