Siegen-Wittgenstein. „Blackout“ und „Energiemangellage“ wird derzeit rauf und runter diskutiert. Was sagen eigentlich die Stromversorger und die Feuerwehr dazu?

Über einen „Blackout“ haben die meisten Menschen bis vor Kurzem nicht einmal nachgedacht. Seit dem russischen Überfall auf die Ukraine, der Umstellung der Energieversorgung weg von russischem Gas wird der Begriff von zahlreichen Politikerinnen, Politikern und diversen Fachleuten genutzt – mitunter auch, um gezielt Ängste in der Bevölkerung für politische Zwecke zu schüren. Wie sicher ist die Stromversorgung in Siegen-Wittgenstein? Und wie bereiten sich Feuerwehrkräfte auf eine „Energiemangellage“ vor?

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Strom: Mehr Verbrauch durch Elektroheizgeräte

„Die Versorgungssicherheit im Stromsystem ist, laut Einschätzung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz, weiterhin grundsätzlich hoch. Es liegen aktuell keine Beeinträchtigungen des Stromsystems vor“, heißt es seitens der Westnetz GmbH auf Anfrage dieser Zeitung. Grundsätzlich liege die Verantwortung für die Stabilität der Stromversorgung im Gesamtsystem bei den sogenannten Übertragungsnetzbetreibern. Das sind in Deutschland vier Anbieter: Tennet, Energie Baden-Württemberg (EnBW), 50Hertz und Amprion, die sich gebietstechnisch aufgeteilt haben.

Westnetz arbeitet als Verteilnetzbetreiber derzeit daran, „die Versorgungssicherheit auch unter einer höheren Belastung des Netzes weiter sicherzustellen“. Denn der regionale Stromversorger rechnet damit, dass man sich auf „weitere Herausforderungen“ im Winter einstellen müsse. „Auch durch den möglichen, zunehmenden Einsatz von Heizlüftern“, sagt Patrick Plate, Pressesprecher der Westnetz GmbH in Siegen-Wittgenstein. Der Strom, der für die Elektroheizgeräte gebraucht wird, führe insgesamt zu einem zusätzlichen Leistungsbedarf im Stromsystem. Unter bestimmten Bedingungen seien lokale Überlastungen in den Stromverteilnetzen grundsätzlich nicht ausgeschlossen.

Sicherheitskonzepte für Umspannanlagen

„Unsere Anlagen werden an 24 Stunden am Tag an 365 Tagen im Jahr aus den Netzleitstellen fernüberwacht. Ein Ausfall wird hier sofort erkannt“, teilt Patrick Plate mit. Um die Versorgungssicherheit sicherzustellen, gelten für die Umspannanlagen auch einheitliche Sicherheitskonzepte (u. a. Alarmanlagen). Im gesamten Versorgungsgebiet seien außerdem die „Kolleginnen und Kollegen rund um die Uhr im Einsatz, um im Fall einer Störung schnell und sicher Reparaturarbeiten zu übernehmen“, heißt es seitens der Westnetz GmbH weiter.

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Aufgebaut sei das Verteilernetz grundsätzlich nach dem Prinzip der sogenannten (n-1)-Sicherheit. „Die (n-1)-Sicherheit besagt, dass die Netzsicherheit auch dann gewährleistet bleiben soll, wenn eine Komponente ausfällt. Wenn ein Betriebsmittel (zum Beispiel Leitung oder Transformator) aufgrund eines Fehlers ausfällt, muss ein anderes seine Aufgabe übernehmen“, erläutert die Westnetz GmbH auf Nachfrage dieser Zeitung. Das heißt: Wenn etwas ausfällt, greift automatisch eine Alternativlösung. „Wichtig bleibt: Alle müssen Energie sparen, im Strom- und Gasbereich. Sinnvoll ist, schon jetzt Effizienzmaßnahmen zu ergreifen“, unterstreicht Patrick Plate.

Was versteht man unter einem Blackout?

Wenn der Strom über längere Zeit ausfällt, wird von einem Blackout gesprochen. Das heißt: Eine Region, ein Land oder mehrere Länder sind über Stunden oder sogar Tage ohne Strom. Das kann etwa passieren, wenn Stromleitungen durch einen Sturm oder Hochwasser kaputtgehen. Oder aber, wenn jemand absichtlich und gezielt das Stromnetz angreift. Das ist zum Glück nicht so einfach. Ein Blackout ist daher in Deutschland eher unwahrscheinlich.


Auch zu Hause kann man sich für einen Blackout vorbereiten. Fachleute raten: Bei einem Stromausfall sollte man zunächst prüfen, ob mehr als das eigene Zuhause betroffen ist.
Außerdem sollte man eine Taschenlampe oder auch ein batteriebetriebenes Radio besitzen. Auch ein Vorrat an Wasserflaschen und haltbaren Lebensmittel kann nicht schaden.

Feuerwehr Kreuztal: Notstromaggregate und Satellitentelefone

Auch die Feuerwehr Kreuztal bereitet sich auf eine „Energiemangellage“ vor, wie sie auf ihrer Homepage mitteilt. Um es vorweg zu sagen: Auch der Kreuztaler Feuerwehrchef Jan Kleine hat kein eigenes Stromaggregat für den Bedarfsfall im Keller stehen – „ich habe einen Holzofen und Kerzen“, reagiert er gelassen auf die Frage, wie er sich privat für einen Blackout rüstet. Ebenso wenig hortet er größere Mengen an Konserven – das „normale“ Kontingent reichte jedenfalls, als er und seine Frau wegen 14-tägiger Corona-Quarantäne nicht aus dem Haus durften. Sollte der Strom wider Erwarten doch einmal über einen längeren Zeitraum ausfallen, wären alle Feuerwehrgerätehäuser in der Stadt als Notrufannahmestellen präpariert: Boxen mit Heizlüftern, Gaskochern, Lampen und Kaffeemaschinen stehen bereit.

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Die Kommunikation innerhalb der Feuerwehr und in Verbindung mit den Verantwortlichen der Stadt ist dann durch Satellitentelefone garantiert, die Teil der jüngsten Anschaffungen als Folge des „Sensibilisierungserlasses zur Energiemangellage“ sind, wie auch die Notrufannahmestellen. Ab Dezember mietet die Stadt zudem zwei große Notstromaggregate an: Eines für das Feuerwehrgerätehaus Kreuztal, wo das über 40 Jahre alte, fest eingebaute Aggregat angesichts gewachsener Infrastruktur für Spitzenlasten überfordert wäre, das andere für das Feuerwehrgerätehaus Eichen, wo eine Direkteinspeisung möglich ist. Auch in den Feuerwehrgerätehäusern in Krombach und Buschhütten ist man gerüstet. Alle weiteren Feuerwehrgerätehäuser in Kreuztal sollen nach und nach mit einer stationären Notstromversorgung nachgerüstet werden.

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