Siegen/Münster. Energiekosten, Inflation – jetzt auch noch den Ertrag kürzen? „Vollkommen widersinnig“, sagt Apotheker Dr. Christoph Werner. Die Kosten steigen.
Die Energiekosten explodieren, die Inflation ist so hoch wie seit 70 Jahren nicht mehr – und die Politik will den Ertrag der Apotheken im Bereich der gesetzlichen Krankenversicherungen um acht Prozent kürzen, warnt Dr. Christof Werner, Vorsitzender der Bezirksgruppe Siegen-Wittgenstein im Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL) vor Versorgungsproblemen: „Das ist vollkommen widersinnig und wird zu weiteren Apothekenschließungen in unserer Region führen.“
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Um das Milliardendefizit der gesetzlichen Krankenkassenkassen im kommenden Jahr auszugleichen, plant die Ampelkoalition – neben einer Reihe weiterer Maßnahmen – den Abschlag zu erhöhen, den die Apotheken den Krankenkassen einräumen müssen. Die Regierung wolle also die Vergütung kappen, so Werner – eine solche Kürzung der Honorierung sei für viele Apotheken aber kaum noch verkraftbar. In den vergangenen 18 Jahren sei die Vergütung nur einmal um nur 3 Prozent erhöht worden – und das sei bereits neun Jahre her. Im gleichen Zeitraum seien aber Sach-, Personal- und Energiekosten stark gestiegen. „Real also ist das Apothekenhonorar deutlich gesunken“, sagt Dr. Christof Werner. „Zugleich sind uns immer weitere kostenintensive Aufgaben übertragen und bürokratische Steine in den Weg gelegt worden.“
Siegen-Wittgenstein: Apothekennetz liege bereits weit unter dem EU-Durchschnitt
In dieser Situation würden zusätzliche Einschnitte dazu führen, dass das Apothekennetz weiter ausdünne. Dabei liege die Apothekendichte in Deutschland heute bereits weit unter dem EU-Durchschnitt. In einer älter werdenden Gesellschaft würden die Apotheken jedoch dringend gebraucht, um die steigende Zahl der Patienten zu versorgen. Zudem sei der Anteil der Apotheken an den Gesamtausgaben der gesetzlichen Krankenversicherungen seit Jahren rückläufig: 2005 seien es noch 2,8 Prozent gewesen, aktuell liege man bei 1,9 Prozent. „Allein die Verwaltungsausgaben der Krankenversicherungen sind deutlich höher: Wir sind keine Kostentreiber im Gesundheitswesen“, so Werner.
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Mittlerweile hätten fast 3000 Beschäftigte und Inhaber von Apotheken in Westfalen-Lippe einen Offenen Brief an den Bundesgesundheitsminister unterschrieben, um gegen die Sparpläne zu protestieren, „viele davon auch aus unserem Kreis“, berichtet Dr. Christof Werner. Er fordert: „Die Politik muss die geplanten Sparmaßnahmen, die die Apotheken betreffen, ersatzlos aus diesem Entwurf streichen.“ Am 20. Oktober soll das Gesetz in zweiter und dritter Lesung im Bundestag beraten werden.