Siegen. Das 9-Euro-Ticket hat Halbzeit. Auch in Siegen und Umgebung ist die Nachfrage groß. Aber nicht für alle ÖPNV-Nutzer wird es mit der Aktion besser.
Seit 45 Tagen können die Bürgerinnen und Bürger in der Deutschland das 9-Euro-Ticket nutzen. Es gilt auf allen Strecken und in allen Verkehrsmitteln des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) und kann für beliebig viele Fahrten verwendet werden. Allerdings muss bei längeren Fahrten auf IC, EC und ICE verzichtet werden, den Fernverkehr umfasst das 9-Euro-Ticket nicht. Passend zur Halbzeit der Sonderaktion, haben wir uns am Siegener Hauptbahnhof umgehört und mit Vertreterinnen und Vertretern der Deutschen Bahn, der Stadt Siegen und des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) gesprochen.
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Bis Anfang Juli sei das 9-Euro-Ticket bereits 21 Millionen mal verkauft worden, wie die Bundesregierung auf ihrer Webseite schreibt. Zusätzlich zu den etwa zehn Millionen Abonnentinnen und Abonnenten, die das vergünstigte Ticket automatisch erhielten, wurde die von der Deutschen Bahn prognostizierte Marke von 30 Millionen Tickets pro Monat sogar leicht überschritten.
9-Euro-Ticket Siegen: Volle Züge machen Menschen mit Behinderung Reisen schwerer
In der bundesweit veröffentlichten Pressemitteilung der Bahn heißt es: „Wir freuen uns über die vielen Fahrgäste, die die Attraktivität von Bahnen und Bussen für sich wieder oder neu entdecken“. Die Bahn meldet zudem, dass es besonders entlang touristischer Strecken „ein höheres Fahrgastaufkommen“ gegeben hätte. Mit der Einführung des 9-Euro-Tickets war die Sorge verbunden, dass Kinderwagen, Rollstühle, Fahrräder aber auch Hunde in den stärker ausgelasteten Verkehrsmitteln keinen Platz mehr finden könnten. Die Bahn verkündete aber „in enger Zusammenarbeit und mit Unterstützung der Aufgabenträger der Länder“ mehr „Züge, Sitzplätze, Busse und Service-Kräfte zur Verfügung stellen zu können als in einem normalen Sommer“.
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Rainer Groos, Behindertenbeauftragter der Stadt Siegen, sieht im 9-Euro-Ticket eine gute Möglichkeit für Menschen mit Behinderungen „öffentliche Verkehrsmittel preiswert und umweltbewusst nutzen zu können“. Allerdings hätten Menschen mit Behinderungen bereits vor der Einführung des Tickets „große Schwierigkeiten“ damit gehabt, den öffentlichen Nahverkehr barrierefrei, also „in diesem Zusammenhang ohne fremde Hilfe“ zu bewältigen. Nun komme, wie Rainer Groos berichtet, erschwerend hinzu, „dass der öffentliche Nahverkehr extrem stark genutzt wird und in Zügen und Bahnen Sitz- und teilweise Stehplätze nicht mehr zu bekommen“ seien – als Folge der deutlich höheren Nachfrage.
9-Euro-Ticket Siegen: Bahn rechnet im restlichen Sommer nicht mit Überlastung
„Bisher sind meine Erfahrungen gut, alle rücken zusammen, um eine Mitnahme von Fahrrädern im Nahverkehr zu ermöglichen“, schildert Holger Poggel, Vorsitzender des ADFC Siegen-Wittgenstein, die Situation. Allerdings sehe die Sache bei größeren Distanzen generell schwieriger aus. In Intercitys gebe es eine Reservierungspflicht, die die Fahrradmitnahme bereits im Vorhinein begrenze. Die buchbaren Plätze würden aber in vielen Fällen nicht ausreichen, zumal laut Holger Poggel „mit gutem Willen“ deutlich „mehr Fahrräder auf gleichen Raum untergebracht“ werden könnten. Der ADFC-Vorsitzende für Siegen-Wittgenstein wünscht sich daher, „mehr und flexiblere“ Abstellplätze in Intercitys und „eine Reservierungsmöglichkeit der Fahrradplätze per Handy-App“.
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Die Bahn rechnet in den kommenden Wochen nach eigenen Angaben nicht mit einer Überbelastung – das 9-Euro-Ticket wird es immerhin noch weitere anderthalb Monate geben. „Im städtischen Pendlerverkehr hat die DB während der Sommermonate und der damit einhergehenden Ferien- und Urlaubszeit generell weniger Fahrgäste“, heißt es von Seiten der Pressestelle.
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