Wilnsdorf . Privatleute können sich mit Balkonkraftwerken helfen – in Wilnsdorf aber zumindest in diesem Winter nur auf eigene Kosten.
„Balkonkraftwerke“ werden Wilnsdorfer Haushalten nicht über den Winter helfen – jedenfalls nicht, wenn sie bei der Anschaffung auf einen Zuschuss der Gemeinde in Anspruch nehmen wollen. Mit 18 gegen 15 Stimmen hat der Rat die Vertagung der Entscheidung über den Antrag der LKR-Fraktion beschlossen. Der Bau- und Umweltausschuss solle zunächst über Details beraten, hatte Andreas Weigel (BfW/FDP) gefordert. Das wird er auch tun, aber nicht mehr früh genug, um die Mittel noch in den Haushalt 2023 einplanen zu können.
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Die Verwaltung hatte zurückhaltend auf das Ansinnen reagiert: Die „Steckersolargeräte“ seien erschwinglich, die Anschaffung rechne sich sehr schnell. Wenn allerdings die Gemeinde Zuschüsse zahle, „können das recht hohe Beträge sein.“ Bei je 150 bis 200 Euro für jeden der 9000 Privathaushalte in Wilnsdorf., „erreichen wir einen hohen Millionenbereich“, rechnete Bürgermeister Hannes Gieseler vor.
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Notstromaggregate sind knapp
Die Gemeinde selbst braucht mehr als Balkonkraftwerke, um im Falle eines „Blackouts“ wichtige Einrichtungen in Betrieb zu halten. Das machte Baudezernent Martin Klöckner in der Antwort auf eine Anfrage der LKR-Fraktion deutlich.
Wasserversorgung: „Sofern durch den Wasserverband Siegen-Wittgenstein auch im Falle eines Blackouts Trinkwassergeliefert werden kann, ist auch eine nahezu ungestörte Trinkwasserversorgung der Bürger möglich“, stellte Martin Klöckner fest. Ist das Wasser einmal von den großen Transportleitungen im Netz der Gemeinde oder in den Hochbehältern angekommen, fließt es auch weiter zu den Hausanschlüssen. Denn die Gemeinde betreibt keine Pumpwerke, die mit Strom laufen. Nur zwei Druckerhöhungsanlagen brauchen elektrische Energie. Wenn die ausfallen, müssen die betroffenen Anwohner zu den Hydranten in tiefer gelegenen Straßenzügen laufen. Kanister halten die Gemeindewerke bereit.
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Abwasserbeseitigung: Die Klärwerke Weißtal in Niederdielfen und Rinsdorf haben keine Notstromaggregate – kurzfristig sind wohl auch keine mehr zu bekommen. Schon jetzt bestünden Lieferzeiten von bis zu einem Jahr, sagte der Baudezernent. Weil beide „ohne elektrische Energie im freien Gefälle durchflossen“ würden, werde zumindest die mechanische Reinigung des Abwassers weiter funktionieren. Nur die biologischen Reinigungsstufen würden bei einem Blackout erst mit Anschluss an ein Notstromaggregat funktionieren.
Kritische Infrastruktur: Dazu zählen Polizei und Ordnungsbehörde), Feuerwehr, Gemeindeverwaltung, Altenheime, Pflegedienste, Ärzte, Tankstellen, Ernährung, Transportbedarf sowie die Bauhöfe. Bereits eingeleitet sei die Herstellung von Notstromversorgungen für die Feuerwehrgerätehäuser, den Bauhof und das Rathaus. Bereits mit Notstromaggregaten versorgt wurden die Feuerwehrgerätehäuser Wilnsdorf, Rinsdorf und Oberdielfen. Für die anderen Gebäude seien die Anlagen bestellt, zu rechnen sei aber „mit erheblichen Lieferzeiten“, sagte Martin Klöckner. Die nächsten Geräte, so Beigeordneter Johannes Schneider, sind für Wilgersdorf und Rudersdorf bestimmt, „es gibt noch ein paar versteckte Anbieter.“ Das Rathaus soll so ausgestattet sein, dass dort noch für 35 Mitarbeitende des Krisenstabs Arbeitsplätze betrieben werden können.
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Grundsätzlich sei die Koordinierung Aufgabe des Kreises mit seiner Katastrophenschutzbehörde, sagte Marin Klöckner. Bereits im Juni habe eine Sicherheitskonferenz getagt, am Mittwoch, 2. November, finde ein weiterer Termin statt. Nach Vorgabe der Bundesnetzagentur müssen sich die Kommunen, falls die dritte Notfallstufe ausgerufen wird, auf bis zu 72 Stunden Blackout vorbereiten.
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