Wilnsdorf. „Wir sind alle eine Familie“, so Senior- und Juniorchef Reiner und Kay Dreysse: Ihre Rewe-Märkten sind aus Wilnsdorf nicht mehr wegzudenken.

Als Reiner Dreysse am 1. Januar 1976 in Eiserfeld die erste Rewe-Filiale übernahm, konnte er auf eine lange Kaufmannstradition zurückblicken. Denn schon seine Großeltern hatten 1901 im thüringischen Bad Langensalza ein Kolonialwarengeschäft mit Metzgerei gegründet. 1947, da war Reiner gerade zwei Jahre alt geworden, floh die Familie über die Zonengrenze nach Göttingen, wo sein Vater mit einem Lebensmittelgeschäft die Tradition der Familie weiterführte.

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Der berufliche Weg des Gymnasiasten Reiner sollte zunächst ein ganz anderer sein. Er wollte Tierarzt werden. Doch sein Vater hatte andere Pläne: „Ich wurde von ihm in die Kaufmannslehre gestutzt. Da war ich 14 Jahre alt.“ Und hat das nie bereut, denn seine berufliche Karriere nahm nun Fahrt auf: Mit 22 bestand Dreysse die Meisterprüfung als Metzger, leitete dann in Dortmund die Fleischabteilung eines Rewe-Marktes und wurde schon ein Jahr später Verkaufsleiter in drei weiteren Filialen mit gleichzeitiger geschäftlicher Beteiligung am Gesamtunternehmen.

1995 konzentriert sich Reiner Dreysse ganz auf Wilnsdorf

Als Reiner Dreysse dann das Angebot in Eiserfeld bekam, wurde er Siegerländer. Diese Filiale gab er 1995 auf und konzentrierte sich ganz auf Wilnsdorf. Dort eröffnete er einen kleinen, dann einen großen Markt und weitere Filialen in Niederdielfen, Wilgersdorf, Rudersdorf und 2014 dann den bis dato letzten in Obersdorf. Da war sein Sohn Kay schon mit an Bord.

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Kay Dreysse machte 1998 Abitur, doch: „Ich hatte noch keinerlei Ahnung, was ich einmal werden wollte.“ Zwar hatte er mit 12 Jahren schon bei Inventuren im väterlichen Betrieb mitgeholfen und in den großen Ferien in den Getränkeshops sein Taschengeld verdient, doch beruflich funkte es erst, als der Konzern ein Trainee-Programm für Abiturienten auflegte. Es folgte eine zweijährige Ausbildung beim Rewe-Kollegen Schneider in Dreis-Tiefenbach. Weitere wichtige Schritte auf dem Weg zum selbstständigen Kaufmann waren berufliche Erfahrungen, die Kay Dreysse in Wirges, Montabaur, Bad Neuenahr und Adenau machte.

Korte, Jung, Hennche: Rewe Dreysse setzt immer mehr auf regionale Produkte

Nachdem er erfolgreich die Prüfung zum Handelsfachwirt und das Marktleiterprogramm durchlaufen hatte, kehrte er 2003 wieder ins väterliche Unternehmen zurück. Seine erste Aufgabe: Den in die Jahre gekommenen Markt in Wilnsdorf zukunftsfähig zu machen und die Verkaufsfläche von 800 auf 2000 Quadratmeter zu erweitern. Gut aufgestellt für die Zukunft sind die Dreysse-Filialen, weil mittlerweile alle umgebaut und auf den modernsten Standard gebracht wurden, ganz aktuell der in Niederdielfen. Und, wie Kay Dreysse betont, auch dadurch, dass man zunehmend auf regionale Produkte setzt: So kommt das Schweinefleisch aus dem Sauerland vom Bauern Korte, das Rindfleisch vom Wilnsdorfer Bauern Jung. Ein wichtiger Lieferant ist auch die Eiserfelder Metzgerei Hennche, die das Motto hat: „Fleisch ist unsere Leidenschaft“.

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Was Vater und Sohn auch verbindet, ist der Sport. Bei Reiner Dreysse ist es mehr der kleine Ball, bei Kay war es der große, mittlerweile aber auch wieder der kleine. Mit seinem TV Eiserfeld spielt er in der Verbandsliga. Reiner Dreysse schaffte es mit seinen Tenniskameraden des TV Eiserfeld immerhin bis in die Westfalenliga und war darüber hinaus auch acht Jahre lang Vorsitzender des Vereins. Kay bewegt sich auch ehrenamtlich auf den Spuren des Vaters: Er ist aktuell 2. Vorsitzender des TV Eiserfeld. Doch Tennis ist eher sein „Zweithobby“. Viel erfolgreicher war er als Fußballer. Zunächst beim RSV Eiserfeld, dann in Netphen. Die Trainerlegende Fanja Noll wollte ihn damals sogar zu den Sportfreunden ins Leimbachstadion holen.

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Seine sportlich erfolgreichste Zeit hatte Kay beim SuS Niederschelden, als die Mannschaft mit ihm als Spielführer 2007 von der Bezirksliga in die Landesliga aufstieg. An den sensationellen 5:1-Sieg beim damaligen Aufstiegsfavoriten Kaan erinnert er sich noch heute und weiß die Kameradschaft und Teamfähigkeit hoch zu schätzen, die ihn als Fußballer und seinen Vater als Tennisspieler geprägt und die sie mit in ihren Beruf genommen haben.

Die meisten Dreysse-Angestellten wohnen auch in Wilnsdorf

Es sind insgesamt 220 Frauen und Männer, die an den sieben Standorten der Familie Dreysse beschäftigt sind. Kay kennt sie alle, zumal sie zu 90 Prozent in Wilnsdorf wohnen. Er ist stolz darauf, dass die personelle Fluktuation vor allem in den Führungspositionen sehr gering ist. So hat Filialleiter Jürgen Kleinert einst bei seinem Vater in Eiserfeld die Lehre gemacht und ist inzwischen seit 45 Jahren ununterbrochen dabei. „Die soziale Verantwortung ist uns wichtig“, betont er. Dazu gehört für die Beschäftigten immer auch Urlaubs- und Weihnachtsgeld und die Möglichkeit, in den Filialen mit Rabatt einkaufen zu können.

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Und nicht zuletzt, dass bis zu fünf Azubis pro Jahr eine solide Ausbildung erhalten. Kay Dreysses Credo: „Mir ist wichtig, bei allen Entscheidungen auch die Mitarbeitenden mitzunehmen“, spiegelt sich in einer Antwort wieder, die eine Angestellte auf die Frage des Besuchers gab, wer außer den beiden Chefs beruflich noch zur Familie Dreysse gehört: „Wir sind alle eine Familie“.