Siegen. Apotheken dürfen jetzt Corona-Impfungen anbieten. Noch bietet das keine Apotheke in Siegen-Wittgenstein an. Macht die Aktion überhaupt noch Sinn?

Seit Montag ist es soweit: Impfwillige können sich nun ihre Spritze gegen Corona in Apotheken geben lassen. Ziel ist, der Impfkampagne noch einen Schub zu geben. Je breiter das Angebot ist, desto leichter lassen sich diejenigen von einer Corona-Impfung überzeugen, die noch keine haben, so die Hoffnung. Bedingung ist, dass Apotheker vorher eine ärztliche Schulung erfolgreich absolviert haben.

Dass die gesetzliche Grundlage besteht und genügend Impfstoff vorhanden ist, bedeutet allerdings nicht, dass ab sofort auch jede Apotheke die Spritze in den Arm anbietet. Im Siegerland ist den verantwortlichen Stellen bislang keine Apotheke bekannt, die sich an der Impfaktion beteiligt.

Siegener Ärzteverein: Impfung in Apotheken an sich kein Problem

Scharfe Kritik an der Initiative der Apotheker äußert die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL). Für Vorstandsvorsitzender Dr. Dirk Spelmeyer ist klar: „Das Impfen gehört in die Arztpraxen und nirgendwo anders hin!“ In Hinblick auf Vorerkrankungen und mögliche Nebenwirkungen sei eine individuelle Beratung von Impfwilligen notwendig, die nur Ärzte leisten könnten.

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Dass Apotheker Impfungen anbieten, ist dagegen für Dr. Florian Becher vom Vorstand des Ärztevereins Siegerland an sich gar nicht das Problem. Vielmehr sei dafür der Zeitpunkt zu spät: „Wir verstehen die Intention, und dass das hilfreich hätte sein können. Aber wir glauben, dass es uns jetzt nicht mehr nennenswert voranbringt“, sagt Becher. Allerdings, so betont auch er, seien für die Behandlung möglicher Nebenwirkungen weiterhin Ärzte zuständig.

Apotheker: Impfangebot der Ärzte in Siegen-Wittgenstein ist groß genug

Dass das Impfangebot momentan groß genug sei, findet auch Gero von Fircks, Sprecher der Apothekerschaft in Siegen-Wittgenstein. Auch er weist darauf hin, dass sich ein früherer Einstieg der Apotheken in die Impfkampagne gelohnt hätte: „Der Hauptschwung war im November und Dezember, da wäre es für die Apotheken interessant gewesen“, so von Fircks.

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Die Diskussion um die Frage, ob Apotheker überhaupt geeignet seien, Impfungen zu geben, kann von Fircks wiederum nicht verstehen: „Es ist ja nicht die erste Impfung, die in der Apotheke durchgeführt wird“, betont er und verweist auf einen Modell-Versuch des Apothekerverbands, in dem einige Apotheken bereits die Grippe-Impfung angeboten hatten.

Auch Tierärzte und Zahnärzte dürfen in Siegen-Wittgenstein gegen Corona impfen

Zumal nicht einmal alle Arztpraxen, die es könnten, die Corona-Impfung anbieten. Denn auch Tierärzte sollen inzwischen dazu beitragen können, die ins Stocken geratene Impfkampagne wieder zu beschleunigen. Anne Knipp etwa, Tierärztin aus Kreuztal, impft in ihrer Praxis nicht gegen Corona, weil sie ihre Praxis dafür nicht hinreichend ausgestattet sieht: „Ich könnte mir aber vorstellen, tageweise in einem Impfzentrum zu arbeiten“, so Knipp.

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Und auch Zahnärzte sollen in Sachen Impfen mit ins Rad greifen können. Gegenüber den Veterinärmedizinern findet Dr. Johanna Enkling-Scholl von der Eichenklinik zwar, dass Zahnärzte zwar besser geeignet sind, menschliche Patienten zu impfen. Aber auch se sieht keinen zusätzlichen Bedarf an Impfstellen in Sachen Corona: „Alle, die wollen, werden nach jetzigem Stand auch ohne uns einen Termin bekommen. Das gilt zumindest in unserer Gegend“, sagt sie. Die Eichenklinik beteilige sich daher nicht an der Impfkampagne.