Wilnsdorf. Das neue Feuerwehrgerätehaus Oberes Weißtal in Wilnsdorf bekommt keine Waschhalle und keine Kinder- und Jugendräume. Das hat Gründe.
Es soll ein neues Feuerwehrgerätehaus im oberen Weißtal geben, ein gemeinsames Zuhause für die dann vereinigten Löschgruppen aus Anzhausen und Flammersbach. Das ist keine neue Nachricht für die Wilnsdorfer und eigentlich besteht darüber auch seit langem Einigkeit in den politischen Gremien. Trotzdem wird darüber im Haupt- und Finanzausschuss noch diskutiert. Durchaus mit kontroversem Unterton.
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Der Plan
Der Beschlussvorschlag ist nach aller Vorarbeit seit Ende 2020 recht einfach gehalten. „Die Verwaltung wird beauftragt die Planungen auf Basis des Vorentwurfs fortzusetzen und die Maßnahme baulich umzusetzen“, ist da zu lesen. Alle gehen von einer schnellen Erledigung aus. Bis die CDU fordert, auf eine Entscheidung zu verzichten. Jede Verzögerung schiebe in letzter Konsequenz auch die Ausschreibungen nach hinten, gibt Bürgermeister Hannes Gieseler zu bedenken. Er hat zunächst die Vorlage kurz vorgestellt, vor allem betont, dass es einigermaßen und mit Kraftaufwand gelungen sei, die ursprünglich veranschlagten Kosten von rund 3,1 Millionen Euro zu halten. Wobei es Mehrkosten von 350.000 Euro geben werde, weil die Gründung des Gebäudes deutlich tiefer gesetzt werden müsse. Dazu kämen die Schwankungen bei den Preisen, die aktuell „plusminus 30 Prozent betragen“ könnten. Die Gemeinde hat dazu bereits Fördermittel in Höhe von 250.000 Euro beantragt, die die Mehrkosten wenigstens zum Großteil abdecken würden.
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Die Feuerwehr
Danach hat Gemeindebrandmeister Christian Rogalski das Wort, der den Grundriss des geplanten Gebäudes ausführlich vorstellt und immer wieder einfließen lässt, dass er selbst und seine Feuerwehrkameraden mit dieser Planung sehr gut leben könnten. Beide Löschgruppen verfügen derzeit über drei Fahrzeuge, es ist aber schon jetzt ein weiterer Stellplatz vorgesehen. Der großzügige Ansatz sehe genug Spinde für alle Wehrleute sowie die Jugendfeuerwehr vor, die jetzt angesetzte Zahl von Parkplätzen sei nicht endgültig und könne noch verändert werden.
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Auch innerhalb des Hauses seien noch Anpassungen möglich. Vor allem lobt Rogalski die Überlegung, „alles auf einer Ebene unterzubringen. Wir haben nur eine Etage und brauchen keine Treppen.“ Das komme vor allem den Mitgliedern der Ehrenabteilung entgegen, die teils nicht mehr so gut zu Fuß seien. Sowohl der Stadtbrandmeister als auch der Bürgermeister betonen mehrfach, dass es sich bei der Vorlage um einen ersten Entwurf handele, der in den folgenden Schritten ausgearbeitet werden solle, unter enger Abstimmung zwischen Politik und Feuerwehr.
Die CDU: Zwei Kritikpunkte
Umso irritierter fallen die Reaktionen aus, als der CDU-Fraktionsvorsitzende Klaus Grünebach eine Verschiebung der Abstimmung fordert. Seine Fraktion, in der es auch einige Feuerwehrleute gebe, habe darüber gesprochen und mehrere Punkte gefunden, die nicht einfach so hingenommen werden könnten. Seine Kollegen Dennis Schneider und Meinolf Buschmann konkretisieren die Kritikpunkte.
