Netphen. Mit dem Haushalt gibt der Rat am Donnerstag auch Geld für die Sanierung von Brücken frei. Die Summe ist umstritten.

Elf Brücken stehen in diesem Jahr zur Sanierung oder Erneuerung an, vier im nächsten, weitere neun in den Jahren ab 2024. Und das ist weder der Anfang noch ein Ende. Seit 2010 hat die Stadt bereits 13 ihrer insgesamt 92 Brücken und Durchlässe erneuert, darunter vier der 33 Fußgängerbrücken. Allein in diesem Jahr hat die Stadt in ihrem Haushaltsplan fast eine Million Euro eingeplant.

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„Wahnsinn“ nannte das Lothar Kämpfer (SPD) im Stadtentwicklungsausschuss und bezeichnete die Netphener Brücken-Diskussion als „trauriges Kapitel“. Er schlug vor, in jedem Ortsteil eine Brücke aufzugeben. „Es gab mal Zeiten, da hatten wir noch nicht einmal Geld, um die Toiletten in den Schulen zu sanieren.“

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Entweder sanieren oder sperren

Tobias Glomski (Grüne) stellte in Frage, ob tatsächlich im Freizeitpark fünf Brücken über den Obernaubach erneuert werden müssen. Ein Fragezeichen setzte er hinter die Siegbrücke im Deuzer Industriegebiet Weiherdamm: „Der Nutzen ist mir auch hier nicht ersichtlich.“ Beigeordneter Andreas Fresen widersprach: In Deuz handele es sich um die Anbindung des Bahndamm-Radwegs nach Netphen. „Das halte ich schon für wichtig.“ Und im Freizeitpark werde tatsächlich auch die Brücke vom Parkplatz 3 gebraucht: „Die wird erforderlich, da laufen Gespräche“, spielte Fresen auf die laufenden Überlegungen der Mariengesellschaft an, das Haus St. Anna für Pflegebedürftige mit schwerer Demenz zu erweitern. „Wir bauen nicht, wenn dahinter nicht etwas entsteht.“ Dennoch, so meinte Annette Scholl (SPD): „Fünf Brücken sind zu viel.“

 Die Rundbogenbrücke über den Geiersgrundbach ist bereits gesperrt. Die Brücke ist Bestandteil des „Netpher Radrings“.
Die Rundbogenbrücke über den Geiersgrundbach ist bereits gesperrt. Die Brücke ist Bestandteil des „Netpher Radrings“. © Heinrich Bruch | Heinrich Bruch

Beigeordneter Fresen wies darauf hin, dass die Sanierungsliste auf die Brücken mit dem schlechtesten Zustand konzentriert wurde. „Die eine oder andere Brücke werden wir in Kürze sperren“ – wenn die Sanierung nicht erfolge. Die müsse nicht immer viel Geld kosten, sagte Paul Legge (CDU), wenn rechtzeitig gehandelt werde. So könne die Brücke vom Einkaufszentrum Kälberhof zum Dorfplatz in Deuz mit einer neuen Decke gerettet werden, bevor Unterbau zerstört sei: „Das geht ganz einfach.“ Mit Bitumen oder Kunstharz, bestätigte Andreas Fresen: „Das wird in Kürze passieren.“

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Für Werthenbach regte Ortsbürgermeister Rainer Berlet an, die hintereinanderliegenden Brücken in der Dernbachstraße und in der Wiesenstraße gleichzeitig und nicht, wie geplant, in aufeinander folgenden Jahren zu erneuern – durch die eine Baustelle sei die andere Brücke sowieso nicht erreichbar: „Das macht keinen Sinn.“ Wegen der Baufälligkeit seien die Brücken auf eine Tonnage von 7,5 Tonnen beschränkt. „Das tut uns jetzt schon weh. Die Waldbesitzer wissen nicht, wie sie das Holz aus dem Wald heraus bekommen.“

Die Brücke über die Werthe in der Wiesenstraße ist für schwere Fahrzeuge bereits gesperrt.
Die Brücke über die Werthe in der Wiesenstraße ist für schwere Fahrzeuge bereits gesperrt. © Heinrich Bruch | Heinrich Bruch

Nicht alle Brücken erhalten

Annette Scholl (SPD) stieß sich an der vorgesehen Erneuerung eines Stegs über die Werthe oberhalb von Salchendorf: „Ist das der Weg, den wir schon mal abgelehnt haben?“ Der Rat müsse grundsätzlich entscheiden, „ob wir alle diese Brücken sanieren wollen. Das ist nicht mehr zu bezahlen. “ Beigeordneter Andreas Fresen berichtete, dass der Erhalt dieses Stegs in der Salchendorfer Bürgerversammlung „unbedingt“ gewünscht worden sei. Es handele sich um den einzigen Werthe-Überweg zwischen Salchendorf und Helgersdorf, der zudem auch in Wanderkarten eingezeichnet sei, sagte Ignatz Vitt (UWG). Ohne den Steg wäre ein zwei Kilometer langer Umweg zu gehen. Ein Ausbau für dei Überfahrt von Traktoren sei aber nicht erforderlich.

Das Bauprogramm für 2022

Im Haushalt 2022 ist die Erneuerung von acht Fußgängerbrücken und einer Straßenbrücke eingeplant: Fußgängerbrücke Weiherdamm Deuz (100.000 Euro), Fußgängerbrücke Austraße Dreis-Tiefenbach (125.000 Euro), drei Fußgängerbrücken im Freizeitpark (320.000 Euro), Fußgängerbrücke Spielplatz Wirkelandstraße Werthenbach (30.000 Euro), Radwegbrücke Werthenbach (40.000 Euro), Steg Salchendorf (50.000 Euro).

Die Brücken im Freizeitpark erschließen einen möglichen künftigen Camping-/Wohnmobilplatz, die Kita und die Eissporthalle. Die Brücken in Werthenbach sind Teil des Netpher Radrings.

Hinzu kommt ein Durchlass zum Industriegebiet Hinterm Liesch in Dreis-Tiefenbach (300.000 Euro).

Tobias Glomski (Grüne) zog sein Resümee: „Es ist völlig klar, dass ich Fans für jede Brücke finde.“ Stefan Braun (CDU) stellte fest, „dass wir uns keinen Schritt weiter fortbewegt haben. Ich wünsche der Verwaltung viel Vergnügen.“

SPD fordert Wegekonzept für Freizeitpark

Im Rat wird die SPD-Fraktion am Donnerstag beantragen, „nicht unbedingt notwendige Brücken“ aufzugeben und in diesem Jahr „mindestens zwei“ der fünf Brücken im Freizeitpark noch nicht zu sanieren und, falls auf sie nicht verzichtet werden kann, erst 2023 einzuplanen. Für den Freizeitpark müsse ein neues Wegekonzept erarbeitet werden, das mit weniger Brücken auskommt, heißt es in der bereits zu Protokoll gegebenen Haushaltsrede von SPD-Fraktionschef Manfred Heinz: „Wir laufen Gefahr, dass uns die Unterhaltung des gesamten Freizeitparks aus den Händen gleitet.“

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