Siegen/Burbach. Bizarrer Streit vorm Landgericht: Angeklagter soll einen anderen, der betrunken im Gericht sitzt, angezündet, ihn beraubt und verdroschen haben

Ein 23-jähriger Mann aus Siegen muss sich seit Donnerstag, 1. Dezember, wegen des Verdachts der räuberischen Erpressung, Diebstahl, Handel mit Betäubungsmitteln, Bedrohung und Körperverletzung vor dem Landgericht Siegen verantworten. Er soll eine Person misshandelt und bedroht haben. Er sitzt seit sieben Monaten in Untersuchungshaft.

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Der Beschuldigte habe sich Anfang Juni auf einem Supermarktparkplatz in Burbach einen Joint angezündet, neben einem Bekannten – der in Burbach stadtbekannt sein soll. Danach habe er mit dem „bunsenbrennerartigen Feuerzeug“ vor dem Gesicht des anderen hantiert und gedroht, dessen Bart anzuzünden, einige Haare hätten auch kurz angefangen zu brennen. Als das Opfer den Notruf wählte, habe ihm der Angeklagte das Handy aus der Hand getreten und es eingesteckt. Danach habe der 23-Jährige gesagt: „Du Hurensohn, du bleibst hier sitzen, sonst bring ich dich um. Das Handy bekommst du nicht wieder“ und sei gegangen.

Siegener droht Burbacher: „Ich schlag dich zum Krüppel“

Zwei Tage später habe der Angeklagte dasselbe Opfer erneut in Burbach bedroht, den Mann traf der 23-Jährige erneut auf dem Supermarktparkplatz. Weil der andere ein Getränk in der Hand hatte, habe der Angeklagte ihn aufgefordert, auch ihm eines zu kaufen. Als der das nicht wollte, habe er wiederum gedroht, ihn anzuzünden und Geld verlangt. Weil der andere keines dabei hatte und sein leeres Portemonnaie zeigte, habe der Beschuldigte auf ihn eingeschlagen und -getreten und gerufen „Ich schlag’ dich zum Krüppel“. Danach seien die beiden Männer zur Bank gegangen, das Opfer gab seinem Peiniger 20 Euro und rief dann die Polizei. Wenig später wurde der 23-Jährige verhaftet, dabei zog er sich Prellungen im Gesicht und eine Verletzung am Bein zu.

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Außerdem soll der Beschuldigte im Januar 2021 in eine Gartenhütte eingebrochen sein und mehrere Werkzeuge geklaut haben: Stichsägen, Akkuschrauber und Bohrmaschinen im Gesamtwert von 2330 Euro. Erneut wurde er festgenommen, die Polizei sicherte das Diebesgut bei ihm. Drogen habe der Angeklagte auch noch verkauft – die Polizei fand bei einer Körperkontrolle Amphetamine.

Angeklagter: Burbacher zündete sich selbst den Bart an, als er Zigarette rauchen wollte

Er kenne den Mann aus Burbach schon lange, sagt der Angeklagte vor Gericht. Der sei Alkoholiker und sehr verwirrt. Auch bei diesen Vorfällen sei er sehr betrunken gewesen. Im Vorfeld habe der andere ihn gebeten, ihm 50 Euro zu leihen, was er tat, weil der andere ihm leid tat. Als er das Geld zurückforderte, habe der Mann ihn beleidigt und getreten: „Ich hatte starke Prellungen am Bein und er hat mir noch eine Dose Apfelwein über den Kopf gekippt“, so der 23-Jährige. Er habe sich gewehrt, dem anderen zwei Backpfeifen gegeben. Von den 50 Euro habe der andere ihm schließlich 20 Euro wiedergegeben. Der Beschuldigte bestreitet, den Mann angezündet zu haben – der habe sich selbst den Bart versengt, als er eine Zigarette anzündete. „Ich würde so etwas Kindisches niemals tun“, betont er. Das Handy gestohlen zu haben, bestreitet er.

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Das mutmaßliche Opfer sagt, vor der Verhandlung Alkohol getrunken zu haben, an die genauen Tathergänge kann er sich nicht erinnern. Er ist sich aber sicher, dass der Angeklagte ihn vorsätzlich angezündet, sein Handy geklaut und ihn gezwungen habe, Geld abzuheben. Geliehen habe er sich nie etwas bei dem 23-Jährigen. Es sei um angebliche Drogenschulden gegangen, was aber eine Lüge gewesen sei. Als er ihm kein Geld geben wollte, habe der Angeklagte ihn bedroht und ins Gesicht geschlagen. Es habe schon öfter Streit zwischen ihnen gegeben, er habe den 23-Jährigen schon einmal angezeigt, die Anklage sei aber fallen gelassen worden.

Den Einbruch in die Gartenhütte gesteht der Angeklagte: Spielsüchtig sei er gewesen und habe seine Schulden tilgen müssen. „Das war richtig dumm und die Tat tut mir wirklich leid. Ich habe mir geschworen, so was nie wieder zu machen“, sagt er. Bei der Polizei habe er die Tat gestanden und mittlerweile erfolgreich eine Suchttherapie absolviert.