Netphen. Die Stadt Netphen spielt mit dem Gedanken, das Freizeitbad über Monate zu schließen, um Energiekosten zu sparen. Und das ist längst nicht alles.

Die Stadt Netphen schließt nicht aus, dass das Hallenbad „in der energieintensivsten Zeit“ für einige Monate geschlossen wird. Die Entscheidung darüber werde in der Gesellschafterversammlung der Freizeitpark Obernautal GmbH fallen, die allerdings Weisungen des Rates zu befolgen hat. „In der jetzigen Situation darf es keine Tabus geben“, heißt es in einer Vorlage für den Hauptausschuss, der am Dienstag, 30. August, tagt.

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„Sollte es zu einer kompletten Abschaltung des Gasnetzes kommen, würde dies alle Kommunen betreffen. In einem solchen Fall müsste der Katastrophenfall ausgerufen werden und der Kreis Siegen-Wittgenstein als zuständige Behörde die Situation leiten“, heißt es in der Vorlage für den Hauptausschuss. Vorbeugen können habe die Stadt kaum: „Heizungen in städtischen Gebäuden wurden seit vielen Jahren nur bei einem Totalausfall erneuert. Neue Technologien waren für den kommunalen Haushalt kaum erschwinglich.“

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Freizeitbad

„Die Energiepreise für den Freizeitpark und hier insbesondere für den Badbereich explodieren in den letzten Wochen förmlich.“ Allein an Vorauszahlungen werde die FON in diesem Jahr eine Million Euro zu leisten haben. Der geplante Zuschussbedarf von 1,5 Millionen Euro – das Doppelte eines Vor-Corona-Jahres – werde für 2022 „nicht haltbar“ sein. Zudem müsse für 2023 „stark bezweifelt werden", dass sich die Ausgaben für den Freizeitpark noch haushaltsverträglich abbilden ließen. Sollte es zu Abschaltungen im Gasnetz kommen, werde das Hallenbad nicht als „geschützter Bereich“ eingestuft. „Eine Schließung wäre in solch einer Situation natürlich unumgänglich.“

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Der Geschäftsführer der FON Raik Richter berichtet über die bereits im Mai vorgenommenen Temperaturabsenkungen: von 28,5 auf 27 Grad im Schwimmerbecken des Hallenbades (das derzeit wegen Reparaturarbeiten geschlossen ist), von 30 auf 29 Grad im Nichtschwimmerbecken, von 33 auf 32 Grad im Planschbecken und von 34 auf 33 Grad im Thermalbecken. „Dabei gilt es zu bedenken, dass bei zu kalten Temperaturen die Gefahr besteht, dass weniger Kunden in das Freizeitbad kommen und wir somit weniger Umsatz generieren.“ Richter weist darauf hin, dass durch die Umstellung auf LED bereits 30 Prozent der Beleuchtungskosten eingespart werde und das Thermalbecken inzwischen abgedeckt werden kann.

Am Montag hat die FON neue Öffnungszeiten mitgeteilt: Mit dem Ende der Freibadsaison am Sonntagabend. 28.. August, wird das Hallenbad mit erweiterten Öffnungszeiten wieder in Betrieb genommen. Das Hallenbad ist dann dienstags, freitags und samstags bis 22 Uhr (und nicht, wie an den anderen Wochentagen, bis 20 Uhr) geöffnet, die Saunawelt täglich von 10 bis 22 Uhr.

Schulen

Bei einer Gas-Verknappung wird die Versorgung der Schulen gesichert. „Sollten im Verlauf des Winters keine Gaslieferungen mehr erfolgen beziehungsweise die Gasspeicher leer sein, erübrigen sich weitere dahingehende Gedanken, da auf alternative Heizsysteme für Gebäude dieser Größenordnung nicht kurzfristig umgestellt werden kann“, heißt es in der Vorlage für den Hauptausschuss. Zur Corona-Vorsorge werden die Schulen weiterhin zum fünfminütigen Durchlüften im Abstand von 20 Minuten angehalten. „Ein wirtschaftlicher Umgang mit Heizenergie ist danach nicht möglich.“ Ohne Maßnahmen in Schulen und Hallen werde aber eine Energieeinsparung in städtischen Gebäuden nicht realisierbar sein.

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Hallen

Schließungen könnten bei einer offiziell festgestellten „Gasmangellage“ angeordnet werden. Denkbar sei aber auch jetzt schon, „ob städtische Hallen, die nicht für den Schulsport benötigt werden, temporär in ihrer Nutzung beschränkt oder gar geschlossen werden oder aber als so genannte Wärmeinseln betrieben werden müssen“. Auf jeden Fall reduziert werden sollen die Raumtemperaturen. Generell könnten bei einer Abschaltung der Gasversorgung Leitungen einfrieren und Pumpen beschädigt oder zerstört werden. Bei Wasserspeichern bestehe die Gefahr von Legionellenbildung.

Gebäude

Öltanks in städtischen Gebäuden werden ab 50 Prozent Füllstand wieder voll getankt. In „sozialen Unterkünften“ - gemeint sind Übergangsheime - sollen Temperaturen mit „Behördenventilen“ reguliert werden, „um übermäßiges Heizen zu vermeiden“.

Rathaus

Geprüft wird die Anpassung der Raumtemperatur, Bildschirme, Drucker und andere Geräte werden nach Dienstschluss komplett ausgeschaltet und bleiben nicht im Stand-by-Modus. Home-Office-Regelungen könnten „jederzeit ausgeweitet werden, um Büros leer zu ziehen und Heizkosten zu sparen“. Dienstfahrzeuge sollen schon bei 50 Prozent Füllstand aufgetankt werden, der Baubetriebshof legt einen Vorrat von 1000 Litern Diesel an. Warmwasser gibt es in den Waschbecken der Toilettenräume nicht mehr.. Im Rathausaltbau wird die Stromversorgung vom Dachgeschoss in den Keller verlegt. „um dort die Möglichkeit zum Anschluss eines Notstromaggregates zu schaffen“.

Straßenbeleuchtung

Eine stundenweise Abschaltung sei derzeit kein Thema. Es müsse „Rücksicht genommen werden auf das subjektive Sicherheitsempfinden der Bevölkerung“. Die Stadt sei mit dem Energieversorger im Gespräch.

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Brunnen

Brunnen werden abgeschaltet.