Siegen. Versuchter Totschlag: Zwei Brüder sollen Schwager in Siegen mit Messer attackiert haben. Opfer hatte Glück im Unglück; knapp keine Lebensgefahr.

„Fragen Sie meine Frau. Die hat viel mehr gesehen“, rät ein Zeuge dem Gericht. Der Mann ist Nachbar des Geschädigten, der am 22. Juli 2021 von den Brüdern seiner Frau angegriffen wurde und dabei drei Messerstiche erlitt. Der Zeuge wird entlassen und verschwindet samt Gattin. Sie könne jetzt nicht mehr und sei auch nicht geladen, so die Frau zu einer Wachtmeisterin. Das Gericht will sie fürs nächste Mal bestellen.

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Nach wie vor steht am Freitag, 4. Februar, Aussage gegen Aussage im Verfahren über einen versuchten Totschlag: Die der Brüder gegen ihren Schwager. Die Übereinstimmungen halten sich in Grenzen. Der Zeuge war durch den Streit vor der Haustür in der Siegener Winchenbach aufmerksam geworden, hatte aber nur ein blaues Auto und einen Mann im weißen Pullover gesehen. Später half er, die blutende Wunde seines niedergestochenen Nachbarn notdürftig zu versorgen, bevor Polizei und Krankenwagen eintrafen. Die Frau des Verletzten habe an die Tür gehämmert und um Hilfe gebeten. Die Nachbarn kenne er gar nicht.

Nachbar sah in Siegen aus dem Fenster: Mann mit Messer in der Hand

Ein anderer Hausbewohner hatte Beschimpfungen gehört und beim Blick aus dem Fenster seiner Erdgeschosswohnung einen Mann gesehen. Der habe sich das T-Shirt ausgezogen und um die Hand gewickelt, in der anderen ein Messer, der Zeuge rief direkt die Polizei. Während des Telefonats sei es im Flur laut geworden. Wiedererkennen im Gericht könne er den Mann vor dem Haus nicht, so der 25-Jährige.

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Zwei Ärzte aus dem Jung-Stilling-Krankenhaus beschreiben, wie der Schwager eingeliefert wurde, mit zwei Stichwunden im Bein und der dritten im Nacken. Die sei etwa 14 Zentimeter tief gewesen, schräg von links oben „bis auf den Knochen“ der Wirbelsäule gegangen, habe per Not-OP versorgt werden müssen. „Ein wenig anders gestochen“ hätte Lebensgefahr bestehen können, erklärt eine Ärztin. Konkret eher nicht, von allein hätte sich die Wunde aber auch nicht wieder geschlossen. Am Bein sei eine Sehne durchtrennt, ein Stück vom Knorpel des Kniegelenks abgebrochen worden.

Anwalt: Angeklagter wurde zuerst angegriffen – angebliche Fotos „blutüberströmt“

Ob das die Ursache für das Hinken des Geschädigten sein könne, will sie auf Nachfrage der Vorsitzenden nicht ausschließen. Ob von hinten oder vorn gestochen wurde, vermögen beide Mediziner nicht zu sagen.

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Verteidiger Andreas Trode betont erneut die tiefe Kopfwunde seines Mandanten, des älteren Bruders, der darauf beharre, zuerst angegriffen worden zu sein. Es gebe auch Fotos, die ihn blutüberströmt zeigten. Die beiden Nachbarn hatten kein Blut gesehen. Auch Amtsrichter Uwe Stark, der die Angeklagten bei der Entscheidung über deren Inhaftierung gesehen hatte, erinnert sich nicht an Verband oder Pflaster.