Buschhütten. Wohnen auf dem Sportplatz: Jetzt bekommen die Ideen für Buschhüttens neue Mitte ein Gesicht. Hier sind die ersten Bilder.
Nach dem nächsten Triathlon, im Frühsommer 2023, werden die Arbeiten für den neuen Buschhüttener Dorfplatz beginnen. Und irgendwann dann auch für das Wohnviertel auf dem Noch-Sportplatz nebenan – auf einen Zeitplan legen sich die Investoren nicht fest, als sie ihre Konzepte in der Turn- und Festhalle vorstellen. Mindestens drei Jahre werden aber wohl ins Land gehen, bevor jemand in der Neuen Mitte einziehen kann, in eine der 42 Wohnungen im Grünen, zwischen denen der aus dem Rohr befreite Mattenbach entlangplätschert.
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2017 wurde bei einem Stadtteilspaziergang für das integrierte Handlungskonzept IKEK die Idee erfunden, dass Buschhütten eine neue Ortsmitte braucht – die alte mit der großen Kastanie war nun mit einem Einkaufszentrum belegt. Bürgermeister Walter Kiß erinnert an diese lange Vorgeschichte und an die intensive Debatte mit den Buschhüttenern über die Konzepte, bei der die große Sportveranstaltung auch eine wichtige Rolle spielte. „Den Triathlon wollen wir natürlich nicht gefährden.“
Dorfplatz mit Boulderwand und Himmelsspiegel
Dorfplatz: Das Land übernimmt die Kosten von 1,7 Millionen Euro für den 120 Mal 50 Meter großen Dorfplatz komplett, den Zuschlag bekommen hat das Konzept der Siegener Ingenieurgesellschaft Bauplan. Volker Höfer stellt die zwei Terrassen mit Sitzstufen vor, die – ergänzt um eine Rampe – die Höhendifferenz zum teils asphaltierten, teils begrünten Platz überbrücken, auf dem auch ein Fest- oder Zirkuszelt aufgestellt werden können soll. Attraktion vor allem für Kinder wird, in der frostfreien Jahreszeit, der „Himmelsspiegel“ sein: eine drei bis fünf Zentimeter tiefe Wasserfläche – „ungefährlich, aber man spritzen“.
Mattenbach
Sorge macht den Anwohnern der bisher verrohrte Mattenbach. Die Keller an der Mattenbachstraße liefen regelmäßig voll, warnt einer: „Aus der Tiefgarage können Sie ein Schwimmbad machen.“ Es werde keine Zuleitung von der anderen Seite der Bahn geben, sagt Stadtbaurätin Christina Eckstein: „Es kann durchaus sein, dass der Bach im Sommer trocken fällt.“ Ingenieur Hendrik Stötzel verweist auf noch ausstehende hydraulische Berechnungen. Möglicherweise bekomme der Bach noch einen Bypass.
Zum Verweilen laden ein aufgeschütteter Hügel und ein Holzpodest auf zwei Ebenen ein, das von einem Sonnensegel überspannt wird solange die jungen Bäume noch nicht genug Schatten spenden. Und im Atrium wird eine Boulderwand aufgestellt, zum Klettern am Nachmittag, aber auch beim Schulsport der benachbarten Grundschule. Zugänglicher gemacht wird auch der Gießpfannenplatz an der Ecke Schul-/Buschhüttener Straße. „Man wollte nicht, dass da jemand reinläuft.“ Jetzt kommt die Hecke weg und ein Holzstamm zum Balancieren und Sitzen rein.
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Sport auch ohne Sportplatz
Sport: Auch ohne Sportplatz wird Sport möglich bleiben: Eine 75-Meter-Bahn und ein Sprunggrube, ein Streetballfeld und eine Boulebahn sind vorgesehen. Damit das möglich wird, gibt der Tennisclub einen seiner beiden Tennisplätze ab.
42 Wohnungen, Häuser bis zu vier Geschossen
Wohnen: 42 Wohnungen, davon 15 Prozent öffentlich gefördert – „nicht mehr, aber die wollen wir auch haben“, erwidert Bürgermeister Walter Kiß auf Einwände, die fürchten, sozialer Wohnungsbau schaffe einen „sozialen Brennpunkt“. Reihen- oder Doppelhäuser an der Buschhüttener Straße, dann aufsteigend höhere Mehrfamilienhäuser bis zu vier Geschossen und eine Tiefgarage mit 46 Stellplätzen entlang der Bahnlinie – dort auch gut als Schallschutz für das neue Wohn viertel. Wohnungen für kleine und große Familien, Alleinlebende, Studierende, Berufspendler, Junge, Alte: Hendrik Stötzel, Geschäftsführer der Stoppacher Ingenieurgesellschaft in Hilchenbach, stellt das Konzept vor, für das sich die Stadt entschieden hat. Stoppacher arbeitet in der Investorengemeinschaft mit der Sparkasse und dem Bauunternehmen Runkel aus Siegen zusammen.
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„Eine grüne Mitte“, betont Hendrik Stötzel : Von 9000 Quadratmetern sind 3000 Grünfläche und weitere 3000 Gründächer mit Photovoltaik-Modulen. Autos gibt es im Innern der Anlage nicht, Kinder können dort gefahrlos spielen Der Mattenbach fließt durch, ein Weg führt entlang, Sitzgruppen laden zum Verweilen ein, nicht nur die Bewohner und Besucher – das Viertel ist offen für alle.
Es gibt Einwände: „Einfach zu wenig Stellplätze“, sagt einer der Bürger und verweist auf die beengte Lage im Quartier Deichwald auf der anderen Seite der Siegener Straße – dort nicht zuletzt auch deshalb, weil massiver gebaut wurde, nachdem sich die Nachfrage nach den eigentlich vorgesehenen Einfamilienhäusern in Grenzen hielt. Erwartbar, heißt es aus dem Publikum: „Das kann doch heute keiner mehr bezahlen.“ Am Ende, so die Sorge, regieren gut verdienende Paare („Die haben höchstens noch einen Hund“) das Viertel. „Und Kinder dürfen dort nicht spielen, weil die Leute ihre Ruhe haben wollen.“
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Hendrik Stötzel entgegnet: Es werde eine „sehr ausgewogene Bewohnerstruktur“ geben, letztlich nicht nur durch die öffentliche Förderung gesteuert, sondern auch durch dei noch nicht festgelegte Mischung von Miet- und Eigentumswohnungen. „Wir schaffen ein sehr familienfreundliches Umfeld.“ Stadtbaurätin Christian Eckstein stellt klar, dass die Stadt ihr Konzept im Kaufvertrag mit den Investoren festschreibt – im Deichwald-Quartier bestimmt der Bauträger allein.
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Seniorenwohnanlage und Pflegeplätze
Pflege: Während im Süden zur Turn- und Festhalle ein Erdgeschoss für (Eis-)Café, Läden oder Praxen vorgesehen ist, ist an der Nordseite zur Mattenbachstraße eine dreigeschossige Pflegeeinrichtung mit 40 Betten, Seniorenwohnanlage und Tagespflege eingeplant. „Wir sind darüber sehr froh“, sagt Bürgermeister Walter Kiß, „der Bedarf ist groß.“. Von den 80 Plätzen, die der Kreis für Kreuztal ausgeschrieben hat, wird im Quartier Deichwald nur ein Teil ausgeschöpft. Der Rest kommt nun in die neue Mitte.
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