Siegen. Der Vorwurf lautet Vergewaltigung und Körperverletzung. Vor dem Landgericht Siegen gibt der Angeklagte Einblicke in völlig kaputte Partnerschaft.

Im Prozess gegen den 27-jährigen Mann, der seine Freundin misshandelt und vergewaltigt haben soll (wir berichteten), hat der Beschuldigte am Mittwoch, 13. Juli, doch eine Aussage gemacht. Beim Prozessauftakt hatte sich der Angeklagte noch in Schweigen gehüllt – das er nun bricht, um auf die aus seiner Sicht erheblichen Anschuldigungen zu reagieren.

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„Ich habe sie bedroht und beleidigt. Aber es gab nie eine Vergewaltigung“, sprudelt es aus dem Angeklagten heraus. Damit steht es nun vor der 1. Großen Strafkammer des Siegener Landgerichts Aussage gegen Aussage. Neben drei Vergewaltigungen sind auch mehrere Körperverletzungsdelikte in der Anklageschrift festgehalten. Davon räumt der Angeklagte lediglich eine ein, die anderen streitet er ab. Laut seiner eigenen Aussage habe er seiner Ex-Freundin (24), die als Nebenklägerin in dem Verfahren auftritt, einmal eine Ohrfeige verpasst. Grund dafür sei gewesen, dass die Freudenbergerin ihm damals eine Zigarette am Hals ausgedrückt habe, nachdem er sie mehrfach beleidigt hatte.

„Sie hat mir meinen Kopf kaputt gemacht“: Siegener kontert Vorwürfe

Auch der 27-jährige Angeklagte berichtet von einer aus seiner Sicht wahrlich krankhaften Beziehung — geprägt von heftigen Auseinandersetzungen — die er zu seiner Ex-Freundin aus Freudenberg geführt hatte. Laut ihm hätten sich beide stark gegenseitig kontrolliert und Verbote erteilt. „Wir waren beide eifersüchtig“, so der Siegener. Beide hätten sich auch regelmäßig gegenseitig gedroht. Die Nebenklägerin soll ihm mit Strafanzeigen und einmal auch mit Selbstmord gedroht haben, sollte er sie verlassen. „Sie hat mir meinen Kopf kaputt gemacht“ sagt der Beschuldigte. „Sie ist eine gute Lügnerin und Schauspielerin.“ Laut seiner eigenen Angaben sei er von Ex-Freunden der Nebenklägerin vor der 24-Jährigen gewarnt worden. „Nicht mit ihr. Die wird dein Leben zerstören“, soll einer der Männer zu ihm gesagt, so der Angeklagte vor Gericht.

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Doch genau die Verhaltensweisen, die der Angeklagte seiner Ex-Freundin zuschreibt, wirft diese umgekehrt auch ihm vor. Beide berichten, durch „Psycho-Spielchen“ massiv vom jeweils anderen unter Druck gesetzt worden zu sein.

Angeklagter korrigiert sich vor Landgericht Siegen: Hämatome bei Ex doch gesehen

In der Ermittlungsakte sind aber auch zahlreiche Hämatome am Körper der 24-jährigen Freudenbergerin dokumentiert: „Haben Sie die Hämatome gesehen?“, fragt Anwältin Jennifer Sauer, Vertreterin der Nebenklägerin. Schließlich habe der Angeklagte seine Ex-Freundin damals laut eigener Aussage nahezu jeden Tag gesehen. „Nein“, entgegnete der 27-Jährige, er wirkt sauer. Nach einer kurzen Gedankenpause ändert er seine Angabe: „Manchmal habe ich sie gesehen.“ Doch er versichert, nicht verantwortlich für die Verletzungen gewesen zu sein.

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Die mutmaßliche Geschädigte hatte den Beschuldigten im November 2020 angezeigt. Der Angeklagte hingegen gibt an, noch im September 2021 — also einige Monate nach der Strafanzeige — Sex mit seiner Ex-Freundin gehabt zu haben.

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Ein Screenshot beweist außerdem, dass die 24-Jährige dem Angeklagten im Sommer 2021 schrieb: „Nach der Gerichtsverhandlung hauen wir zusammen ab.“ Der Beschuldigte behauptet außerdem, seine Ex-Freundin habe ihm im Frühjahr dieses Jahres geschrieben, dass sie nach dem Prozess wieder eine Beziehung eingehen könnten. Hierfür liegen allerdings keine Beweise vor.