Siegen. Auch in Siegen gehen Menschen auf die Straße, um gegen den russischen Angriff auf die Ukraine zu demonstrieren – mit unterschiedlichen Ansätzen.

Wieder ein Samstag mit vielen Demonstrationen in Siegen: Wobei sich der Schwerpunkt vom bisherigen Dauerthema Corona auf einen anderen verlegt hat – der aktuellen Ereignisse in der Ukraine wegen.

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Den Anfang macht ein breites Bündnis verschiedener Organisationen, die zunächst erneut dazu aufgerufen hatten, unter dem Motto „ungespalten – GEMEINSAM aus der Pandemie“ eine Menschenkette zum Zeichen der Gemeinsamkeit zu bilden. Sollte es am 30. Januar vom Scheinerplatz durch die Bahnhofstraße gehen, ist diesmal die Oberstadtbrücke der Ausgangspunkt, Richtung Kölner Straße in die Oberstadt. Mit dabei diesmal sind zunächst Volt Siegen-Wittgenstein, Die Grünen/Bündnis 90 Siegen, Omas gegen Rechts, Siegen gegen Rechts, SPD Siegen, CDU Siegen, FDP Siegen-Wittgenstein, der Verein „Inklusive Begegnungen“, UWG Siegen, Die Linke Siegen-Wittgenstein, der DGB Siegen-Wittgenstein sowie der Evangelische Kirchenkreis Siegen. Kurzfristig wird der Versammlungsort dann allerdings angepasst.

Siegen: Protest gegen Angriff auf die Ukraine mit Menschenkette und Kundgebung

„In Siegen wollen wir zum Ausdruck bringen, dass wir Frieden fordern, damit sich dieser Konflikt nicht auf ganz Europa ausweitet. Wir wollen unsere Solidarität mit der ukrainischen Bevölkerung bekunden“, schrieb Initiator Jacob Kammann von Volt im Vorfeld und rief die Organisationen dazu auf, sich zu diesem Zweck am Samstagvormittag zu versammeln. Mit Erfolg, wie die lange Kette aus besorgten und engagierten Menschen beweist, die sich schließlich von 12 bis 13 Uhr vom Ende der Oberstadtbrücke bis in die Oberstadt zieht.

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Danach geht es praktisch direkt vor dem Apollo-Theater weiter, „Hände weg von der Ukraine! Stoppt den Krieg!“, ist das Motto der Kundgebung, die ebenfalls recht spontan angemeldet wurde und sich gegen jede Form der Einmischung in der Ukraine richtet. „Wir verurteilen entschieden den Einmarsch durch Russland“, betont Organisatorin Bettina Pour-Imani, sieht aber im Verhalten von EU und Nato gleichermaßen eine imperialistische Einmischung in der Ukraine. Jeder ist zur Teilnahme eingeladen, allerdings sind es überwiegend Vertreter der Linken und der Partei nahestehender Gruppen, die sich auf dem Scheinerplatz treffen. Rund 30 mögen es sein, die gegen den Krieg demonstrieren, aber eben auch gegen eine Intervention aus dem Westen.

Die Demo auf dem Scheinerplatz ist deutlich kleiner, im Ton dafür schärfer und gegen jede Einmischung gerichtet.
Die Demo auf dem Scheinerplatz ist deutlich kleiner, im Ton dafür schärfer und gegen jede Einmischung gerichtet. © Unbekannt | Michael Kunz

Siegen: Gegen Angriff auf die Ukraine – scharfe Töne auf dem Scheinerplatz

Die Position sei ausgewogen, aber sicher auch speziell, sagt Bettina Pour-Imani, die überlegt, dass die Friedensbewegung unter den neuen Umständen wohl auch neu definiert werden müsse, in einer Zeit, in der Russland plötzlich wieder als aggressive Macht auftrete. Der Landtagskandidat der Linken, Roland Wiegel, lehnt ausdrücklich jede militärische Unterstützung für die Ukraine ab, sieht seine Legitimation als Redner an diesem Tag in seinen Wurzeln begründet, die in verschiedenen früheren Sowjetrepubliken lägen. Die Verhältnisse in der Ukraine seien komplexer, als viele es heute darstellten, die Beziehungen unter den Menschen viel enger und verwobener. Hass und auch Neo-Nazis gebe es auf beiden Seiten, das Land müsse unabhängig und selbstständig seinen Weg finden.

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Wichtig sei allein die Solidarität unter den Proletariern und nicht der Hass, der auch ihm selbst immer wieder als Person entgegengebracht werde. Genau dazwischen hat sich Sven Steinkamp mit einem Infotisch aufgestellt und versucht, Menschen über den Krieg und die Hintergründe aufzuklären, vor kollektiver Manipulation zu warnen. Der 27-Jährige ist Rapper, hat festgestellt, dass er die Leute auch über seine Musik erreichen kann und gehört zu einem Zusammenschluss gleichgesinnter junger Siegerländer. An der Menschenkette hat er sich nicht beteiligt. „Die wissen ja, worum es geht“, sagt er und möchte jene erreichen, die noch nicht im Bilde seien. Von selbst kämen leider die wenigsten, „ich muss auf die Leute zugehen“. Das will er den ganzen Tag auch tun.

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