Siegen. In der Logistikbranche herrscht Fahrermangel, Stellen bleiben immer öfter unbesetzt. Die IHK Siegen warnt vor Auswirkungen auf die Versorgung.

Steigende Energiekosten, Lieferketten unter Druck, Corona-Pandemie und der Ukraine-Krieg – die Logistikbranche durchlebt momentan turbulente Zeiten. Verstärkt wird die Situation durch den grassierenden Fahrermangel. Der gilt schon seit längerem als eines der drängendsten Probleme der Branche. „In einer aktuellen Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) klagen fast drei Viertel der Unternehmen über Fachkräftemangel“, erläutert Burhan Demir, Leiter des Referats Verkehr und Mobilität bei der IHK Siegen.

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Der Mangel an Fahrern führt jetzt schon zu gestörten Lieferketten und steigenden Preisen in der Branche. „Fehlende Transportmöglichkeiten können erhebliche Auswirkungen auf die Wirtschaft und die Versorgung der Bevölkerung nach sich ziehen. Der Fachkräftemangel ist deshalb auch gesamtwirtschaftlich eine Herausforderung“, ergänzt IHK-Geschäftsführer Hans-Peter Langer. Der Stillstand in Produktionsstätten wegen fehlender Vorprodukte oder deutlich weniger gefüllte Supermarktregale wie in Großbritannien sind auch in Deutschland zukünftig nicht auszuschließen.

IHK Siegen: Allein in Deutschland fehlen in der Logistikbranche bis zu 80.000 Fahrer

Bis zu 80.000 Fahrer fehlen allein in Deutschland. Europaweit geht man sogar von bis zu 400.000 fehlenden Fahrern aus. Seit Jahren bemühen sich die Unternehmen im Logistik- und Busgewerbe daher um Personal. Die Unternehmen und die Politik arbeiten seit geraumer Zeit daran, die Arbeitsbedingungen der Fahrer zu verbessern und somit die Attraktivität des Berufs zu erhöhen. So wird die Zahl der Lkw-Parkplätze seit Jahren erhöht, damit die Fahrer die Lenk- und Ruhezeiten besser einhalten können. In den vergangenen Jahren wurden auch an der A 45 zwischen Dortmund und der hessischen Landesgrenze Rastanlagen ausgebaut. Gleichwohl fehlen auch hier noch etliche Stellplätze für Lkw. Laut Autobahn GmbH Westfalen sollen bis 2024 allein im Niederlassungsgebiet insgesamt mehr als 1000 neue Stellplätze entstehen.

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Die Gründe für den Fahrermangel sind vielfältig. In Deutschland beispielsweise gibt es durch den Wegfall der Wehrpflicht wesentlich weniger Fachpersonal, das den Lkw-Führerschein bei der Bundeswehr gemacht hat. „Die Auswirkungen der Corona-Pandemie und des Ukraine-Kriegs sorgen dafür, dass viele Fahrer aus Osteuropa in der Branche fehlen“, so Ferdinand Menn, Geschäftsführer der Spedition Menn aus Kreuztal. „Viele Fahrer, beispielsweise aus Polen, sind aufgrund von Corona in ihre Heimatländer zurückgekehrt. Die ukrainischen Fahrer dagegen sind zur Verteidigung ihres Heimatlandes aufgebrochen,“ erläutert Ferdinand Menn.

IHK Siegen: Arbeitsbedingungen in der Logistikbranche müssen besser werden

Um dem Fachkräftemangel in der Logistikbranche wirksam zu begegnen, wird eine ganze Reihe konkreter Maßnahmen diskutiert. Burhan Demir: „Denkbar sind eine weitere Verbesserung der Arbeitsbedingungen und der Abbau bürokratischer Hürden. So sollten Fahrer ohne EU-Wohnsitz die Möglichkeit erhalten, eine gültige Fahrprüfung in einem EU-Staat abzulegen.“

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In Betracht komme auch, die Anerkennung der Qualifikationen aus Drittstaaten zu verbessern – solange die Prüfungen den EU-Standards entsprechen. „Solche Schritte können bei der Fahrergewinnung helfen, solange die Qualität eingehalten wird“, bestätigt Ferdinand Menn. „Wir versuchen, dem Fahrermangel durch Ausweitung unserer eigenen Ausbildungsbemühungen entgegenzutreten“, betont der Spediteur.

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