Da geht es einmal um die Waschhalle, die seitens der Christdemokraten als unumgänglich betrachtet wird, gerade auch mit Blick auf den Winter. Auch vermissen sie eigene Räume für die Kinder- und Jugendfeuerwehr, wo auch schon einmal „Sachen eine Woche liegenbleiben können“. Ohnehin findet Buschmann, es werde zu sehr auf die Ist-Situation geschaut und nicht auf die Zukunft. Schon jetzt fehlten einige Plätze für Wehrleute und Jugendliche.
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Es geht um Geld und Gleichbehandlung
Auf die Waschhalle sei bewusst verzichtet worden, um die Kosten im Rahmen zu halten, wehrt Bürgermeister Hannes Gieseler die Vorwürfe ab. In Zusammenarbeit mit der Wehrführung sei die Entscheidung gefallen, einen Waschplatz neben dem Gebäude einzurichten. Der vierte Stellplatz im Gebäude sei zudem auch als Trockenplatz nutzbar. Er selbst habe bei den Diskussionen erstmals erfahren, was alles beachtet werden müsse, um eine Waschhalle zu bauen.
Bezüglich der Kinder und Jugendlichen habe es eine Information für die Fraktionsvorsitzenden gegeben, die er im Moment nicht öffentlich diskutieren wolle. Es werde aber daran gearbeitet, und er bedauere es, wenn diese Informationen in der CDU-Fraktion nicht angekommen seien. Seien sie, aber nicht akzeptabel, ist von Dennis Schneider zu hören. Bürgermeister Hannes Gieseler verweist noch auf die anderen Gerätehäuser, bei deren Sanierung jeweils auf Räume für die Jugendfeuerwehr verzichtet worden sei. Da müsste sich die Verwaltung bei einer Ausnahme im Neubau garantiert entsprechender Kritik stellen.
Fragen zu Wilgersdorf
Wie es mit dem Feuerwehrgerätehaus Wilgersdorf weitergeht, will Andreas Klein (fraktionslos) wissen. Im Dezember 2020 hatte der Rat entschieden, auf den Neubau zu verzichten, nachdem sich eine Kostensteigerung von 950.000 auf 2,4 Millionen Euro abgezeichnet hatte.
„Damals hat die Verwaltung angeregt, das bestehende Feuerwehrgerätehaus dahingehend zu überprüfen, es am vorhandenen Standort deutlich günstiger ertüchtigen zu können“ führt Andreas Klein aus. Es sei damals die Rede von etwa 570.000 Euro gewesen.
Um der Feuerwehr eine verlässliche Zukunftsperspektive anzubieten, müssten nun kurzfristig Vorschläge und Lösungen präsentiert werden. In einem Fragenkatalog will Klein wissen, wann mit der Umsetzung der Maßnahmen gerechnet werden kann.
Die anderen Fraktionen: Guter Entwurf
Bei den anderen Fraktionen herrscht Übereinstimmung, dass ein guter Entwurf vorliegt, der noch ausbaufähig sei. Es gehe hier um die grobe Planung, stellt Andreas Weigel (Bürger für Wilnsdorf und FDP) fest und möchte die Einzelheiten gar nicht wissen, die sollten den Fachleuten überlassen bleiben. Wenn die CDU behaupte, nichts von den Gedanken zu einer Alternative für die Jugendfeuerwehr zu wissen, sei dies schlicht die Unwahrheit, regt sich Weigel auf.
Ekkehard Blume, der im Namen von Bündnis 90/Grüne finanzielle Dinge hinterfragt hat, möchte launig wissen, wie weit denn die CDU die Grundsteuer erhöhen wolle, um die enormen Zusatzkosten für eine Waschhalle zu finanzieren. Anne Bender (Bürger für Wilnsdorf und FDP) wundert sich, dass es doch eigentlich gar keine Probleme gebe, „es sei denn, sie werden gemacht“.
Das Ergebnis: Mehrheit stimmt zu
Schließlich bittet die CDU um fünf Minuten für eine Beratung. Die dauert etwas länger, aber danach wird die Zustimmung signalisiert. Vor den Augen der Feuerwehrleute aus Anzhausen und Flammersbach geht die Vorlage schließlich einstimmig durch. Das letzte Wort hat der Rat am Donnerstag, 31. März.
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