Siegen-Wittgenstein. Hochburgen für eine Partei sind die Siegen-Wittgensteiner Wahlkreise schon lange nicht mehr. Diesmal sind die Direktmandate die einzigen Chancen.

Die einen planen längst ihre Wahlpartys – die Grünen bitten Sonntag ab 17.30 Uhr in die Weißtalhalle. Die anderen mögen mit dem Wahlkampf gar nicht aufhören – die AfD trifft sich noch am Samstagabend im Hüttensaal der Siegerlandhalle. Die bestimmt letzte Podiumsdiskussion der Direktkandidaten und - kandidatinnen hat am Freitag in der Blue Box stattgefunden, zu der das Siegener Jugendparlament auch Schulklassen eingeladen hat, entweder zum Besuch im Jugendzentrum oder zum Livestream vom Klassenzimmer aus.

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Die ganze Prominenz reist in Siegen an

Das Siegerland ist offenkundig politisch umkämpftes Terrain: Hendrik Wüst, der Ministerpräsident von der CDU war da, sein Herausforderer von der SPD Thomas Kutschaty auch. Mona Neubaur von den Grünen, die bereits als künftige stellvertretende Ministerpräsidentin gehandelt wird, war in Kreuztal. Ines Brandes, Ina Scharrenbach, Karl-Josef Laumann, Herbert Reul – ein beträchtlicher Teil des Kabinetts reiste zu diversen Terminen an. Zuletzt am Donnerstag auch Yvonne Gebauer von der FDP zur Realschule Am Oberen Schloss in Siegen – für die Schulministerin sieht allerdings keine der denkbaren Konstellationen zwischen Jamaika und Ampel mehr einen Platz in der nächsten Landesregierung.

Und wer machts? Das können die rund 207.000 Wahlberechtigten im Kreisgebiet am Sonntag mit ihrer Erststimme entscheiden - oder schon viel früher, per Briefwahl.

Zweikämpfe in den Wahlkreisen

Seit 2005 gilt die Einteilung des Kreisgebietes in zwei Wahlkreise: 126 mit Siegen, Freudenberg, Burbach und Neunkirchen, 127 mit dem nördlichen Siegerland und Wittgenstein.

Wahlkreis 126: Den hat 2005 Volkmar Klein für die CDU gewonnen, 2010 Jens Kamieth für die CDU, 2012 Tanja Wagener für die SPD und 2017 wieder Jens Kamieth für die CDU. Diesmal schickt die SPD den Siegener Bernardo Adhemar Molzberger als Herausforderer von Jens Kamieth ins Rennen.

Wahlkreis 127: 2005 und 2010 holte Monika Brunert-Jetter aus Meschede den Wahlkreis für die CDU, 2012 gewann der Burbacher Falk Heinrichs für die SPD, 2017 die Bad Berleburgerin Anke Fuchs-Dreisbach für die CDU. Sie verteidigt den Wahlkreis jetzt gegen den Herausforderer Samir Schneider von der SPD aus Bad Laasphe. Schneider hatte sich in der SPD gegen Julian Maletz aus Kreuztal durchgesetzt.

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Chancen auf den Landeslisten

Die zweite Möglichkeit – neben dem Sieg im Wahlkreis –, in den Landtag einzuziehen, bieten die Landeslisten der Parteien, für die kleinen Parteien, die nur selten Direktmandate gewinnen, ist das die einzige Chance. Wie viele Plätze dort noch ziehen, hängt immer davon ab, wieviel Prozent der Zweitstimmen eine Partei bekommt und wie viele der ihr zustehenden Mandate sie schon direkt gewonnen hat.

CDU: 2017 hat die CDU-Landesliste gar nicht gezogen, alle Mandate hatte die Partei bereits direkt gewonnen. Diesmal hat die CDU Anke Fuchs-Dreisbach auf Platz 30, Jens Kamieth auf Platz 40 gesetzt. 2012 konnte Jens Kamieth sein Mandat mit dem Listenplatz retten.

SPD: Falk Heinrichs hatte 2017 den Listenplatz 24. Bei der Wahl fiel das letzte Mandat auf Platz 16. Erst im Januar 2022 rückte der Burbacher noch für ein paar Wochen nach. Adhemar Molzberger hat nun Platz 23, Samir Schneider Platz 65. Zuletzt hatte die SPD 2005 Glück mit ihrer Landesliste: Helga Schwarz-Schumann holte ein weiteres, viertes Mandat in die Region.

Grüne: Johannes Remmel, von 2010 bis 2017 Umweltminister, hatte seit 1995 einen sicheren Listenplatz. Er war stets der dritte Abgeordnete in der Region neben den Wahlkreis-Gewinnern. 2022 kandidiert er direkt im Wahlkreis, hat aber keinen Platz mehr auf der Landesliste. Manuela Köninger wurde auf Platz 43, Theresa Pflogsch auf Platz 65 gesetzt.

FDP: Mit dem Neunkirchener Hagen Tschoeltsch verließ 1995 der bisher letzte FDP-Abgeordnete aus dem Kreisgebiet den Landtag. Andreas Weigel aus Wilnsdorf hat Platz 28. Wenn die Wahl genauso ausgeht wie 2017, wäre das der letzte Platz auf der Landesliste, der noch für ein Mandat reicht. Carsten Weiand aus Erndtebrück ist auf Platz 114 – dazu müsste die FDP im derzeit 199-köpfigen Landtag die absolute Mehrheit gewinnen.

AfD: 16 Sitze hat die AfD 2017 geholt. Bliebe es dabei, wäre Christian Zaum aus Bad Laasphe (Platz 16) drin.

Linke: Die Linke ist derzeit nicht im Landtag vertreten. Ihre Kandidaten Mark P. Stadler und Roland Wiegel haben keine Plätze auf der Linken-Landesliste.

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